Edeka Bad Kötzting
Martina Segerer wuchtet alles

Erst erfolgreiche Kraftsportlerin, jetzt erfolgreiche Geschäftsfrau: Die Powerfrau aus Bad Kötzting weiß, was sie will.

13.01.2022 | Stand 15.09.2023, 22:02 Uhr
Johann Fischer
Als Geschäftsfrau muss die ehemalige Kraftsportlerin Martina Segerer Gewichte ganz anderer Art stemmen. −Foto: Johann Fischer

Jahrelang machte sie mit ihren Erfolgen im Kraftsport von sich reden. Sie hob Gewichte, von denen manche Männer nur träumen konnten. Schon früh trat sie dem Kraftsportverein (KSV) Höllhöhe bei und absolvierte dort ihr Trainingsprogramm mit bemerkenswertem Fleiß. Und der war die Voraussetzung, um im Kraftsport erfolgreich zu werden.

Viele Bad Kötztinger werden sich noch an die Erfolge von Martina Segerer beim Steinheben anlässlich der Bürgerfeste erinnern. Gespannt warteten sie auf Segerers Auftritt, der stets mit einem Sieg endete. Vor einigen Jahren jedoch wurde das Steinheben beim Bürgerfest aus dem Programm genommen.

Die heute 41-Jährige wurde in Kötzting geboren. Sie wuchs in Grub auf, ging von 1986 bis 1995 zur Schule und begann danach eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei der Firma Wanninger in ihrer Heimatstadt.

Segerers größtes Hobby war die Leichtathletik, die sie auch wettkampfmäßig betrieb. Ihre Lieblingsdisziplin war damals der 800-Meter-Lauf – und wurde Oberpfalzmeisterin. Im August 1995 lernte sie Stefan Segerer kennen, den sie vier Jahre später heiratete. Durch die Arbeit und den Hausbau an der Pfingstreiterstraße litt die Leichtathletik – und ihre Figur, so Segerer.

Die Kehrtwende

Mit einer Wette zwischen ihr und ihren erfahrenen Trainer wurde ihr Ehrgeiz zum Steinheben geweckt. Die Wette lautete: „Wenn ich einen 150 Kilogramm schweren Stein heben kann, bekomme ich eine Dose Eiweiß. – Ich verlor die Wette natürlich, das Ding war einfach zu schwer“, erinnert sich Martina Segerer. Am 4. April 2004 fand der erste Hellhillcup statt. Dabei belegte sie „nur“ den 2. Platz. Doch nun packte sie der Ehrgeiz erst recht. Sie trainierte ab diesem Zeitpunkt fünfmal die Woche mit zehn Männern.

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Martina Segerer wurde Deutsche Meisterin im Steinheben, Internationale Tschechische Meisterin, Bayerwaldmeisterin, Alpenländische Meisterin und Bayerische Meisterin. Auch beim zweiten Hellhillcup in Höllhöhe im Jahr 2005 ging sie als Siegerin im Steinheben hervor. Endlich war auch der geschafft.

Martina Segerer kletterte die Erfolgsleiter noch weiter hinauf. Im Winter 2005/2006 stieg sie voll ins Kraftdreikampftraining ein. Sepp Maurer erstellte für sie dafür optimale Pläne. Im September 2005 stellte sie beim Kreuzheben in Randersacker bei Würzburg einen neuen bayerischen Rekord auf. Im Frühjahr startete sie mit dem PSC Rosenberg in der 2. Bundesliga und qualifizierte sich für die Deutsche Meisterschaft im Kraftdreikampf.

Ihre Erfolge von 2006 bis 2013: zweimal Vize-Europameisterin (WEC), sechsmal Deutsche Meisterin im Kreuzheben mit deutschem Rekord von 182,5 Kilo, der bis heute noch besteht und nicht überboten wurde, sechsmal Deutsche Meisterin im Kraftdreikampf, sechsmal Bayerische Meisterin im Kraftdreikampf mit bayerischem Rekord von 170 Kilogramm in der Kniebeuge, 100 Kilo im Bankdrücken und 180 Kilo im Kreuzheben mit einem Total von 450 Kilogramm. Auch dieser Rekord ist bis zum heutigen Tag ungebrochen. Vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) wurde sie zur Sportlerin der Oberpfalz gekürt.

Lange Latte an Erfolgen

Das war schon eine beachtliche Latte an Erfolgen, die sie in den folgenden Jahren sogar noch steigern konnte. Als ihren größten Erfolg bezeichnet Martina Segerer den 2. Platz bei der Europameisterschaft (WEC) in Dänemark mit einer Leistung von 160 Kilogramm in Kniebeuge, 87,5 Kilo im Bankdrücken und 180 Kilo im Kreuzheben. Anfang November 2012 stieg sie sechs Wochen nach der Entbindung ihres zweiten Sohnes Felix schon wieder ins Wettkampfgeschehen ein und holte den Bayerischen Meistertitel in ihrer Klasse im Kreuzheben. Ebenso wurde sie im Februar 2013 gleich wieder Deutsche Meisterin.

Ihre Erfolge im Kraftsport setzte sie noch einige Zeit fort. Vor sieben Jahren aber zog sie sich aus dem Kraftsport zurück. Nicht nur die Familie mit Mann und zwei Söhnen, auch ihre Tätigkeit als Geschäftsfrau an der Seite ihres Ehemanns Stefan im Edeka-Markt am Bahnhofsweg in Bad Kötzting nimmt sie jetzt voll in Anspruch. Sie hat ein neues Betätigungsfeld gefunden – fernab vom Kraftsport, dem sie einst so frönte. (ksm)