Wirtschaft
Mehr Exklusivität soll ARO retten

Das Unternehmen des Ex-FCN-Präsidenten Michael A. Roth war ins Schlingern gekommen. Eine Musterfiliale soll den Weg in eine bessere Zukunft weisen.

14.11.2013 | Stand 16.09.2023, 7:19 Uhr

In der neuen Musterfiliale in der Nürnberger Sigmundstraße von ARO: Gründer und Firmenchef Michael A. Roth sowie seine Tochter Carina und Sohn Dominik habe sie gestern offiziell vorgestellt. Foto:Tjiang

Die angeschlagene Teppichkette von Ex-Club-Präsident Michael A. Roth will sich aus eigener Kraft sanieren. Eine ARO-Filiale der Zukunft zeigt die Richtung.

Den Umbau seiner Musterfiliale in der Nürnberger Sigmundstraße hat der 78 Jahre alte Patriarch Michael A. Roth selbst nicht mitgemacht, sondern seinen Kindern, Carina und Dominik, freie Hand gelassen. Herausgekommen ist mehr als ein abgestaubtes Teppichfachgeschäft, nämlich eine „Wohnatmosphäre, die den Kunden zeigt, was wir zu bieten haben“.

Der Fokus wurde auf die Sortimente gelegt, die andere nicht haben: „08/15 ist nicht unsere Stärke“, ist der der geschäftsführende Gesellschafter sicher. Der Vollblutunternehmer, der vor mehr als 50 Jahren den Grundstein für sein Imperium gelegt hat, zeigt aber auch Teppichmuster, die kein anderer Händler hat und noch nicht einmal auf einer Messe gezeigt wurden. „Die gehen erst später in Produktion, aber wir haben sie schon.“

Dass das alles so ist, hat Roth seinen beiden Kindern zu verdanken. Sie haben gemeinsam das gesamte Konzept überarbeitet, selbst mit Hand angelegt und innerhalb von „drei Wochen“ dem Standort ein neues Gesicht verpasst, sagt Carina, die studierte Mode- und Design-Managerin. „Wir konnten alles so verändern, wie wir es uns gedacht haben.“ Dazu gehört beispielsweise eine übersichtlichere Präsentation, mehr Muster, aber insgesamt weniger Ware im Laden. „Wir haben die Eyecatcher hervorgeholt und entschieden, welche Tapetenbücher wie platziert werden.“

„Zwar wird einem Teppich weniger Aufmerksamkeit geschenkt, als einem Auto“, räumt der studierte Hotelmanager Dominik ein, das sei aber falsch, findet er und präsentiert flauschige Muster. „Es gibt tolle Sachen, die man einfach nur entdecken muss“, zeigt er sich selbst begeistert. Die Hälfte seiner Zeit hat er ins väterliche Unternehmen gesteckt, die andere Hälfte gilt den beiden ARO-Hotels in Nürnberg. „Wir haben beispielsweise eine hochwertige Präsentation von nachhaltigen Teppichen mit Garnen unter anderem aus Mais, Kokos, Ziegenhaar oder Bambus.“ Und Schwester Carina ergänzt: „Das ist absolut neu und ein ganz wichtiges Thema.“

Die konzeptionelle Umgestaltung ist Teil der Restrukturierung der ARO-Firmengruppe, die in wirtschaftliche Schieflage geraten ist. Nicht nur die Präsentation soll laut Teppichkönig Roth der Maßstab für die noch „verbliebenen knapp 80 Fachmärkte“ sein. Auch die Größe mit 300 Quadratmetern gilt als neue Richtschnur. Aktuell haben die Standorte im Durchschnitt 1000 Quadratmeter, sie sollen „auf eine Größe 300 Quadratmeter bis 600 Quadratmeter“ abgespeckt werden. Entweder hole man sich einen passenden Untermieter mit auf die Fläche, immerhin gehört jede zehnte Immobilie Roth selbst, oder man sucht eine „bessere Lage mit passender Fläche“.

Der Senior will gemeinsam mit seinen beiden Kindern künftig auch den Service besser rausstellen. Das beginne damit, dass robuste Abstreifer aus Kokos passgenau zurechtgeschnitten werden. Die Auswahl an Tapeten „fange da an, wo die Baumärkte aufhören“, hebt er selbstbewusst hervor. Auch bei der Auswahl von persischen oder chinesischen Teppichen will ARO seine Kompetenz zeigen. Bei Interesse werden die wertvollen Stücke –„der teuerste liegt bei knapp 80000 Euro – eine Geldanlage“ – direkt zum Kunden geliefert. Der kann dann drei Tage lang überlegen, ob er sich zum Kauf durchringen kann. Für den „weltgrößten, quadratischen Teppich mit einem Ausmaß von 20 mal 20 Metern gibt es den Preis auf Anfrage.“

Im Unterschied zu einem Einrichtungshaus sei ARO „auch ein Spezialist fürs Vermessen und Verlegen“. Bei Bedarf werden auch die Unterböden hergerichtet. Allein in Nürnberg hat ARO 30 Verleger, die auch in kniffligen Fragen Teppiche oder Hartböden immer „farb- und richtungsgleich“ anstückeln können. Roth ist stolz auf diese Kompetenz: „Das Probleme kenne man oftmals im Baumarkt gar nicht.“

Gleichwohl ist die Lösung mit der Musterfiliale nicht der Königsweg, im Januar müssen die Gläubiger dem Vorgehen zustimmen. Immerhin haben sich Mietschulden von rund zehn Millionen Euro aufgetürmt. Von den aktuell 85 Filialen will sich Roth senior im Zuge der Sanierung trennen. Das hänge aber auch von den Mitarbeitern ab. An 40 der 500 Mitarbeiter sowie einigen Teilzeitkräften „ist die Kündigung schon rausgegangen“. Doch der langjährige Präsident des 1. FC Nürnbergs hofft: „Wie im Fußball kann die drohende Schließung auch ein Weckruf für die Mitarbeiter sein.“