Regensburg
Noma-Hilfe nach Bissau exportiert

Die Regensburgerin Ute Winkler-Stumpf weihte nach Niger das zweite Zentrum im Kampf gegen die tödliche Krankheit ein.

29.11.2012 | Stand 16.09.2023, 21:04 Uhr
Helmut Wanner

„Willkommen im Noma-Zentrum von Guinea-Bissau“, steht auf dem Spruchband: Die Regensburgerin Ute Winkler-Stumpf hat es jetzt eröffnet. Der Herr im weißen Hemd neben ihr ist der Premierminister. Foto: Winkler

.Sie hat noch einen Koffer in Bissau: Ute Winkler-Stumpf ist zwar wieder aus dem westafrikanischen Land zurück, wo sie letzte Woche das zweite Noma-Zentrum in Afrika eingeweiht hatte, doch die Koffer lassen noch auf sich warten. Die Präsidentin der Hilfsaktion Noma weiß jedoch genau, wo das Geld geblieben ist: 700 000 Euro an deutschen Spendengeldern hat der Berliner Architekt Roland Mittermayer in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes verbaut. Wie alle Helfer arbeitete der Sohn eines Wiener Arztes ohne Honorar, ehrenamtlich.

„Die Noma-Bekämpfung macht nur einen Sinn, wenn man sie exportiert“, ist die Regensburgerin überzeugt. Sie plant schon das nächste Projekt in Burkina Faso, dem Nachbarland von Niger und Mali. Das sind nicht gerade Länder, die TUI im Ferienkatalog hat.

Im Niger ist die Lage mittlerweile so unsicher, dass die Präsidentin der Nomahilfe nur noch mit Polizeischutz reisen kann. Ute Winkler-Stumpf ist sich auch der Problematik von Guinea-Bissau bewusst. Sie musste jetzt bei der Einweihung des Noma-Zentrums in Bissau Rui Duarte de Barros die Hand reichen, dem Premierminister, der erst im Frühling durch einen Putsch an die Macht gekommen ist. Die Leute waren alle sehr freundlich. Aber Ute Winkler-Stumpf weiß, in Guinea Bissau regieren die Drogen-Bosse mit.

Jeden Tag kommen schätzungsweise 1000 Kilo Kokain aus Bolivien im Hafen an. Die entsprechenden Schmiergelder der Kartelle sind mittlerweile die wichtigste Einnahmequellen des Staatsapparates. Insider haben ihr erzählt: Über Kleinflugzeuge werden die Drogen in die Wüste von Mali geflogen, wo sie umgepackt werden und über Nordafrika nach Europa kommen. Die Islamisten, die in Timbuktu Welterbe zerstören, finanzieren ihren Glaubenskrieg aus Geschäften mit der Drogen-Mafia.

Über den Hafen von Bissau kommen Tod und Verderben nach Europa. Europa exportiert Leben – Ärzteteams, OP-Einrichtungen und Schulungsräume. Seit Dienstag operiert der Wiener Gesichtschirurg, Prof. Jürgen Holle vor Ort. 106 akute Fälle der gesichtszerstörenden und tödlichen Krankheit sind in dem westafrikanischen Staat bekannt. Bis zu 20 Patienten kann die Klinik aufnehmen. Die Kranken kommen auch aus Gambia, dem Senegal, und Sierra Leone. Die Baukosten der Klinik, den Unterhalt und die Kosten der Behandlung zahlen die europäischen Spender.