Furth im wald.
Inus-Ärzte rüsten gegen Blutsauger

Inus World gründete das „Zentrum für Borreliosekrankheiten Bayerischer Wald.“ Neues Diagnostik-Verfahren

07.11.2008 | Stand 07.11.2008, 0:00 Uhr

Von Wolfgang Baumgartner

Rund 150 Borreliose-Kranke, darunter etwa 80 „hochvorselektierte Patienten mit extremen Beschwerden“ wurden in den vergangenen Wochen am Therapiezentrum von Inus World im ehemaligen Krankenhaus St. Georg erfolgreich behandelt. So lautet die Bilanz des neu gegründeten „Zentrums für Borreliosekrankheiten Bayerischer Wald“ mit Sitz in Furth im Wald. Mitbegründer dieser Einrichtung am Inus-Medical Center an der Dr.-Adam-Voll-Straße Nr. 1 ist Dr. Hans-Peter Donate, der Leitende Arzt der Abteilung für Umweltmedizin und zugleich stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Richard Straube, Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Nephrologie, beschäftigt er sich seit Jahren mit den durch Insektenstiche übertragenen Erkrankungen.

Und dabei wurde den beiden Medizinern eines immer klarer. „Es gibt zu wenig befriedigende Konzepte zur Behandlung der Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi aus der Gruppe der Spirochäten ausgelöst“, betont Dr. Donate. Das größte Problem sei eine frühzeitige Diagnose. In den meisten Fällen sei Borreliose nicht so einfach im Blut festzustellen.

„Die Sache ist komplizierter“, fügt Dr. Straube hinzu. Deshalb bedeute ein positiver Laborbefund zunächst nur wenig. Denn mit den bekannten Labormethoden würden Antikörper gegen Borrelien im Blut gesucht. Sei der Labortest positiv, bedeute dies, dass irgendwann eine Borrelieninfektion stattgefunden habe. Es sei allerdings nicht zu erkennen, ob sie akut oder „alt“ sei. Um die genannten Unzulänglichkeiten auszugleichen, greifen die Ärzte am Further Borreliosezentrum auf den Lymphozytentransformationstest, kurz LTT, auf Borrelien zurück.

„Beim LTT wird semiquantitativ die Proliferation sensibilisierter Lymphozyten gemessen, nachdem diese mit Borrelien-Antigenen inkubiert wurden“, erläutert der Mediziner. Dabei würden Lymphozytenkulturen jeweils getrennt mit unspezifischen und hochspezifischen Borrelien-Antigenen versetzt. „Der LTT auf Borrelien verkürzt erheblich die diagnostische Lücke bei Erstinfektionen“, fügt Dr. Straube hinzu. Bei bereits geschwächten Immunsystemen würden die Labortests häufig keine Antikörperbildung erkennen und somit eine Borreliose-Infektion ausschließen. Fatal für jene Menschen, die sich dennoch mit dem gefährlichen Erreger infiziert haben. „Bei rund 35 Prozent von Borreliose-Erkrankten fallen die Labortests negativ aus“, klagt Dr. Donate. Die Folge: Es erfolgt keine Behandlung und der Betroffene verpasst die Chance, im Frühstadium gegen die Infektion erfolgreich vorzugehen. Warum wird dann nicht immer ein LTT gemacht? Karin Bak, die Geschäftsführerin von Inus World runzelt die Stirn. „Weil es die gesetzlichen Krankenkassen nicht zahlen!“

Falsche Diagnosen würden zudem häufig dazu führen, dass nur die Symptome und nicht die Ursachen behandelt werden. Viele Patienten würden bei den unterschiedlichen Beschwerden wie Herzerkrankungen, Nervenlähmungen oder Gelenkbeschwerden nicht mehr an den Zecken- oder Insektenstich denken. Koinfektionen mit anderen Viren oder Bakterien würden zudem häufig die Borreliose verschleiern. Borreliose sei eine multisystemische Krankheit und könne auf den gesamten Körper übergreifen. Vor dem Hintergrund der rasanten Zunahme von Borrelioseinfektionen, wurde das Zentrum in Furth im Wald gegründet. Dabei setzen die beiden Ärzte auch auf die bundesweite Kooperation mit Kollegen und verweisen auf das bestehende Netzwerk mit rund 1200 Ärzten. „Die Einrichtung arbeitet nach den Richtlinien des Qualitätsmanagements und wird im nächsten Jahr zertifiziert“, berichtet Karin Bak.

Doch bereits jetzt gibt es gezielte Borreliose-Sprechzeiten. Jeden Donnerstag stehen Dr. Donate und Dr. Straube von 13 bis 17 Uhr für Fragen rund um die Borreliose zur Verfügung.