Verkehr
Krach um Busunternehmer-Brandbrief

In Bad Kötzting wurden Buslinien neu vergeben. Das abgelöste Unternehmen sieht sich übergangen – und geht in die Offensive.

05.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:50 Uhr

Nach 40 Jahren ist das Busunternehmen Baumgartner bei einer Vergabe des Schulverbandes Bad Kötzting unter die Räder gekommen und Geschäftsführer Franz Baumgartner erhebt in einem Brandbrief bittere Vorwürfe.

Der Brandbrief des Bad Kötztinger Busunternehmers Franz Baumgartner könnte ihn vor Gericht bringen. Das jedenfalls hat ihm der Vorsitzende des Schulverbandes Bad Kötzting angedroht, der Chamerauer Bürgermeister Stefan Baumgartner.

Hintergrund: Die Baumgartner Busreisen GmbH war bei einer Ausschreibung unter die Räder geraten. Mit Zellertal-Reisen hatte der Schulverband einen Anbieter aufgetan, der zum alten Preis von rund 100 000 Euro weiter fährt, während Baumgartner Reisen 137 000 Euro bieten wollte. Diese Zahlen legte Bürgermeister Baumgartner zusammen mit seinem zuständigen Mitarbeiter Johannes Träger bei einer Pressekonferenz im Chamerauer Rathaus vor.

In Facebook rein und wieder raus

Der Grund für die Pressekonferenz ist der Brandbrief des Baumgartner-Geschäftsführers Franz Baumgartner und dessen Ehefrau. Der hatte an den Elternbeirat, an die Bürgermeister des Schulverbandes und an das Bad Kötztinger Rathaus geschrieben. Der Brief tauchte dann am Dienstag für einige Stunden auf Facebook in der „Bad Kötzting“-Gruppe auf, bevor er wieder verschwand.

„Damit hatten wir nichts zu tun“, sagt Franz Baumgartner. Wir haben nicht mal einen Facebook-Account. Nun war der Brandbrief – wie Franz Baumgartner ihn selbst bezeichnet – aber sowieso in der Welt und darin gab es einige heftige Vorwürfe. So sagt Baumgartner, dass sein Unternehmen nach 40 Jahren treuer Busversorgung der Schulverbands-Schüler keine Möglichkeit bekommen hat, an der Ausschreibung teilzunehmen.

Franz Baumgartner sieht das naturgemäß anders. An der eigentlichen Ausschreibung sei er nie beteiligt gewesen. Er habe praktisch nach mehreren verwirrenden Gesprächen – der Herr Bürgermeister Baumgartner rede ja gerne mal dazwischen und wechsle plötzlich das Thema – sein ursprüngliches Angebot nachgebessert.

„Ja“ sagt Bürgermeister Baumgartner. „Das erste Angebot hat mich fast vom Hocker gehauen. Der wollte 70 Prozent mehr. 70 Prozent! Das wären plötzlich 170 000 Euro gewesen. Der war sich eben sicher, dass wir keinen finden. Das hat er auch vor Zeugen so gesagt. Er hat hoch gepokert und verloren. Jetzt regt er sich auf. Aber in dieser Form werden wir uns das sicher nicht gefallen lassen.“

Der Geschäftsführer Franz Baumgartner hat nämlich nicht nur behauptet, dass er an der Ausschreibung eigentlich nicht teilgenommen hat. Er hat in seinem Brief auch nachgelegt: „Wir haben nun die Vermutung, dass in der Sitzung nur die Zahlen für die Schulbuskosten genannt wurden, aber leider nicht, was alles enthalten ist. Leider hat man uns nie die Gelegenheit gegeben, an einer Schulverbandssitzung teilzunehmen ...“

„Ich hatte ihn eingeladen“

Bürgermeister Baumgartner kriegt die Krise: „Ich hatte ihn eingeladen, aber er wollte nicht.“ Franz Baumgartner entgegnet: „Zunächst habe ich mir gedacht: Was soll ich da? Als ich kurzfristig doch zusagen wollte, da war es plötzlich geschlossene Gesellschaft!“ Der Schulverbands-Vorsitzende versichert auch, dass der neue Anbieter Zellertal-Reisen alle bisherigen im Paket enthaltenen Leistungen ebenfalls angeboten habe. Man habe sich auch schriftlich versichern lassen, dass Zellertal-Reisen in der Lage sei, die Beförderung der Schüler zu schultern.

Das bestätigt auch Zellertal-Geschäftsführer Tobias Ritz: „Ich hätte ja wohl nicht angeboten, wenn ich es nicht schultern könnte.“ Sein Gegenbieter Baumgartner hatte Ritz bezichtigt, er versuche, ihm Busfahrer abzuwerben und wolle Rentner beschäftigen. „Quatsch“, sagt Ritz. Die fraglichen Mitarbeiter des Unternehmens Baumgartner hätten sich aus freien Stücken bei ihm beworben.“ Das wiederum bezeichnet sein Gegenüber als „lachhaft“.

Alte Wunden neu aufgerissen?

In dem Brandbrief wird auch der Vorwurf erhoben, dass mit der Berücksichtigung von Zellertal-Reisen die Gewerbesteuer an den Landkreis Regen fließe. „Stimmt auch nicht“, sagt Geschäftsführer Ritz. „Ich werde ein Gewerbe im Landkreis Cham anmelden. Die Gewerbesteuer bleibt, wo sie ist.“

Am Ende bleibt der Verdacht, dass der Brandbrief an alte Wunden rührt. Denn Franz Baumgartners Ehefrau Christine befürchtet: „Wir sind bei dieser Ausschreibung ins politische Räderwerk geraten, in den alten Streit zwischen Freien Wählern und CSU im Schulverband.“

Und Bürgermeister Stefan Baumgartner stellt dazu fest: „Da wollen mich immer noch ein paar fertig machen, die es nicht verkraftet haben,dass ein CSU-Umlandbürgermeister Schulverbands-Vorsitzender geworden ist und nicht ein Freier aus Bad Kötzting...“

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