Wie sehr Noma das Gesicht dieses hübschen Mädchens entstellt hatte, kann man heute nur noch ahnen. Nach einer Operation kann die nigrische Frau wieder lächeln, der Noma-Hilfe sei Dank.
„Meine Mutter will kürzertreten“,Mathis Winkler
Die Regensburger Lehrerin Ute Winkler-Stumpf zeigt, dass Eigeninitiative Berge versetzen kann. In den frühen 90er-Jahren wurde sie durch entsetzliche TV-Bilder bei Stern-TV aus ihrem Fernsehsessel aufgeschreckt. Sie gründete einen Verein, der weltweit Furore machte (die MZ berichtete). In Regensburg kennt jeder den Namen der Krankheit Noma. Die Geschwüre in der Wangenschleimhaut, die sich im Verlauf immer weiter ausbreiten und schließlich das gesamte Gesicht zerfressen, nannte sie das Antlitz der Armut. Zu Recht, denn Noma wird durch Unterernährung, Vitaminmangel und mangelnde Hygiene ausgelöst.
3,8 Millionen Euro Spenden
Tausende Kinder in den westafrikanischen Ländern Niger und Guinea-Bissau können heute wieder in den Spiegel sehen. Mit den großzügigen Spenden konnte Ute-Winkler-Stumpf zusammen mit ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern ihres Vereins ein Noma-Ausbildungszentrum und vier Kinderhäuser für die betroffenen Kinder errichten, im Jahr 2002 sogar eine Klinik. Neben der medizinischen Versorgung kümmert sich der Verein vor allem um Prävention.
Die 73-jährige Regensburgerin managt heute eine Art „Hilfskonzern“, der mit der WHO und den westafrikanischen Ministerien auf Augenhöhe agiert. Hatte der Verein um 1995 pro Jahr 100 000 Euro zur Verfügung, ist es nun auch dank eines professionellen Fundraisers ein Vielfaches. So verfügte die Noma-Hilfe 2014 über ein Budget von knapp 3,8 Millionen Euro, so die Zahlen von Mathis Winkler. Der 41-Jährige ist seit dem 1. März hauptamtlicher Geschäftsführer der Afrika-Projekte des Vereins. Der Journalist hat in London afrikanische Politik studiert. Für die Noma-Hilfe ließ er sich von der Deutschen Welle (DW) beurlauben. Erst einmal für drei Jahre. „Meine Mutter will kürzer treten“, erklärt er. An der DW-Akademie war er in den letzten sieben Jahren zuständig für medienbezogene Entwicklungshilfe in Asien und Osteuropa.
Nachhaltiger Kampf gegen Noma
Gerade kommen die Winklers von einer gemeinsamen Reise nach Guinea Bissau zurück,wo Mathis Zeuge wurde, wie seine Mutter von der Gesundheitsministerin Dr. Cadi Seidi für ihren Einsatz geehrt wurde. „Wir machen die Reisen jetzt miteinander“, sagt Ute Winkler-Stumpf auf Anfrage. „Ich zeig ihm, wie es geht. Der Kampf gegen Noma geht in ganz großen Schritten voran.“ Im Mai werde das medizinische Lehrbuch für 47 Länder in Afrika vorgestellt, das die Prävention gegen Noma auf eine wissenschaftliche Grundlage stellt. „Das ist der richtige Augenblick, um die Arbeit in jüngere Hände abzugeben“, sagt Ute Winkler-Stumpf. Es geht ihr, um die Nachhaltigkeit im Kampf gegen Noma.
Mathis Winkler arbeitet von Berlin aus. Seine nächste Aufgabe wird sein, eine Kooperation mit weiteren westafrikanischen Staaten voranzutreiben. Er nennt die Staaten Guinea-Konakry, Benin, Togo, Elfenbeinküste, Mali, Burkina Faso und Senegal. Mathis Winkler spricht Englisch, arbeitet gerade an seinem Französisch, ebenso an seinem Spanisch und Portugiesisch. „Als Domspatz hatte ich nur Latein und Altgriechisch“, sagt Mathis Winkler. Er war von 1984 bis 1991 bei den Domspatzen und sang auch im Chor.
Im Kampf gegen Noma engagiert sich Mathis Winkler von Beginn an. 1994 wurde er Mitglied der Noma-Hilfe. Noma ist für ihn eine Familienangelegenheit, seit seine Eltern Binia adoptiert haben. Binia macht gerade eine Ausbildung als Modedesigner in Stuttgart. Dafür wurde er von seiner Firma Mac-Jeans in Wald freigestellt. Nebenbei betreibt er seine Karriere als Foto-Modell. So schreibt die Noma-Hilfe auch in konkreten Menschen Erfolgsgeschichte.
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