Serie
Halme zählen im Quadratmeter

Was angehende Chamer Landwirte lernen, ist der richtige Umgang mit Pflanzen. Mit Säen allein ist es nicht getan.

08.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Lena-Maria Irrgang auf dem Getreidefeld: Wie groß wird die Ernte werden? −Foto: AELF

Der Pflanzenbau liefert die Futtergrundlage für die Tierhaltung in den Betrieben und ist deshalb wichtiger Bestandteil der Ausbildung der künftigen Chamer Landwirte.

Nachdem die Milchviehhaltung in zwei Drittel der Betriebe im Landkreis Cham eine wichtige Rolle spielen, waren auch bei den Schultagen der Anbau von Klee, Kleegras oder Silomais und das Grünland wichtige Themen bei den Schultagen. Dabei sind auch Anbauunterschiede im Landkreis zu erkennen. Ein Ziel war es, näher auf diese Standortunterschiede einzugehen. Diese unterscheiden sich wie die Regionen in den Altlandkreise – vergleicht man etwa Schönthal, Hohenwarth, Traitsching und Falkenstein, sind sie erkennbar.

Deswegen wurden an den Praxistagen im Fach Pflanzliche Produktion verschiedene Flächen im Landkreis Cham besucht. Die „Demoversuche“ und Beispielflächen liegen über den ganzen Landkreis verteilt. Die Themen waren Getreide und Raps, Grünland, sowie Mais und Feldfutterbau. Beim Getreide werden die unterschiedlichen Wachstumsstadien beurteilt. Wie steht es um die Gesundheit des Pflanzenbestandes? Welche Maßnahmen im Pflanzenschutz braucht es oder kann man sich das sparen? Wie viele Ähren stehen auf einem Quadratmeter und welcher Ertrag ist auf einer bestimmten Fläche zu erwarten? Das sind Fragen für die Agrar-Azubis.

Das Tausendkorngewicht

Der zu erwartende Ertrag kann beispielsweise bereits im Vorfeld abgeschätzt werden. So wird mit einem Meterstab ein Viereck geformt und auf dieser Teilfläche die Anzahl der Halme gezählt. Daraus errechnet man die Anzahl an Halmen pro Quadratmeter. Mehrere Halme werden wiederum genauer betrachtet und die durchschnittliche Anzahl der Körner je Ähre ermittelt. Die Kornzahl je Quadratmeter wird abgeschätzt. Jede Getreideart weist ein spezifisches Tausendkorngewicht auf – das bedeutet 1000 Körner haben ein festes Gewicht. So wird errechnet, wie hoch der Ertrag werden wird.

Damit die Pflanzen einen guten Ertrag bringen, müssen sie gesundbleiben. Dafür gibt es den Pflanzenschutz. So treten gerade bei feucht-warmer Witterung im Frühjahr Pilzkrankheiten auf. Werden diese nicht rechtzeitig behandelt, sind teils drastische Ertragseinbußen zu erwarten. Wie viel Pflanzenschutz notwendig ist, zeigen „Monitoringflächen“, wo behandelte und unbehandelte Varianten wachsen. Einerseits können so die Krankheitsbilder genau studiert, andererseits wirksame Behandlungsstrategien demonstriert werden. Jeder kann objektiv entscheiden, was zum Einsatz kommt. Die Studierenden müssen sehen, wie die Krankheiten ausschauen. Eine Abbildung kann das reale Bild nicht ersetzen.

Das Grünland steht auch im Fokus der Beratung. Im Frühjahr sind dort Pflegemaßnahmen nötig. Zum Beispiel wird mit einer Wiesenegge Moos aus dem Gras geholt. Im gleichen Arbeitsgang werden meist erwünschte Gräserarten nachgesät. Die Gräser einer Wiese kann man in verschiedene Gruppen einteilen. So werden manche lieber gefressen als andere oder weisen eine bessere Nährstoffzusammensetzung auf. Manche Arten vertragen die Schnittnutzung besser und andere wachsen auch ohne zusätzliche Düngung. Die künftigen Landwirte ermittelten die Bestandszusammensetzung auf verschiedenen Flächen und sahen sich die Unterschiede an. Ohne weitere Informationen können sie so Schlüsse über die Bewirtschaftung einer Wiese ziehen.

Warum so früh geschnitten wird

Ein erster Schnitt der Wiesen im Frühjahr bedeutet einen höheren Nährstoffgehalt in der Silage. So liegt zum Beispiel der Eiweißgehalt von jungem Gras deutlich über dem älterer Halme. Für den Landwirt bringt das Ersparnisse: Es muss weniger Sojaschrot gefüttert werden. Deswegen ist es nötig die Wiesen frühzeitig – vor der Blüte – zu mähen. Um hochwertiges Futter von den Flächen zu ernten, muss der Landwirt viele Aspekte beachten. Zum Feldfutterbau zählen insbesondere Silomais und Kleegras – Silomais entspricht einem energiereichen Futtermittel, während im Kleegras mehr Eiweiß enthalten ist. Feldfutterbau findet auf einem als Acker genutzten Feldstück statt.

Kleegras hat einige Vorteile

Kleegras hat eine besondere Eigenschaft: Als „Leguminose“ ist es in der Lage Luftstickstoff zu binden. Dieser steht dann der nächsten Kultur auf der Fläche zur Verfügung. Außerdem trägt es mit der guten Durchwurzelung des Bodens zur Verbesserung der Bodenstruktur bei. Der Boden wird krümeliger und ist leichter zu bearbeiten.

Gerade der Bodenschutz steht wegen der Starkregenfälle und der ausgelösten Erosionen in letzter Zeit im Fokus der Öffentlichkeit. Ist beispielsweise der Boden nicht von Ernterückständen bedeckt und weist eine sehr feinkrümelige Struktur auf, dann kann er leichter abgetragen werden. Auf der anderen Seite muss für ein sehr feines Saatgut der Boden relativ sorgfältig vorbereitet werden. Sonst sind die Keimbedingungen schlecht und der Bestand läuft nicht gleichmäßig auf. Die Bodenbearbeitung richtet sich also nach der Frucht, die angebaut werden soll. Sind dagegen bei der Aussaat Ernterückstände der Vorkultur auf dem Feld vorhanden, dann spricht man von Mulchsaat, die gegen Erosionen hilft. Auch hier wurden die jungen Landwirte geschult, um richtig zu handeln.

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