Nürnberg
Messe: Voller Hoffnung in die Zukunft

Corona hat das Geschäft der NürnbergMesse auch 2021 vermiest. Doch aktuell ist der Veranstaltungskalender gut gefüllt.

21.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:39 Uhr
Birgit Ropohl
Der Messe-Restart im Herbst 2021 wurde von den Kunden der NürnbergMesse begeistert aufgenommen, hier ein Blick in die FachPack. −Foto: Heiko Stahl

Die Zeiten, in denen die beiden Geschäftsführer der NürnbergMesse alljährlich ihre Bilanzergebnisse mit leuchtenden Augen verkündet haben, sind, zumindest aktuell, vorbei. Es gibt keinen positiven Allzeit-Rekord mehr, von dem Dr. Roland Fleck und Peter Ottmann berichten können. Im Gegenteil: Auch im Pandemiejahr 2021 liegt der Umsatz deutlich unten: nur 70 Millionen Euro – rund 75 Prozent weniger als in den Vor-Corona-Zeiten.

Der einzige Lichtblick, wie Peter Ottmann sagt: „Unser Verlust liegt diesmal unter 50 Millionen Euro (2020 waren es noch 68,6 Millionen Euro). Wir sichern somit wertvolle Liquidität.“ Ein deutlich negativeres Ergebnis sei durch konsequente Kosteneinsparungen, Kurzarbeit für gut 60 Prozent der Mitarbeiter bis Ende August 2021 und das Verschieben von geplanten Investitionen verhindert worden, erklärt Roland Fleck. Gegenüber ihren Vor-Corona-Planungen beispielsweise habe die Messe Sach- und Personalkosten um etwa 25 Prozent reduziert.

Auf der positiven Seite stand daneben der zunächst erfolgreiche Messe-Restart im Herbst – höchst emotional nach fast 19 Monaten Stillstand in den Hallen gefeiert. Fachpack, it-sa, FeuerTrutz, ConSozial und auch Consumenta sowie die Retro Classics begeisterten Besucher und Aussteller unter den geltenden Hygienemaßnahmen gleichermaßen. Die Freude währte nur kurz.

Wieder Wirtschaftsmotor sein

Corona machte der Branchen erneut einen Strich durch die Rechnung. Die Indiz stieg. Und wenn die Indiz hoch ist, kommen keine Kunden. Letztendlich konnten 2021 in Nürnberg nur acht Messen und 19 weitere Veranstaltungen stattfinden. Doch das Team um Fleck und Ottmann blieb nicht tatenlos. Es nutzte die Krise für den Wandel. Für die digitale Transformation. Corona entwickelte sich zum Turbo, der dafür sorgte, dass in Rekordzeit eine digitale Messehalle entstand.

Bedeutung: Globaler Restart:
Die NürnbergMesse Group zählt zu den 15 größten Messegesellschaften der Welt. Sie setzt sich aus der NürnbergMesse GmbH und deren 15 Tochtergesellschaften und Beteiligungen in aller Welt zusammen.Der beste Restart gelang in Griechenland. In China gab es aufgrund konsequenter Kontaktnachverfolgung nahezu keine Veranstaltungspause.

Schon im ersten Pandemiejahr 2020 hatten Experten angefangen, digitale Events und Online-Plattformen neu zu entwickeln und 2021 dann darauf aufgebaut. Zehn digitale Formate entstanden 2021. Sie ermöglichten Kunden aus dem In- und Ausland gegenseitigen Austausch und die Teilnahme an Vorträgen und Kongressen, ohne selbst vor Ort zu sein. Zur Fachpack im Herbst beispielsweise waren laut Ottmann über 4300 Teilnehmer online auf „myFachpack“ aktiv und stellten damit fast 20 Prozent aller Messebesucher. Zehn Prozent ihres Gesamtumsatzes erwirtschaftete die Messe mit Online-Angeboten.

Zwei stehen sogar ganzjährig zur Verfügung: Die „itsa365“ und „myBeviale“ ermöglichen der IT-Community jederzeit Kontakt und Austausch, Höhepunkt und Treffpunkt ist dann die jeweilige Präsenzmesse. Präsenzmessen bleiben laut Fleck und Ottmann definitiv der Schwerpunkt in den Aktivitäten der NürnbergMesse. „Wir wollen mindestens 80 Prozent Messen live und vor Ort“, sagt Ottmann. Aussteller und Besucher aus aller Welt sollen weiterhin nach Nürnberg kommen. „Die Gäste sollen hier essen, hier schlafen und ihren Liebsten etwas von hier mit nach Hause bringen.“ Die Messe sieht sich nach wie vor als wichtiger Wirtschaftsmotor für die ganze Region. Tausende von Arbeitsplätzen hängen von ihr ab. Wie schlimm es ist, wenn dieser Motor nicht mehr läuft, spüren unzählige Branchen bitterlich.

Planungen auf Hochtouren

Beide Messe-Chefs sind voller Hoffnung, dass dieses Jahr für die gesamte Gruppe besser laufen wird als 2021. Der Restart habe bewiesen, dass die Kunden Präsenz wünschen, den direkten vertrauensbildenden Kontakt zu alten und künftigen Geschäftspartnern. Ein gut gefüllter Messekalender mit über 100 Terminen weltweit, darunter 77 in Nürnberg, mache Hoffnung – selbst wenn bereits die Spielwarenmesse (ab 31. Januar geplant) wegen hoher Omikron-Zahlen abgesagt werden musste und rund ein Drittel der Termine (vorwiegend) in den Sommer hinein verschoben wird.

Die Planungen laufen also auf Hochtouren, sowohl am Standort Nürnberg als auch bei den internationalen Tochtergesellschaften. In Nürnberg haben die 566 Mitarbeitenden (zehn Prozent weniger als 2019 vor Corona) ihre Kurzarbeit bereits seit dem 1. September beendet. Sie haben alle Hände voll zu tun – mit dem Aufbau neuer hybrider Formate und der Vorbereitung des Messejahres 2022.