Handball
Im Handball herrscht ein Tohuwabohu

Kurz vor dem Ende der Relegation kippt Bayerns Verband plötzlich die Durchführungsbestimmungen und sorgt für Verwirrung.

16.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:24 Uhr
Gerd Winkler
Fünf Spiele, fünf Siege: In der Abstiegsrelegation marschierten die Bayernliga-Frauen der SG Mintraching/Neutraubling mit Siebenmeilen-Stiefeln dem nun feststehenden Klassenerhalt entgegen. −Foto: Christian Brüssel/Christian Brüssel

Die vor dem Saisonstart vom Bayerischen Handballverband in Umlauf gebrachten Durchführungsbestimmungen für die Bayern- und Landesliga sind Makulatur! Geradezu handstreichartig hat der BHV die Tabellen in den Auf- und Abstiegsrunden neutralisiert. Heißt: Keine Tore und keine Punkte sind nun auf der Homepage abzulesen. Was ist geschehen? Der abstiegsbedrohte Männer-Bayernligist TV Erlangen-Bruck legte Einspruch ein, den der Verband nicht anfechtet. Warum? Der BHV ist Opfer seiner schwammigen Formulierungen geworden.

Für den gesunden Menschenverstand ist eigentlich klar, dass für die Playoffs und die Playdowns nur die Ergebnisse der direkten Vergleiche innerhalb der in zwei Staffeln aufgeteilten Bayernliga mitgenommen werden. Jetzt fließen alle Resultate ein. Vor gut zwei Monaten hatte die Mittelbayerische Kontakt mit der Spielleitung aufgenommen, voller Überzeugung wurde auf die ursprünglichen Durchführungsbestimmungen verwiesen.

Dominoeffekt ausgelöst

Erschwerend kommt hinzu, dass in den aufgeblähten dritten Ligen bayerische Mannschaften Opfer des „verschärften“ Abstiegs werden, der einen Dominoeffekt bis runter zur Landesliga auslöst. Bei den Männern steht vor dem letzten Drittliga-Spieltag fest, dass der VfL Günzburg, HSC Bad Neustadt und HSC Coburg II auf der Strecke bleiben. Bei den Frauen ist klar, dass die TS Herzogenaurach runter muss, und mit großer Wahrscheinlichkeit der HC Erlangen oder die HSG Würm-Mitte.

Die Bayernliga-Adler der SG Regensburg werden dieses Tohuwabohu unaufgeregt zur Kenntnis nehmen. Egal ob mit oder ohne Mitnahme aller Vorrundenergebnisse bewegten sich die Adler schon vor dem Doppelvergleich am Wochenende mit dem TSV Lohr (26:25-Last-Minute-Sieg im Horst, 28:31-Niederlage bei den Mainfranken) im Niemandsland der Aufstiegsrunde.

Unterdessen herrscht beim in den drei Teams umfassenden Playdowns befindlichen Landesliga-Team der SG nun Rätselraten. Zum Auftakt ging die Truppe von Trainer Michi Sigl bei der von oben enorm verstärkten Zweitvertretung von Drittligist HaSpo Bayreuth mit 17:30 (9:15) unter. Am Sonntag erwartet die SG II den TSV Ottobeuren zum Duell, das wohl – mit oder ohne alle Vorrundenpunkte – zum ersten von zwei „Endspielen“ gegen die Allgäuer mutiert. Denn einer aus dem Trio muss den Gang in die Landesliga antreten.

Klassenerhalt steht fest

Schwieriger stellt sich die Konstellation in der Abstiegsrunde der Frauen-Bayernliga für die SG Mintraching/Neutraubling dar. Der ESV II ist schon abgestiegen. In den Playdowns müssen am Ende sechs der acht Teams in die Landesliga absteigen, um die Sollstärke eines 14er-Feldes zu erreichen. Am Wochenende landete Mintraching/Neutraubling im Doppelvergleich (27:21 an der heimischen Schmiedgasse, 33:20 auswärts) gegen den SV München-Laim in den Spielen Nummer vier und fünf die Siege vier und fünf. Mit oder ohne Berücksichtigung aller Ergebnis aus der regulären Runde in den Staffeln Nord bzw. Süd deckelte damit die Crew von Coach Jürgen Heubeck den Klassenerhalt. Mannschaft und Fans im vollen Bus feierten am Sonntag bei der Rückfahrt aus München ausgiebig.

„Ich hatte schon befürchtet, dass ein Verein wegen der unklaren Durchführungsbestimmungen Einspruch einlegt und dass es dann so kommt“, räumte im MZ-Telefonat am Montagnachmittag BHV-Präsident George Clarke freimütig ein.