Großfahndung
Mörder in Regensburg auf der Flucht: Polizei bekam mehrere Hinweise

06.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:12 Uhr
Am Donnerstagabend durchsuchte die Polizei nach einem Hinweis auf den Flüchtigen ein Bürogebäude am Regensburger Bahnhof. −Foto: Hell

Nach der Flucht des verurteilten Mördersaus dem Amtsgericht Regensburg am Donnerstag, läuft die Suche auch am Freitag auf Hochtouren – aus der Luft per Hubschrauber, am Boden mit Spürhunden, in der Einsatzzentrale am Hinweistelefon. Die Polizei richtet einen Appell an die Bevölkerung.



Der Mann, der wegenMordes sowie Raubes mit Todesfolgeeine lebenslange Haftstrafe verbüßt, war am frühen Donnerstagnachmittag bei einem Prozesstermin in Regensburg aus dem Amtsgericht geflohen. Er sprang aus dem Fenster eines Anwaltszimmers im Erdgeschoss und rannte wohl in Richtung Dörnbergpark.

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Sie haben ihn: In Regensburg geflohener Mörder ist gefasst

Die Umstände der Flucht waren zuletzt noch unklar. Laut Polizei ist es üblich, dass Anwälte allein mit ihren Mandanten sind. Er habe diese Situation ausgenutzt und sei geflohen. „Der Vorsprung von wenigen Sekunden ermöglichte die Flucht vor dem verfolgenden Beamten“, erklärte das Regensburger Polizeipräsidium. Eine Überwachungskamera filmte die Flucht wohl.

Regensburg: Mörder flüchtet - Polizei fahndet mit Foto

Die Polizei veröffentlichte umgehend ein Foto des Geflüchteten und leitete eine Großfahndung ein. Seit Donnerstagnachmittag kreiste ein Hubschrauber über Regensburg. Am Boden war ein Polizei-Großaufgebot im Einsatz. Wie Polizeisprecher Florian Beck auf Nachfrage bestätigt, gingen mehrere Hinweise zum Flüchtigen ein - aus Regensburg und aus der Region.

Bislang erhielt die Polizei 25 Hinweise aus der Bevölkerung, die bereits abgearbeitet wurden oder noch werden. Unter anderem wurde laut Beck ein Bürogebäude am Regensburger Bahnhof durchsucht. Ohne Ergebnis. „Aber jeder Hinweis wird überprüft“, sagt Beck. Ein konkreter Hinweis auf den aktuellen Aufenthaltsort des Flüchtigen liege noch nicht vor. Die Polizei habe ihre Kräfte „erheblich verstärkt“ und sei im Stadtgebiet „spürbar präsent“.

Mörder in Regensburg geflüchtet: Suche läuft auf Hochtouren

Parallel zur Suchaktion leitete die Polizei im Hintergrund Ermittlungen zum Umfeld des flüchtigen Mörders ein. Eine Prognose, ob sich der Mann noch in Regensburg befindet, konnte Beck am Freitagvormittag nicht abgeben: „Alles ist möglich“, sagte der Polizeisprecher. Man fahnde nicht nur örtlich, sondern im gesamten Schengenraum. Die Polizei sei europaweit über den Fall informiert.

Am Freitag setzte die Polizei die Suche nach dem 40-Jährigen unter Leitung der PI Süd mit verstärkter Präsenz im Regensburger Stadtgebiet und darüber hinaus fort. Zum Einsatz kommen geschlossene Polizeieinheiten. Auch ein Hubschrauber solle starten, wenn es das Wetter zulasse, sagte Beck am nebligen Freitagvormittag. Als gegen Mittag die Sonne den Nebel durchbrach, kreiste prompt ein Polizeihubschrauber über dem Bahnhofsareal.

Mörder in Regensburg auf der Flucht: Polizei mit Bitte an Bevölkerung

Polizeisprecher Beck bittet mögliche Zeugen, bei Verdachtsmomenten unverzüglich die 110 zu wählen. „Nicht lange rumüberlegen, gleich anrufen!“, lautet sein Appell. Gehe man nach einer Beobachtung erst nach nach Hause und rufe dann bei der Polizei an, habe sich der mögliche Anhaltspunkt meist schon wieder erledigt, erklärt er.

Der Flüchtige hatte 2011 eine 76-Jährige in Nürnberg ermordet. Gemeinsam mit seinem damals gerade 16 Jahre alten Bruder überfiel er die Besitzerin eines Lottoladens. Die beiden Brüder schlugen auf die wehrlose Seniorin ein und erwürgten sie. Der Mann saß bis zu einem Vorfall im Jahr 2021 in der JVA Straubing ein. Seit 24. November musste er sich am Amtsgericht Regensburg wegen Widerstands gegen Straubinger Vollstreckungsbeamte verantworten. Er wurde in ein anderes Gefängnis verlegt. Kurz bevor am Donnerstag das Urteil gegen ihn gesprochen werden sollte, floh er.