NPD-Funktionär trägt „Bandido“-Kutte

Der Stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Sascha Roßmüller baut den Motorradclub, dessen Mitglieder immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommen, in Regensburg mit auf.

07.03.2010 | Stand 16.09.2023, 21:09 Uhr
Reinhold Willfurth

Regensburg.Die Gesinnungsgenossen im einschlägigen Internetforum waren entsetzt oder zumindest pikiert. „Roßmüller in einer Türken-Gang? Das glaubt doch eh keiner“, lautete der feinfühlige Kommentar von „Sturmadler“. „Georg“, ebenfalls ein national gesinnter Anonymus, schüttelte virtuell den Kopf über den „angepassten Apparatschik“ Roßmüller und geißelte dessen „Verbrüderung“ mit den Kameraden vom Motorradclub, für die er einen „Untermenschen“-Ausdruck bereithielt.

Alle Zeichen sprechen dafür, dass Sascha Roßmüller, Stellvertetender Bundesvorsitzender der NPD, seit kurzem Mitglied im Regensburger Motorradclub „Bandidos“ ist, wie es der Bayerische Rundfunk vermeldet hat. Die „Bandidos“, ein Rockerclub mit Tradition in den USA, gelten als verschworene Gemeinschaft mit festen Riten und Hierarchien. Sie gelten als offen gegenüber nicht-deutschen Mitgliedern, was das Entsetzen der nationalen Szene über Roßmüller erklärt. Und manche der „Chapter“ genannten Niederlassungen geraten in das Fadenkreuz von Ermittlungen. Konflikte, etwa mit den Rivalen von den „Hell’s Angels“, werden bisweilen blutig gelöst. Dabei kommt es sogar zu Todesopfern, wie im Herbst letzten Jahres, als ein „Bandido“ in Duisburg erschossen wurde. Er galt als Sympathisant der „Hell’s Angels“.

Im bayerischen Verfassungsschutzbericht kann man nachlesen, dass die Männer auf den schweren Maschinen immer wieder mit dem Rotlicht-Milieu und Drogenhandel in Verbindung gebracht werden. Angeblich sollen Rocker-Vereine in Ostbayern in der Türsteher-Szene mitmischen, um den Drogenhandel zum Beispiel in Diskotheken unter ihre Kontrolle zu bringen.

Sascha Roßmüller, 37-jähriger Familienvater und Abiturient aus Straubing, ist ein NPD-Funktionär, der es versteht, bei der Verkündung seiner nationalen Ziele auch mal leise Töne zu wählen und dadurch seine Gegner zu verunsichern. Bekannt wurde er aber durch einen Spruch, der auch aus dem Mund eines fanatischen Nazi-Funktionärs stammen könnte: Dereinst würden „Andere in Nürnberg hängen“, verkündete Roßmüller bei einer Demonstration 1999 in Nürnberg.

Regensburg.Jetzt wurde bekannt, dass der „Parlamentarische Berater“ der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen und Stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende offenbar schon seit längerem Mitglied in einem Rocker-Club ist. Nach MZ-Informationen soll sich Roßmüller von seinem bisherigen Club, dem Gremium MC, getrennt haben und in leitender Funktion den Aufbau des Regensburger Chapters der „Bandidos“ mit vorangetrieben haben. Die Polizei verhinderte laut Sprecher Josef Eckl Anfang Januar in der Region Straubing eine Auseinandersetzung ausgerechnet zwischen dem „Gremium MC“ und den „Bandidos“. Seit kurzem prangt das „Bandido“-Wahrzeichen am Clubhaus des Chapters im Regensburger Stadtteil Keilberg.

Der Polizei in Ostbayern liegen keine genauen Erkenntnisse über mögliche aktuelle kriminelle Machenschaften der Motorradclubs vor. „Wir kennen die Gerüchte“, sagt der Sprecher der Oberpfälzer Polizei, Stefan Hartl. Die Polizei sei sensibilisiert und werde „aufmerksam“ sein.