Höhere Lebenserhaltungskosten
Inflation in Europa: In diesem Land steigt sie besonders drastisch

04.07.2022 | Stand 04.07.2022, 10:06 Uhr

Die Inflation in einigen Ländern in Europa steigt weiter an. −Symbolbild: Francisco Seco

Während inDeutschland die Inflation zuletzt wieder leicht gesunkenist, steigt sie in andern Ländern in Europa. In der Schweiz etwa ist sie auf dem höchsten Stand seit 29 Jahren. Im Vergleich zu einem Land ist sie allerdings auf einem eher niedrigen Niveau.



Die Inflation in der Schweiz zieht weiter an - im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aber auf eher niedrigem Niveau. Im Juni stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,4 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik am Montag in Neuenburg (Neuchatel) mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg in der Schweiz seit dem Jahr 1993. Im Monatsvergleich erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 0,5 Prozent.

So lässt sich der Zuwachs in der Schweiz erklären

Die Statistiker erklärten den Zuwachs im Monatsvergleich mit verschiedenen Faktoren, darunter höhere Preise für Treibstoffe und Heizöl. Wie auch andere Länder leidet die Schweiz unter stark gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe. Ein wichtiger Grund hierfür ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Beide Länder sind große Rohstofflieferanten.

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Allerdings liegt die Inflation in der Schweiz deutlich niedriger als in vielen europäischen Nachbarländern. In Deutschland sind die Verbraucherpreise im Juni nach erster Schätzung um 7,6 Prozent, in der Eurozone um 8,6 Prozent gestiegen.

Die Schweizer Notenbank SNB hat bereits auf die Inflationsentwicklung reagiert. Mitte Juni hat sie ihren Leitzins deutlich angehoben, was viele Fachleute überraschte. Denn die SNB ist damit der Europäischen Zentralbank (EZB) zuvorgekommen, die für Juli und September Zinsanhebungen in Aussicht gestellt hat. Viele Analysten hatten erwartet, dass die SNB nach der EZB handelt, da die Schweiz wirtschaftlich eng mit der Eurozone verbunden ist.

In der Türkei steigen die Lebenserhaltungskosten um knapp 80 Prozent

Auch die Inflation in der Türkei steigt weiter an. Im Juni erhöhen sich die Lebenshaltungskosten gegenüber dem Vorjahresmonat auf 78,62 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Montag in Ankara mitteilte. Im Vormonat hatte die Teuerungsrate rund 74 Prozent betragen.

Besonders Transport und Lebensmittel verteuerten sich im Juni auf Jahresbasis deutlich. Auch die Herstellerkosten stiegen weiter: Auf Jahressicht erhöhten sich die Preise, die Produzenten für ihre Güter erhalten, laut Statistikamt im Juni um rund 138 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Anstieg von rund 6,8 Prozent. Die Erzeugerpreise fließen in der Regel zeitverzögert und teilweise in die Verbraucherpreise mit ein.

Das sind die Gründe für die Inflation in der Türkei

Die Opposition wirft der Regierung vor, die Inflationszahlen zu schönen und geht von einer deutlich höheren Rate aus. Die in Istanbul ansässige Inflations-Forschungsgruppe Enag bezifferte die Teuerung für Juni im Jahresvergleich sogar auf 175,55 Prozent.

Die Inflationsrate in der Türkei wird durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für erheblichen Preisauftrieb, da in die Türkei importierte Güter dadurch verteuert werden. Auch steigen die Preise vieler Rohstoffe, nicht zuletzt wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Die türkische Notenbank stemmt sich nach Meinung vieler Ökonomen zudem nicht entschlossen genug gegen die hohe Teuerung. Vielmehr haben die Währungshüter ihre Geldpolitik seit vergangenen Sommer gelockert. Nach gängiger ökonomischer Lehre kann eine Erhöhung der Zinsen der Inflation entgegenwirken. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan argumentiert hingegen, dass hohe Zinsen Inflation verursachen. Die Notenbank folgt Erdogans Linie und verzichtet bislang auf Zinserhöhungen. Sie hält den Leitzins seit Januar bei 14 Prozent.

− dpa/jed