Unterhaltung
Kerscher-Musikanten spielen weltweit auf

Die Wiesenter Familienkapelle liebt urig kracherte Nummern. Sie exportiert bayerische Musik nach Hamburg, in die Schweiz und sogar nach Indien.

05.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr
Kerstin Hafner

Die Wiesenter Kerscher-Musikanten spielten 2008 in Indien. Fotos: Kerscher

Bayerische Gemütlichkeit ist mittlerweile auf der ganzen Welt ein Aushängeschild für Deutschland. In aller Herren Länder veranstalten deutsche Konsulate, Hotelketten oder Firmen kleine bis mittelgroße „Oktoberfeste“ und fliegen dafür bayerische Kapellen, Brezen, Bier und Weißwürscht ein – und sogar original bayerische Bierzeltbedienungen – damit steht dann einer urigen Gaudi in Slowenien oder Hong Kong nichts mehr im Wege.

Bei soviel Huldigung der bajuwarischen Kultur findet wahrscheinlich auch der Engel Aloisius auf seiner Wolke nix mehr zu granteln. Die Musikerfamilie Kerscher aus Wiesent tut übrigens ihr Bestes, damit das auch so bleibt.

Franz Kerscher, der Papa, war seit seiner Pensionierung schon auf der halben Welt unterwegs und hat seine Trompete nach Portugal, Indien oder Uganda mitgenommen. Selbst im ostafrikanischen Äquatorstaat erklingen schon lang keine Buschtrommeln mehr, sondern von Zeit zu Zeit Blechbläser. Das Sheraton Kampala beispielsweise veranstaltet jährlich eine höchst beliebte bayerische Schmankerl-Sause für seine Gäste. Bei den Schweizer Nachbarn, in Zürich, erklingt heuer schon zum 19. Mal der freudige Eröffnungsschrei „Ozapft is!“

Engagements über die Botschaften

„In der Schweiz habe ich auch schon ein paarmal gespielt“, sagt Kerschers Sohn Martin. „Allerdings nicht mit der Familienkapelle, sondern mit einer anderen Combo. Meist laufen solche Auslands-Engagements über die Deutschen Botschaften“, erklärt der Realschul-Musiklehrer. „Heutzutage ist man ja über Facebook oder generell über das Internet gut zu finden.“ Da kommt dann eine Anfrage über das Kontaktmenü und man sitzt, wenn’s passt, ein paar Wochen später im Flieger. „2013 habe ich im Garten der Botschaft in Neu Delhi gespielt. Indische Models liefen im Dirndl rum, ansonsten war es ein buntes internationales Publikum. Da erlebt man schon was“, schwärmt er. Natürlich seien das alles nur Imitationen des Originals, aber immerhin meist sehr bemüht um Authentizität.

„Mein Bruder Matthias hat schon in Hong Kong gespielt, auf einem Bayerischen Abend der Lufthansa“, erzählt Martin. „In Hamburg sind wir mal aus dem Bus gestiegen und es hieß sofort: Kuck Mal, die Seppls sind da!“ Er grinst: „Wahrscheinlich glauben die Fischköpf, in Bayern rennen wir immer alle in Tracht rum.“

Zuhause treten die Wiesenter natürlich auch auf, auf der Dult zum Beispiel oder am Gäubodenvolksfest (heuer am 12./13./15./18. August jeweils ab 11 Uhr im Festzelt Krönner). Meist stehen die Kerscher-Musikanten zu acht auf der Bühne. Stammbesetzung sind Franz Kerscher, seine drei Söhne Martin, Michael und Matthias sowie die engen Freunde Christian Englmeier, Jürgen Malterer, Hans Liebl und Klaus Englbrecht. Bei Bedarf helfen Michael Kerschers Tochter Martina oder sein Sohn Sebastian aus.

Professionelle Ausbildung

„Die Kerscher Musikanten gibt es in dieser Form erst seit vier Jahren. Entwickelt haben wir uns aus dem Traditions-Quartett Brandkoblblosn, das aus meinem Vater, Michael, Klaus und Hans besteht. Buchen kann man uns als große oder kleine Kapelle von vier, fünf, acht oder zehn Musikern.“ Alle Bandmitglieder haben eine professionelle Ausbildung genossen und bringen einiges an Erfahrung mit auf die Bühne. Martin etwa spielte einige Jahre bei der Charly-M-Band, Bruder Matthias bei Donikkl. „Aber es ist schön, dass wir jetzt eine Familien-Combo geworden sind.“ Und er betont: „Wir spielen übrigens weniger böhmische Musik als vielmehr die richtig urig-kracherten bayerischen Nummern – wie „Rehragout“ ... oder „Rindviech“.