Ernte
In der Mosterei fließt der Apfelsaft

Saisonstart beim Hemauer Mostereiverbund. Zunächst sind Äpfel und Birnen an der Reihe, ab Oktober werden Quitten gepresst.

28.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr
Beate Popp
Josef und Mathias Eichenseer begutachten das angelieferte Obst. −Foto: Fotos: Popp

Viele Gartenbesitzer haben mehr Obst, als sie essen können. Sie entscheiden sich deshalb dafür, das eigene Obst zu trinken. In der Mosterei Hemau können die Gartenfreunde „ihr Obst“ bis vor die Presse anliefern, selbst in die Reinigung kippen und im Anschluss Schritt für Schritt den Prozess der Saftgewinnung aus ihrem eigenen Obst mitverfolgen.

„Jede Frucht soll nur in fester Konsistenz verarbeitet werden, da zu weiches Obst kaum Saft abgibt und durch deren weiche Konsistenz (Maische) die Bandpresse verstopft bzw. die Maische nicht mehr ausreichend entsaftet werden kann“, weiß Mathias Eichenseer. Er wirkt seit vielen Jahren bei der Mosterei mit. „Der Streuobst-Apfelsaft ist unbestritten der beste Apfelsaft, den es gibt. Das gilt für den Geschmack sowie für die Qualität. Das Geheimnis seines Aromas sind die traditionellen heimischen Apfelsorten, aus denen er gekeltert wird. Sie reifen in aller Ruhe und ohne Kunstdünger oder chemische Pflanzenschutzmittel in den Gärten und Wiesen hier am Tangrintel, bis sie süß und saftig sind. Sofort nach der Ernte wird das Streuobst frisch gepresst“, sagt Eichenseer.

Nachdem die Obstreife bereits eingesetzt hat, bietet der Mostereiverbund Hemau wieder allen Gartenfreunden die Möglichkeit an, in der Mosterei im Wertstoffhof in der Kelheimer Straße, den eigenen Fruchtsaft aus Äpfeln und Birnen herzustellen. „Zwischen 40 und 50 Gartenfreunde liefern an jedem Öffnungstag ihr Obst an“, teilt Renate Eichenseer mit, die seit etwa zehn Jahren für die Terminierung zuständig ist.

Ein gesunder Durstlöscher

„Ein selbstgepresster Apfelsaft ist ein durch und durch gesunder und wohlschmeckender Durstlöscher, sehr gut bekömmlich und voller wichtiger Vitamine und Mineralstoffe. Kalium regelt den Blutkreislauf und Ballaststoffe wie Pektin senken den Cholesterinspiegel und wirken neutralisierend und entgiftend. Außerdem wirken Vitamine und Mineralstoffe gegen Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Grippe und fieberhafte Infekte“, versichert Josef Eichenseer.

Seit Samstag läuft der Mostereibetrieb auf Hochtouren. Ein Angebot, das viele Obstkenner gerne nutzen. Der Kunde bringt sein Obst zum Pressen und kann den Saft seiner eigenen Früchte mit nach Hause nehmen. Ab sofort besteht auch die Möglichkeit, den Saft mit „mitgebrachten“ Konzentraten zu mischen, z.B. Holunder, Kirsche oder Beeren. Das angelieferte Obst wird aussortiert, fauliges wird entfernt oder ausgeschnitten. In der neuen Maschine wird dann das Obst gewaschen und gereinigt, anschließend zerkleinert, gepresst und filtriert. Im Nebenraum wird der Saft in Fässern zwischengelagert, bevor er in Beuteln abgefüllt wird.

Sollten die mitgebrachten Behälter nicht ausreichen, bietet der Mostereiverbund „Bag in Box“-Behälter mit fünf und zehn Litern an, von denen der Saft vakuumsicher abgezapft werden kann. Der Saft wird in einen doppelwandigen lebensmittelechten Kunststoffbeutel gefüllt. Dieser wird zur Lagerung und Nutzung in einen Pappkarton gepackt. Da im Inneren des Beutels nach Saftentnahme ein Vakuum herrscht, wird der Saftbox gemeinhin im geöffneten Zustand eine längere Haltbarkeit zugestanden. Für das beste Aroma sollte der Saft schnell abkühlen können.

Quitten nicht vollreif ernten

Nach der Ernte von Äpfeln und Birnen haben dann die Quitten bis in den November Saison. Die sehr alte Frucht eignet sich hervorragend zum Kochen von Marmeladen, Gelees und zum Herstellen von Säften. Der erste Frost macht den Früchten nichts aus. Nach der Ernte sollten sie der Kälte aber nicht mehr ausgesetzt sein. Quitten werden besser nicht vollreif geerntet, damit das Pektin bei der späteren Verarbeitung noch weitestgehend enthalten ist. Der Flaum der Quitten enthält Bitterstoffe und muss vor der Verarbeitung entfernt werden. Der Saft der Quitten wird im Vergleich zu Äpfeln und Birnen kalt abgefüllt, versichern die Experten vom Hemauer Mostereiverbund. Ab Oktober können alle Gartenfreunde in der Hemauer Mosterei ihre Quitten pressen lassen. Selbstverständlich werden auch weiterhin Äpfel und Birnen gepresst.

Anmeldung bei Renate Eichenseer, Tel. (09491) 952433. Demnächst können Termine auch im Internet vereinbart werden unter www.mosterei-hemau.de.