Projekt
Mit ProSalamander in ein neues Leben starten

An den Universitäten Regensburg und Duisburg-Essen werden ausländische Akademiker nachqualifiziert. So sollen sie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

28.11.2012 | Stand 16.09.2023, 21:04 Uhr
Louisa Knobloch

Projektleiter Prof. Dr. Rupert Hochholzer überreicht Anna Lindhorst die Stipendienurkunde. Foto: Knobloch

In den Medien ist oft von Fachkräftemangel die Rede. Gleichzeitig gibt es hierzulande Menschen, die trotz Studiums als Taxifahrer oder Kellnerin arbeiten – weil ihre ausländischen Abschlüsse nicht anerkannt werden. Das zu ändern, ist Ziel des Projekts ProSalamander an den Universitäten Regensburg und Duisburg-Essen.

15 Teilnehmer aus zwölf Ländern bekamen gestern bei der offiziellen Auftaktveranstaltung in Regensburg ihre Stipendienurkunden überreicht. In zwei bis drei Semestern können sie hier einen deutschen Bachelor- oder Masterabschluss erwerben – zuvor wird individuell geprüft, welche im Ausland erworbenen Studienleistungen anerkannt werden können. Auch die sprachlichen und methodischen Kenntnisse werden erweitert.

„Durch eine gezielte Nachqualifizierung ermöglichen wir zugewanderten Akademikern bessere Arbeitsmarkt-Chancen“, betonte Uni-Rektor Prof. Dr. Thomas Strothotte. Die Potenziale dieser Menschen stellten einen Schatz dar, den man heben müsse.

Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Mercator, die zunächst für vier Jahre 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die Stipendiaten werden während ihrer Studienzeit mit 800 Euro pro Monat unterstützt. Dr. Michael Mihatsch, stellvertretender Amtschef des Bayerischen Wissenschaftsministeriums, dankte der Stiftung Mercator für ihr Engagement: „Sie springen in die Bresche, die Bund und Länder aufgrund ihrer Kassenlage momentan nicht füllen können.“

Deutschland brauche eine Willkommens- und Anerkennungskultur, sagte der Vizepräsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Dr. Michael Griesbeck. Schon heute hätten rund 20 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. „Vielfalt muss zur Normalität werden, weil sie schon Realität ist, forderte er.

„ProSalamander setzt da an, wo wir Bedarf haben“, sagte Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Für eine Reihe von Stellen sei es bereits schwer, qualifizierte Kräfte zu finden. „Daher haben wir ein besonderes Interesse, Arbeitskräfte zu qualifizieren, die schon hier sind.“ Zudem bereichere Integration. Die Stipendiaten stellten sich in einem kurzen Filmbeitrag vor. Der einzige Mann in der Runde ist Peter Nagy aus der Slowakei. Er hat zwar einen Master in Wirtschaftswissenschaften – hier fand er aber nur Beschäftigung in einem Schnellrestaurant und als Verpacker. „Ich hoffe, dass ich mit einem deutschen BWL-Abschluss viel wettbewerbsfähiger auf dem Arbeitsmarkt bin“, sagt er. Auch Karolina Figurska-Okulicki aus Polen hat in Deutschland nur Absagen bekommen und zeitweise am Fließband gearbeitet. „Jetzt habe ich wieder Hoffnung“, sagt sie. „ProSalamander hat mir ein neues Leben geschenkt.“

Insgesamt sollen 64 Teilnehmer nachqualifiziert werden. Im März können sich Interessierte für die zweite Runde anmelden. Die Ergebnisse des Pilotprojekts sollen zu einem standardisierten Verfahren zur Nachqualifizierung von ausländischen Akademikern führen, sagte Projektleiter Prof. Dr. Rupert Hochholzer. Davon könnten dann auch andere Unis profitieren.