Podcast „Fest & Flauschig“
„Nazizeichen“: Jan Böhmermann fordert neues Logo für Apotheken

30.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:50 Uhr
Entertainer Jan Böhmermann hat sich für eine Revolution des deutschen Apotheken-Logos ausgesprochen. −Foto: Gateau/Gentsch/dpa

Jan Böhmermann hat sich in seinem Podcast „Fest & Flauschig“ mit der Geschichte des deutschen Apotheken-Logos beschäftigt. Für den Geschmack des Satirikers besitzt es zu große Nazi-Anleihen. Er plädiert für die Einführung eines neuen Symbols.



„Ich interessiere mich null für Apotheken“, schickte Jan Böhmermann voraus, als er am vergangenen Wochenende in seinem Podcast „Fest & Flauschig“ auf das in Deutschland allgegenwärtige „A“-Symbol zu sprechen kam. Er finde - schon seit er denken könne -, das Logo sei eine „ästhetische, gestalterische Beleidigung“ und jetzt wisse er auch warum: „Weil die Nazis dahinter stecken“, sagte Böhmermann im Zwiegespräch mit seinem Kumpel Olli Schulz.

Rund zehn Minuten diskutierte der Satiriker das „Fraktur A“ mit „Aesculap-Schlange und so einer Giftschale“ mit Schulz. Im Urlaub sei ihm aufgefallen, dass fast überall in Europa ein grünes Kreuz als Apotheken-Symbol diene. Daraufhin habe er sich ins Thema eingelesen, erklärt Böhmermann. Im Podcast bezieht er sich immer wieder auf eine Publikation des Deutschen Apothekenmuseums zur Geschichte des Wahrzeichens.

Geschichte des deutschen Apotheken-Logos

Laut dem besagten Artikel gab seit den 1920-er-Jahre mehrfach Bestrebungen, ein einheitliches Apothekensymbol einzuführen. Das „Schweizer Kreuz“ setzte sich nicht durch, genau wie die „die Aesculap-Schlange mit Schale“ auf einem kreuzförmigen Zeichen. Die Anfang der 1930-er-Jahre weit verbreitete „Arzneiflasche mit drei Löffeln“ des Künstlers Richard Rudolf Weber fiel 1936 der Kunstideologie des Nationalsozialismus zum Opfer.



Aus einem Künstler-Wettbewerb der laut Deutschem Apothekermuseum bereits gleichgeschalteten Deutschen Apothekerschaft ging ein Entwurf des Grafikers Paul Weise als Sieger hervor: Das bis heute bekannte rote „A“ in Frakturschrift. Da wo heute Kelch und Schlange im Logo abgebildet sind, sah Weise ursprünglich ein weißes Kreuz vor.

Nach persönlicher Intervention des damaligen Reichsapothekerführers Albert Schmierer wurde das Kreuz zunächst durch eine Lebensrune ersetzt - ein germanisches Schriftzeichen, das bis heute in der rechten Szene Verwendung findet. Apotheken erhielten im Dritten Reich die Anweisung, dieses Symbol vor den Geschäften anzubringen.

„Eigentlich immer noch ein Nazizeichen“

Und nach dem Krieg? „Da haben sie die Rune einfach rausgenommen und die Schlange und den Kelch reingesetzt“, erklärt Böhmermann analog zu den Ausführungen des Deutschen Apothekenmuseums. „Aber im Grunde genommen ist es eigentlich immer noch ein Nazizeichen, was da dranhängt an deutschen Apotheken“, kritisiert der TV-Moderator. Zudem sehe das Logo auch „echt scheiße“ aus. Deshalb Böhmermanns Appell an die knapp 20.000 Apotheker in Deutschland: „Ich weiß, ihr seid ja nicht so für Veränderungen […] aber könnte man da nicht mal was Geileres machen?“