Natur
Mit Fachmann auf Vogelstimmen-Exkursion

Wietze-wietze-wietze und zizibä: Frühaufsteher ließen sich Gesänge erklären.

03.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:35 Uhr
Im Mischwald waren viele verschiedene Vögel zu hören und zu beobachten. −Foto: BUND Naturschutz

Einige Frühaufsteher waren dem Ruf des Bund Naturschutz gefolgt und ließen sich am Sonntagmorgen von Jürgen Köbler die Gesänge der Vögel erklären. Der Ornithologe und zertifizierte Natur- und Landschaftsführer zeigte die verschiedenen Lebensräume entlang der Kalten Pastritz bei Voithenberghütte mit ihren jeweiligen typischen Bewohnern.

Einige Zugvögel wie Kuckuck oder Neuntöter sind noch nicht aus ihren Überwinterungsquartieren zurückgekehrt, anderen Arten war es an diesem Sonntagmorgen zu unwirtlich für einen Gesang. Doch Rotkehlchen, Zilpzalp, Buchfink und viele andere Vogelarten begegneten den Teilnehmern auf dieser BN-Exkursion.

Wietze-wietze-wietze oder eher zizibä – die Lautsprache dient als Merkhilfe, kann aber die herrlichen und ganz unterschiedlichen Vogelgesänge meistens nur unzureichend beschreiben. „Die Vögel pfeifen nicht, sondern die meisten erzeugen den Ton über die Stimmbänder“, erklärte Köbler. Der Ruf dient zur Partnersuche, als Warnung, als Kontaktruf und zur Revierabgrenzung. Aber nicht nur, wie ein Vogel singt, sondern auch wo und in welchem Lebensraum man das Gezwitscher hört, ist sehr aufschlussreich, so der Fachmann. Eine Lerche singt beispielsweise nie auf einem Zweig, sondern immer im Flug über einem Feld. Es muss wohl eher heißen, sie sang, denn die Feldlerchen in Deutschland verzeichneten in den vergangenen zehn Jahren einen Bestandsrückgang von nahezu 40 Prozent, bedauerte der Ornithologe.

Amsel und Mönchsgrasmücke eröffneten das morgendliche Konzert noch am Treffpunkt. Die Gesänge dieser beiden Arten sind melodiös und für ungeübte Ohren leicht zu verwechseln. Im Buchen-Mischwald entlang der Strecke konnten die Teilnehmer das Ruksen der Ringeltaube ausmachen, was im Vergleich zur Türkentaube, die man häufig im Siedlungsbereich hören kann, dumpfer und fast etwas heiser klingt. Die seltenere Hohltaube zählt zu den Höhlenbrütern und ist auf verlassene Schwarzspechthöhlen angewiesen; Kohlmeise oder Kleiber brauchen eher die Höhlen des viel kleineren Buntspechtes. Für solche Vogelarten ist es zwingend notwendig, anbrüchige oder bereits morsche Bäume im Wald zu belassen, um ihnen Brutmöglichkeiten zu gewähren. Das Vertrags-Naturschutz-Programm-Wald (VNP) sieht für solche Fälle eine finanzielle Förderung der Waldbesitzer vor.

Eine weitere Herausforderung stellte die Unterscheidung der Klopfgeräusche von Specht und Kleiber dar. Die Trommelwirbel mit den schnell aufeinanderfolgenden Schnabelhieben kennt wohl jeder, während man die dumpferen, langsameren und leiseren Klopfgeräusche des Kleibers konzentriert heraushören muss. Köbler machte auch auf einen Vogel aufmerksam, der andere Stimmen nachmachen und damit bei Vogelkundlern für Verwirrung sorgen kann: Der Eichelhäher ahmte den Ruf einer Rabenkrähe und eines Bussards nach. Oft macht er mit einem lauten „rätsch-rätsch-rätsch“ auch auf Störenfriede aufmerksam.

Ein sehr wichtiger Lebensraum für Vögel sind Hecken. In deren Gebüsch finden sie Deckung, Nahrung und eine erhöhte Sitzwarte für ihre Gesänge. Köbler zeigte sich erfreut über eine frisch gepflanzte Hecke. Der BN-Vorsitzende Robert Kurzmann wies darauf hin, dass es für die Neuanlage von Hecken lukrative Förderungen gebe, zum Beispiel über den Naturparkverein. Dabei werden die Kosten für die Pflanzen und den Arbeitslohn zu 90 Prozent erstattet.

Auch beim AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) kann man sich über aktuelle Förderungen, Heckenpflege eingeschlossen, informieren. Dann würde auch im Offenland weiterhin ein vielfältiges Vogelstimmenkonzert erschallen – und nicht nur im Wald die Rufe der Kohlmeise („zizibä“) und der Tannenmeise („wietze-wietze-wietze“).