Aktion
Naturnahe Gärten sind Gewinn für Vögel

Der LBV zieht nach der Zählung im Mai Bilanz: Aus 152 Gärten des Landkreises Cham wurden 5759 Vögel gemeldet.

18.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:22 Uhr
Die Amsel wurde in 89 Prozent der Gärten im Landkreis gesehen. −Foto: Henderkes Herbert/Henderkes Herbert

Mehr als 22 000 Menschen haben in Bayern vom 13. bis 16. Mai an der „Stunde der Gartenvögel“ teilgenommen, über 200 Personen auch aus dem Landkreis Cham. Aus 152 Gärten unseres Landkreises wurden 5759 Vögel gemeldet.

„Und mit fast 38 Vögeln pro Garten liegt unser Landkreis weit über dem bayernweiten Durchschnitt von nicht einmal 30 Vögeln pro Garten“, meldet Monika Kerner vom LBV-Zentrum Mensch und Natur in Nößwartling.

Vögel werden weniger

Bayernweit kam die Zahl der Teilnehmenden beinahe an die Rekordzahl des Vorjahrs heran, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Im Gegensatz zu den steigenden Teilnehmerzahlen haben die Vögel im Freistaat jedoch in Zahl und Vielfalt seit Beginn der Mitmachaktion abgenommen. So liegt der Wert von knapp 30 Vögeln pro Garten im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 16 Jahre erneut unter dem Mittelwert von über 32 Vögeln.

Auch die Vielfalt der Arten ist von elf auf heuer nur mehr acht gesunken. „Hoffnung geben uns naturnahe Gärten, denn eine Auswertung der Daten zeigt, wo es naturnahe Strukturen auf der Zählfläche gibt, kommen viele und viele verschiedene Vögel vor“, so Kerner. Schon lange machen die LBV-Artenschützer darauf aufmerksam, dass der Rückgang der Vielfalt und der Anzahl der Vögel in der Feldflur auch auf den Verlust von Strukturen wie Hecken und Säume zurückzuführen ist. Dasselbe gilt für unsere Gärten, wie die Meldungen und Angaben zur Stunde der Gartenvögel dieses Jahr klar zeigen. Teilnehmende, die Hecken, Bäume, Totholz, einen Teich, Sträucher mit Beeren oder Wildkräuter in ihrem Garten anbieten, erfreuen sich an zahlreichen und sehr vielfältigen Vögeln. Diese Strukturen sind Nahrung und Rückzugsort vieler Insekten, die Amseln, Meisen und Finken als Nahrung, vor allem auch zur Aufzucht ihrer Jungen, brauchen.

Bilanz:Termin:
Die gesamten Ergebnisse sind unterwww.stunde-der-gartenvoegel.lbv.deabrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden.Die nächste Zählung der Vögel im Garten, die „Stunde der Wintervögel“, steht vom 6. bis 9. Januar 2022 an.

Aus Sicht des LBV senden die Ergebnisse der Mitmachaktion eine klare Botschaft: Nicht nur in der Landwirtschaft brauchen wir ein Umdenken zu naturverträglicher Bewirtschaftung, auch im Garten vor der Haustür kann jede/r einen Beitrag leisten. Wer den gefiederten Flugkünstlern helfen will, muss dafür sorgen, dass der Garten reich an Insekten ist. Und das erreicht man durch ein vielfältiges Angebot heimischer Laubgehölze, wilder Ecken, in denen auch mal Brennnesseln wachsen dürfen, und selbstverständlich durch den Verzicht auf Gift im Garten.

Wie im Vorjahr ist auch im Landkreis Cham der Haussperling (1.) der am häufigsten beobachtete Gartenvogel. Zum ersten Mal seit Jahren wurde der Spatz wieder in fast dreiviertel aller Gärten beobachtet. Die Amsel (4.) ist der am weitesten verbreitete Gartenvogel und wurde in 89 Prozent der Gärten im Landkreis gesehen; bayernweit liegt sie auf Rang zwei.

Sie sind in den Top Ten

Im Landkreis Cham macht sich der großteils ländliche Siedlungsraum bemerkbar, und so landen der Feldsperling (2.) und der Star (3.) noch vor der Amsel. Die Kohlmeise hält beständig ihren 5. Rang. Die Blaumeise (6.) hat sich vom Bestandseinbruch des Vorjahrs wieder erholt. Dieser war dem bakteriellen Erreger Suttonella ornithocola zuzuschreiben, der aber in Bayern nicht so starke Auswirkungen hatte wie in anderen Bundesländern. Heuer ist die Blaumeise wieder mit knapp zwei Individuen pro Garten vertreten, sprich jeder bayerische Garten beherbergt im Schnitt ein Blaumeisen-Paar.

Auf die Elster (7.) folgt das Rotkehlchen (8.), der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Vermutlich hat es den Sprung in die Top Ten wegen seines Amtsbonus geschafft. Die Mehlschwalbe (9.) hält sich auf niedrigem Niveau – mit einem Schnitt von weniger als einem Vogel pro Garten. Im Jahr 2006 waren es noch fast zwei Mehlschwalben pro Zählort. Der Buchfink (10.) schaffte es als Letzter in die Top Ten und spiegelt die ausgedehnten Buchenbestände im Landkreis Cham wider.