Wenn die Wiesen schnittreif werden, wächst die Gefahr für Rehkitze und Bodenbrüter, Opfer der ersten Mahd zu werden. Ursache: Der erste Mähtermin in der Futterwirtschaft fällt in den Zeitraum der Jungenaufzucht zahlreicher Wildtierarten. Besonders für kleine Rehe und junge Feldhasen ist der Frühsommer riskant, denn in den ersten sechs Lebenswochen fehlt ihnen der Fluchtinstinkt.
Bei Bedrohung durch Fressfeinde laufen sie nicht weg, sondern ducken sich und verharren still am Boden, um nicht entdeckt zu werden. Mit diesem Verhalten sind die Jungtiere aber bei der Wiesenmahd schutzlos den rotierenden Messern der Mähwerke ausgeliefert. Allein in Deutschland werden laut Schätzungen jährlich etwa 100 000 Rehkitze vermäht. Diese Tierkadaver können überdies unbemerkt an Rind, Schaf und Pferd verfüttert werden und folglich zu Problemen bei der Gesundheit dieser Nutztiere führen.
Wildfreundliche Wiesenmahd
Jäger und Landwirte haben deswegen in den zurückliegenden Jahren an neuen Methoden zur wildfreundlichen Wiesenmahd gearbeitet. Zum Einsatz kommen Wildscheuchen, Vergrämungsmittel, Drohnen mit Wärmebildkameras und spezielle Mähstrategien. Dennoch können nicht alle Kitze vor Verletzung und Tod bewahrt werden. Doch „es ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild“. Nach diesem Grundsatz aus dem Waidmannsheil haben die Mitglieder der Jägerkameradschaft den ersten Jungwildrettungstag ins Leben gerufen. „Die Tierrettung rückt immer stärker in den öffentlichen Fokus. Mit dieser Veranstaltung möchten wir dem Thema einen weiteren Schub geben“, sagt Vorsitzender Thomas Hausladen.
Vor allem viele ehrenamtliche Initiativen, die Flächen mittels Menschenkette oder mit Drohnen absuchen, würden das gesteigerte Verständnis in der Bevölkerung für den Schutz von Rehkitzen und Bodenbrütern widerspiegeln. Unter dem Leitspruch „Wir schützen, was wir lieben!“ hat das verantwortliche Team ein umfangreiches Programm erarbeitet. Am 24. April können sich zwischen 11 und 18 Uhr auf dem Festplatz in Sattelpeilnstein alle Landwirte, Jäger und Naturfreunde über Trends informieren. Der Bogen spannt sich von moderner Drohnentechnik über akustische und optische Wildretter bis hin zu Vergrämungsmitteln und passender Funktionskleidung. Dazu gibt es den Workshop „Kitzsuche mit der Menschenkette“. Interessenten können außerdem über die Leistungen von Jagdhunden bei der Wildrettung staunen.
Das Gelände soll aber auch ein Treffpunkt sein, um sich an Infoständen weiterzubilden und zu fachsimpeln. Partner der Bayerischen Jungbauernschaft und Imker des LVBI-Kreisverbandes stehen für Fragen zur Verfügung. Zudem erfüllt es Hausladen mit Stolz, dass die „jungen Jäger“ erstmals ihr Kochbuch „Junge Jäger mögen’s WILD“ vorstellen. Darüber hinaus geben Einblick in die Jungjägerausbildung. Damit die Kinder nicht zu kurz kommen, haben die Organisatoren für sie eine Station mit Spielen vorgesehen.
Kulinarisch wird den Gästen ebenfalls einiges geboten. Neben einer breiten Palette an Getränken gibt es Wildspezialitäten vom Grill, Steckerlfisch vom Fischereiverein und Zwirl aus der Klostermühle Altenmarkt. Für den Nachtisch steht der Milchhof Irrgang aus Vilzing mit Eiskreationen bereit.
Hauptattraktion der Ausstellung ist das innovative System „Sensosafe“, von dem sich die Besucher bei Livevorführungen ein Bild machen können. Dieser weltweit erste Sensorbalken, der vor dem Mähwerk angebracht ist, detektiert während des Mähvorganges die Wildtiere im Gras und sorgt dafür, dass die Messer selbstständig in die Höhe fahren. Dieses innovative Gerät gab auch den Impuls für den Aktionstag. Landwirt Michael Wenzl, der sich besonders in der Wildtierrettung engagiert, hatte vergangenes Jahr den Kontakt zum österreichischen Hersteller aufgenommen und ein Modell für eine Praxisvorführung besorgt.
Viele Teilnehmer angekündigt
Bei den Jägern der Kreisgruppe fand Wenzl für einen Schautag schließlich genügend Mitstreiter. „Dass sich aus dieser Idee heraus so ein großes Event entwickelt, haben wir anfangs auch nicht gedacht“, staunt Hausladen. Er dankt Wenzl nicht nur für dessen Initiative, sondern auch für die Bereitstellung der Wiese, die für die Präsentation benötigt wird. Der Vorbereitungsaufwand scheint sich bislang zu lohnen, denn für den Termin haben sich neben hochrangigen Vertretern aus dem Jagdverband und der Lokalpolitik auch bereits Teilnehmer aus dem hohen Norden angekündigt. (cga)
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