Back-Handwerk seit 1607
Miltacher Traditions-Bäckerei Welter ist in neuen Händen

23.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:57 Uhr
Seit Generationen produziert die Bäckerei Welter in Miltach Brot und Konditorwaren. −Foto: Fotos: Erwin Vogl

Für den Miltacher Bäckermeister Reinhard Welter und die 230 Mitarbeiter seiner Firma ist es eine berufliche Wende: Nach einem am Sonntag geschlossenen Pachtvertrag übernimmt Bäckermeister Thomas Bittner aus Amberg zum 1. September die Bäckerei in Miltach samt den 28 Filialen. Sämtliche Mitarbeiter werden übernommen.

Bei einer Versammlung wurde ihnen die Familie Bittner vorgestellt. Alle rechtlichen Schritte trug Steuerberater Karl Bergbauer aus Cham vor.

Reinhard Welter hatte in den Randsberger Hof in Cham eingeladen und begrüßte in einem Kinosaal die Mitarbeiter zu dem Gespräch über die Firmennachfolge, „wobei für Fragen und Probleme Steuerberater Bergbauer ein offenes Ohr hat und die passende Antwort weiß. Er wird diesen Ablauf moderieren“, so Welter. Bergbauer begleitet seit 2014 die Firmengruppe Welter. Reinhard Welter sagte, er habe sich bemüht, für die Zukunft mit Thomas Bittner alles gut auf den Weg zu bringen. Karl Bergbauer sprach von einem „besonderen Ereignis“.

Tradition seit 400 Jahren

Die Vorfahren Reinhard Welters sind seit 1607 Bäcker, die Bäckerei Welter existiert seit mehr als 400 Jahren. Nun also wurde die Firma nach vielen bürokratischen Hürden an den neuen Arbeitgeber verpachtet. Thomas Bittner stellte sich vor. Er ist 43 Jahre alt und seit 1994 Bäcker. Er machte die Meisterprüfung und betreibt seit 2015 gemeinsam mit seiner Frau Melanie eine Bäckerei in Amberg. Die neue Chefin, Mutter von drei Kindern, stellte sich bisher auch organisatorischen Aufgaben. „Ich hoffe, wir kommen alle gut miteinander klar. Ich freue mich auf die neue Arbeit und auf eine gute Zusammenarbeit mit euch“, so Melanie Bittner.

Den rechtlichen Part des Pachtvertrags erläuterte Karl Bergbauer. Der neue Chef sei verpflichtet, alle Arbeitsverhältnisse, wie sie am 31. August 2022 bestanden, zu übernehmen. Der Urlaub der Mitarbeiter werde zum 31. August festgestellt, der restliche verfalle nicht. Alle Rechte blieben den Arbeitnehmern erhalten. Das Arbeitsverhältnis könne nicht gekündigt werden, weder von Welter noch von Bittner. Der entsprechende Brief wurde den Anwesenden überreicht.

Der Firmenname ab 1. September lautet „Bäckerei Welter GmbH & Co KG, Pächter Thomas Bittner“.

Die Versammlungsteilnehmer hatten immer wieder Gelegenheit, Fragen zu stellen. Schließlich wünschte Bergbauer allen zusammen für die Zukunft viel Erfolg und zitierte Henry Ford: „Zusammenbleiben ist ein Erfolg.“ Danach lud Reinhard Welter alle zum Essen ein.

Die Bäckerei Welter ist ein Betrieb mit jahrhundertelanger Familientradition. 1607 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Die Freude am Bäckerhandwerk wurde von Generation zu Generation weitergegeben. 1929 übernahm Heinrich Welter von seinem Schwiegervater Alt den Betrieb.

Der rührige Unternehmer stellte die Brot- und Backwaren nicht nur selber her und verkaufte sie in seinem eigenen Laden, sondern vergrößerte sein Absatzgebiet, indem er die Waren über „Brotfrauen“ in der näheren Umgebung verkaufen ließ. Diese Frauen vertrieben Brot, Semmeln und Kleingebäck mit ihrer „Kirm“ oder einem Leiterwagerl.

Mit Pferden zu den Kunden

Mit eigenen Pferden wurden die Backwaren auch an Kunden in Viechtach, Chamerau, Lam und Zandt geliefert. Groß eingestiegen in das Geschäft ist Heinrich Welter um 1965, als er täglich in mehreren Paletten sein Holzofenbrot mit der Eisenbahn nach Weiden verschickte und damit weit über Miltach hinaus bekannt wurde. Ermöglicht hatte diesen Aufschwung ein Neubau im Ortskern um 1950.

Sohn Reinhard Welter errichtete im Jahr 1975 die bestehende Brotfabrik am Regen. Mittlerweile vertreibt Welter seine Waren in 28 Filialen, verteilt in der südlichen Oberpfalz und in Teilen des Bayerischen Waldes.

− kvg