Erasmus
Gymnasium Parsberg wird international

Die Schule empfängt Gäste aus Ländern wie Finnland und Italien. 40 Schüler nehmen an dem Ethik-Projekt teil.

18.10.2020 | Stand 16.09.2023, 4:35 Uhr
Günter Treiber
Mit Dr. Hubert Riepl, Elena Piazolo (aus der 10d), Johannes Fink (10a), Prof. Dr. Karsten Weber von der OTH Regensburg und Schulleiter Manfred Hößl(von links) wurde vor allem über die Themen Microchipping und autonomes Fahren diskutiert. −Foto: Günter Treiber

Für 40 Schülerinnen und Schüler in Parsberg brechen in den nächsten zwei Jahren hochinteressante Zeiten an. Die Lehrerinnen Studiendirektorin Judith Lochbihler und Oberstudienrätin Birgit Neumann-Zaunstöck haben sie für das Erasmus-Plus-Projekt „Scientific Ethics Projects: The Concience of Science“ (wissenschaftliches Ethikprojekt: Das Gewissen der Wissenschaft) angemeldet und im August eine Förderzusage erhalten.

Die 40 Schüler aus der Mittel- und Oberstufe haben sich freiwillig gemeldet, um an dem Projekt in ihrer Freizeit mitzuarbeiten. Gleichzeitig hat die Gruppe die Projektleitung für die Partnerschulen in Tromsö in Norwegen, Tilburg in den Niederlanden, Oulu in Finnland und Udine in Italien erhalten. Das bedeutet, dass das Gymnasium Parsberg Gäste aus den vier anderen europäischen Schulen empfangen wird.

Auftakt in Parsberg

Mit jeweils zwei Lehrkräften und fünf Schülern werden sie sechs bis sieben Tage während der Schulzeit in Parsberg verbringen. Die Themen werden hochinteressant sein, wie Judith Lochbihler und Birgit Neumann dem Tagblatt erzählten. „Unser Schwerpunkt wird die künstliche Intelligenz sein“, freut sich Judith Lochbihler auf das Kommende, „wir arbeiten mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg zusammen“.

„Wir werden die Themen des Projekts kritisch im Alltag hinterfragen“, fügt Birgit Neumann-Zaunstöck an. „Wir besuchen dabei Unternehmen und machen Ländervergleiche bei der Gesetzgebung, wenn es zum Beispiel um eine Organtransplantation geht.“ Bei der Medizinethik würden auch Schwangerschaftsabbrüche hinterfragt, auch die Sterbebegleitung werde diskutiert.

Bildung:Parsberg:Partnerschulen:
Erasmus Plus ist einer der Namen eines innerhalb des Konsultations- und Abstimmungsverfahrens der Europäischen Union beschlossenen Programms der Europäischen Kommission für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport.Finanzierung:Für den Zeitraum 2021 bis 2027 hat das EU Parlament Anpassungen sowie eine Verdreifachung des Budgets gefordert. Die finanzielle Ausstattung muss noch abschließend geklärt werden. Ein offener Brief mit der Bitte um höhere Finanzierung ging an Angela Merkel.Erasmus Plus für das Gymnasium Parsberg wird sich um die Schulbildung drehen. Es geht dabei um wissenschaftliche Ethikprojekte und das Gewissen der Wissenschaft zu diesem Thema. Dabei werden verschiedene Bereiche aus dem Microchipping, der Medizinethik und Vergleiche zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz behandelt.Das Gymnasium Parsberg ist die federführende Schule und hat als Partner Schulen aus Tromsö in Norwegen, Tilburg in den Niederlanden, Oulu in Finnland und Udine in Italien zur Seite stehen.

Außerdem soll es den weitreichenden Bereich Bioethik geben. Die Schüler werden sich mit dem Klonen, der Gentechnik, dem Artenschutz, dem Umgang mit Tieren, Pflanzen und Ressourcen befassen. Beim selbstgewählten Schwerpunkt, der erwähnten Künstlichen Intelligenz (KI), geht es um Robotertechnik. Interessant wird es für die Schüler, wenn sie die Welt der Psychologie betreten und sich mit dem Menschen und seinen Wahrnehmungen, seinem Lernen, seinem Erinnern und Denken auseinandersetzen und sich mit den kognitiven Assistenzsystemen mit ihren Schnittstellen zwischen der digitalen Welt und der Umwelt befassen müssen.

Das Projekt läuft über zwei bis drei Jahre. Ebenso wie ihre Gäste werden auch die Parsberger mit zwei Lehrkräften und jeweils fünf Schülern in die Länder der Partnerschulen fahren. „Wer mit darf“, so erklärt es Judith Lochbihler, „wird von Fall zu Fall in einem Auswahlverfahren entschieden“. Zu beachten sei dabei aber, dass jede Schülerin und jeder Schüler nur ein einziges Mal mitfahren dürfe.

An die Lehrkräfte im Gymnasium gewandt, meinte Lochbihler, dass sie sich freuen würden, wenn einzelne Aspekte aufgegriffen und im Unterricht verwendet würden, wie zum Beispiel Zeitungsartikel zum Thema. Die Projektsprache wird durchgängig Englisch sein.

Podiumsdiskussion zum Auftakt

Die Schülerinnen Carolin Schindlbeck und Jennifer Selend moderierten im Anschluss, nachdem ein informativer Film zum Thema KI abgelaufen war, eine Podiumsdiskussion, bei der es viele Fragen und Antworten gab. Auf dem Podium saßen Prof. Dr. Karsten Weber von der OTH Regensburg, Dr. Hubert Riepl, Schulleiter Manfred Hößl sowie die Schülerin Elena Piazolo aus der Klasse 10d und der Schüler Johannes Fink aus der Klasse 10a.

In der Diskussion wurde aus dem KI-Bereich besonders das ThemaMicrochipping aufgegriffen. Darunter versteht man Menschen, die sich einen kleinen Computer-Chip unter die Haut implantieren lassen. Viele Schweden würden das bereits praktizieren. Hierzu wurde auch seitens der Schüler im Auditorium kritisch nachgefragt. Ein weiteres, seit langem heiß diskutiertes Thema war das autonome Fahren, das zum Beispiel E-Autobauer forcieren.

Parsbergs Bürgermeister Josef Bauer sagte auf Nachfrage, dass er den Beitritt des Gymnasiums zum Erasmus-Plus- Projekt als eine Chance sieht, Parsberg weit über seine Grenzen hinaus in ganz Europa zu repräsentieren. „Ich sehe Parsberg als Schul- und Hochschulstandort und auch als sehr geeignet für dieses Projekt.“