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Martina Gedeck: Frau für starke Rollen

Martina Gedeck ist eine der gefragtesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre Kindheit hat sie in Niederbayern verbracht.

25.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:01 Uhr

Martina Gedeck hat in vielen erfolgreichen Produktionen mitgespielt, auch im Oscar-prämierten Film „Das Leben der Anderen“.Foto: Michael Kappeler/dpa

Sie war die anmutige Kellnerin Serafina im Kinofilm „Rossini“, aber auch die bucklige Bäuerin in der Fernsehproduktion „Hölleisengretl“. Schauspielerin Martina Gedeck gibt starken Frauen ein Gesicht – und wird dafür regelmäßig mit Preisen belohnt. Die 56-Jährige, die in Berlin lebt, ist auch international bekannt, vor allem durch ihre Rolle als Gourmetköchin in „Bella Martha“ und den Oscar-prämierten Film „Das Leben der Anderen“. Ihre Wurzeln hat die Charakterdarstellerin in Bayern.

Am 14. September 1961 wird Martina Gedeck in München geboren, so steht es in ihrem Wikipedia-Eintrag. Aber auch andere Altersangaben kursieren – die Künstlerin hat diese nie korrigiert. Die Schauspielerei wird ihr nicht in die Wiege gelegt. Der Vater ist Großhandelskaufmann, die Mutter Sekretärin. Als älteste von drei Töchtern wächst Martina Gedeck bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in Landshut auf. Dann zieht die Familie nach Berlin.

Tradition und Geborgenheit

Die Kindheit in den 1960er Jahren in Niederbayern prägt sie – klare Strukturen und Traditionen gehören dazu, aber auch die Geborgenheit in der Familie. „Es war streng, aber gleichzeitig existierte auch eine unglaubliche Wärme für Kinder. Du warst als Kind immer willkommen“, sagte sie einmal der „Stuttgarter Zeitung“ über diese Zeit. Mit dem Umzug habe sich vieles verändert. „Berlin war eine ganz andere Welt.“ Der Weggang aus Bayern sei ein Einschnitt gewesen: „Wäre ich dortgeblieben, dann wäre es bestimmt anders gelaufen.“ Ihre Kindheit verbindet Gedeck vor allem mit „Freiheit in der Natur“, erzählte sie einmal der „Frankfurter Rundschau“. „Auf dem Land zu sein, das habe ich extrem stark gebraucht.“ Sie sei ein Mädchen voller Lebensdrang gewesen. Dieses Gefühl von Freiheit habe sie in ihr Erwachsenenleben mit hinübergenommen.

Sehen Sie hier den Trailer zum Film „Bella Martha“:

In den 1980er Jahren absolviert Martina Gedeck ihre Schauspielausbildung an der Universität der Künste in Berlin. Ihr Theaterdebüt gibt sie in Frankfurt, weitere Engagements folgen – unter anderem in Hamburg, Basel und Berlin. Parallel dazu beginnt ihre TV-Karriere. Ende der 1980er ist sie in verschiedenen Fernsehserien zu sehen, darunter „Ein Fall für zwei“, „Adelheid und ihre Mörder“ oder auch die Anwaltsserie „Liebling Kreuzberg“. Für ihre erste Fernsehhauptrolle im Bauerndrama „Die Hölleisengretl“ (1994) bekommt Gedeck den Bayerischen Fernsehpreis. Im Film, der auf einer Erzählung von Oscar Maria Graf basiert, spielt Gedeck an der Seite von Hubert von Goisern eine wohlhabende, aber missgestaltete Hoferbin im bayerischen Voralpenland der Nachkriegszeit. Sie lässt sich umschmeicheln und erkennt erst nach der Hochzeit, dass sie an einen brutalen Trinker geraten ist. Die Verkörperung dieser Frauenfigur bringt Gedeck einen enormen Karriereschub.

Viele Auszeichnungen

Die Liste ihrer Erfolge ist inzwischen so lang, dass es schwerfällt, die wichtigsten herauszugreifen. In mehr als 80 Filmen hat die Schauspielrein mitgespielt, und eine ganze Reihe bedeutender Filmpreise erhalten – vom Adolf-Grimme-Preis bis zum Stern auf dem Berliner Boulevard der Stars. In den Lobreden wird die Charakterdarstellerin dabei regelmäßig als Ausnahmeerscheinung gewürdigt. Auch ihre alte Heimat hat sie mehrfach geehrt, zum Beispiel 2007 mit dem Bayerischen Verdienstorden und im Jahr darauf mit dem Bayerischen Filmpreis.

Gedeck gibt ihren Figuren eine Aura der Entschlossenheit und Selbstsicherheit. Ihre Körpersprache, die tiefe Stimme, ihre Gestik und das meist recht reduzierte Minenspiel verstärken diesen Eindruck. Der durchdringende Gedeck-Blick gehört auch dazu.

Ihre Kinokarriere bekommt ab Mitte der 1990er Jahre Schwung – zum Beispiel mit Sönke Wortmanns „Der bewegte Mann“, Wolfgang Beckers „Das Leben ist eine Baustelle“ oder auch Rainer Kaufmanns „Stadtgespräch“. Als beste Nebendarstellerin wird sie für ihre Rolle in Helmut Dietls Münchner Schickeria-Komödie „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997) geehrt. Danach geht es steil bergauf: „Bella Martha“ (2001), „Das Leben der Anderen (2006), „Der Baader Meinhof Komplex“ (2008), „Die Wand“ (2012) und„Zwei Herren im Anzug“ (2018)gehören zu Gedecks großen Erfolgen.

Sehen Sie hier den Trailer zum Film „Die Wand“:

Von Männern inspiriert

Inspirieren lässt sie sich von männlichen Schauspielkollegen, die ihrer Ansicht nach oft bessere Rollen haben. Sie schaue auch deshalb lieber Männern zu, weil sie nicht in der Gefahr sei, diese zu imitieren, sagte sie einmal der „Zeit“. Dazu gehört auch Hollywood-Star Robert De Niro, an dessen Seite sie im Thriller „Der gute Hirte“ spielt. Dieser habe nie versucht, seine Partner an die Wand zu spielen. Von ihm habe sie gelernt, dass eine Figur erst durch die anderen interessant werde, so Gedeck weiter. Sie arbeitet nicht nur in den USA, sondern dreht auch in Frankreich und Großbritannien.

Bei all dem Trubel, den ihr Beruf mit sich bringt, sucht sich die Schauspielerin bewusst Rückzugsräume, wie sie einmal im dpa-Interview verriet: „Ich brauche in meinem Leben Zeiten, in denen ich ganz für mich sein kann, wo ich zu mir kommen kann, wo ich die Dinge verarbeiten kann, die ich erlebt habe.“

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