Gastronomie
Mandl findet Olga Bitter süß

Eine Patisseurin aus Krasnosnamenski hat das Herz des Konditormeisters erobert. Olgas Laden belebt den Kumpfmühler Markt.

15.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Helmut Wanner

Ins eigene Glück investiert: Die Konditormeisterin Olga Bitter (35) hinter ihrer Theke. Foto: Wanner

Der Konditormeister i. R. Rudolf Mandl hatte in den Zeiten des Kalten Krieges zwar befürchtet, dass der Russe kommt. Man hörte das ja an allen Stammtischen. Er hätte sich aber nie träumen lassen, dass diese junge Frau aus Krasnosnamenski einmal sein Kumpfmühl retten würde.

Unwahrscheinlich gute Noten

Viele Bewerbungen gab es für den unteren Mandl, die Filiale in seinem Wohn- und Geschäftshaus. Rudi Mandl nahm keine Laden-Kette, er nahm Bitter. „Denn ich habe ihre Zeugnisse gesehen. Die sind unwahrscheinlich gut. Sie hat bei Dallmayer in München, im Opera und beim Pernsteiner gearbeitet.“ Fast täglich sind er und seine Frau Gast. „Marianna steht auf die Vanille-Coissants.“

Französisch spricht Olga Bitter nicht. Aber mit 18 hat sie die romantische Komödie Chocolat mit Juliette Binoche und Johnny Depp gesehen und war schon mehrmals in Paris. Sie liebt den Duft von Lavendel und alle Schattierungen von Lila. Dank Rudi Mandl konnte sich die 35-jährige Mutter eines neunjährigen Sohnes ihren Lebenstraum erfüllen: ihre erste eigene Patisserie nach Pariser Vorbild, mit kleiner Schaubackstube, Wohnzimmer-Atmosphäre, Plüsch, Stuck und Leuchtern.

Die Delikatesse im Kopf

Olga Bitter hat starke Hände. Und die wollten immer kreativ sein und zupacken. „Ein Büroberuf wäre für mich tödlich“, sagt sie. Sie wollte Edel-Konditorin werden. In der Rotbannerstadt „war das höchste der Gefühle ein Rührkuchen“. Sie entwickelte die Vorstellung von Delikatesse im Kopf.

Sie spricht schnell, mit einer Fingerspitze Russisch. Zehn Jahre nach der Perestroika kam Olga, Jüngste von vier des David Bitter, nach Deutschland. Sie war damals 16. „Nach einem halben Jahr konnte ich mich verständigen.“ Dann hat sie ihren Schulabschluss nachgemacht und sofort jede Arbeit angenommen, um sich Auto und Wohnung leisten zu können. „Selbstständig zu sein ist mein ein und alles.“

Patisseurin ist ihr Traumberuf. Ein Praktikum brauchte sie nicht. „Als ich mit 21 Jahren in Saal a.d. Donau meine Lehre begann, hatte ich noch keine Backstube von innen gesehen.“ Jetzt, mit 35 Jahren, sieht sie sich am Ziel ihrer Wünsche.

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