Wahlkampf
Jakob Friedl verkündet seinen Rücktritt

Schluss mit dem Malkampf: Der Regensburger Bundestagskandidat will nicht mehr gewählt werden – und dafür hat er gute Gründe.

09.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:26 Uhr
Bundestagskandidat Jakob Friedl hat nun seinen Rücktritt bekannt gegeben. −Foto: Carmen Loch

Für Fridays for future wollte Friedl nach Berlin ziehen. Jetzt hat sich das plötzlich alles erledigt. Am Donnerstagnachmittag gibt er seinen „politischen Rücktritt“ bekannt. Aber nicht ohne den restlichen Kandidaten gleichzeitig einen Impuls mit auf den Weg zu geben.

Er wollte seine Kandidatur nutzen, um die ökologische Bewegung zu unterstützen. Nun hat sich Friedl aber umentschieden: „Ich bin mir darüber klar geworden, dass es bei der Erststimme für die Oppositionsparteien nur um die Parteifinanzierung geht“, erklärt der Künstler. Sein „Malkampf“ habe ihn aber insgesamt bisher nur 80 Euro gekostet. Denn die Materialen sind alle recycelt, zum Malen werden Abfallfarben benutzt.

Friedl sei bewusst geworden: Es gehe nur ums Geld

Wäre Friedl gewählt worden, hätte er die Unterstützung von 40.000 Euro aber nur bekommen, wenn er 80.000 Euro für den Wahlkampf ausgegeben hätte, erklärt er. Die Förderungssumme wäre somit im Sand verebbt. Andere Parteien würden diese jedoch dringend brauchen, so der Gedanke des Einzelstadtrats. Beispielsweise die Linke, oder die ÖDP, die bewusst auf Großspenden von Konzernen und Lobbyverbänden verzichten.

Doch es gibt noch einen Grund, der den Künstler letztlich zum Rücktritt bewegt hat: Er will anderen Parteien nicht die Stimmen wegnehmen. Denn außer der CSU hätte in Bayern kaum eine Partei die Chance auf ein Direktmandat. Dazu müsste man sich zusammentun. Er ruft deshalb SPD und Grüne auf, sich ihre Direktmandate in Bayern zu gleichen Teilen zuzulosen. Die Parteien hat er bayernweit angeschrieben. „Dann hätten sie wirklich eine reelle Chance, Direktmandate zu gewinnen“, ist sich der Einzelstadtrat sicher.

Das Signal: Es können auch andere zurücktreten – und zwar für das große Ganze. Friedl ist überzeugt, dass die Wähler es den Parteien danken würden, wenn diese das Signal senden, dass es nicht um einzelne Parteien, sondern um gemeinsame Ziele gehe. Mit den Parteien selbst hat Friedl vor seinem Aufruf per Mail am Donnerstagabend aber noch nicht gesprochen. Besonders optimistisch, dass sein Plan aufgeht, ist er trotzdem nicht.

Der Künstler gibt nicht auf

Doch Friedl kämpft weiter: Vom 16. bis zum 27. September will er vor dem Haus der Bayerischen Geschichte seine Zelte aufschlagen – und zwar für ein Klimacamp. „Das Motto ist: ‚Die Krise nicht verschlafen‘“, erklärt Friedl. Dafür will er gemeinsam mit seinen Mitstreitern vor dem Museum übernachten und so eventuell Einfluss auf die Wahlen nehmen. „Alle Parteien sind eingeladen, mitzumachen“, betont er.

Trotz Rücktritt bereut Friedl seine Kandidatur nicht. Die Mitglieder der Fridays for future Ortsgruppe haben ihn überredet zu kandidieren, erzählt er und diesem Wunsch sei er gerne nachgekommen. Es sei aber immer klar gewesen, dass er „ziemlich weit abseits von reellen Chancen sei“, betont der Künstler. Schließlich sagte Friedl schon bei Bekanntgabe seiner Kandidatur: „Wir wollen vor allem bekräftigen, dass die Leute soziale und ökologische Themen auf dem Schirm haben. Selber gewählt werden wollen wir eigentlich nicht so wirklich, weil ich nicht will, dass Stimmen verschwendet werden.“