Alte Seilerei
Offene Bühne in Neunburg: Auftakt geglückt

07.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:53 Uhr
Ralf Gohlke
Die Formation „French Kiss“ brachte einen Hauch französischer Chansonmusik nach Neunburg. −Foto: Ralf Gohlke

Das Kleinkunstquartier „Alte Seilerei“ in der Neunburger Hauptstraße erwies sich einmal mehr als Wiege für ein neues Kulturangebot in der Pfalzgrafenstadt.

Die Rede ist von „Open Stage“, einem Angebot an Musiker und Literaten, ihre Fähigkeiten einem interessierten Publikum unkompliziert näherbringen zu können. Die Initiative ging von der Musikpädagogin Steffi Heelein aus. Ähnliche Projekte hatte sie bereits in Regensburg und Umgebung auf den Weg gebracht. Unterstützung fand sie beim Kunstverein Unverdorben und beim Wirt der Seilerei, Alois Feldmeier.

Am Pfingstsamstag war Premiere. „Ich bin erstmal baff“, sagte Heelein angesichts des vollen Hauses – das Publikum kam zuhauf, auch die Teilnehmerzahl konnte sich sehen lassen. Den Künstlern hatte es freigestanden, sich vorher anzumelden oder spontan einen Beitrag zu leisten.

Die Jüngste war erst acht

Zusammen mit Boris Rusakov eröffnete Heelein das Programm. Da es keine Altersbeschränkung gab, schloss sich ihnen Lena Blend (acht Jahre) mit ihrer Gitarre als erste Solistin an. Von Lampenfieber war bei ihr aber keine Spur. Dies galt auch für ihre Schwester Laura (13), die ihr Können am E-Piano unter Beweis stellte. Überrascht zeigte sich das Publikum im Anschluss vom Auftritt und der Stimmgewalt der neunjährigen Myra Puchkova. Die Schülerin von Felicitas Mandon interpretierte zunächst ein Volkslied aus ihrem Heimatland Ukraine, um dann noch das Lied „Trommle mein Herz für das Leben“ in Deutsch anzufügen.

Als Duett präsentierten sich die 15-jährige Julia Swoboda (E-Piano) und die Zwölfjährige Clara Heelein (Gesang). Zunächst zwei selbst komponierte Titel sang Kathie Ruf, geborene Neunburgerin, jetzt aber in München lebend. Später trat sie noch einmal „A cappella“ auf, um ihrer Oma deren Lieblingslied „Wilds Wossa“ von den der Band Seer zu widmen. Dafür gab es dann auch – neben dem verdienten Applaus – ein dickes Bussi von der Oma.

Ebenfalls Lieder aus seiner eigenen Feder präsentierte Stefan Bubb aus Laaber. Aus Regensburg kam die Band „French Kiss“. „Das ist meine Band“, erklärte Steffi Heelein später im Gespräch. Gekonnt zelebrierte die Formation mit Marc, Philippe und der stimmgewaltigen Mireille Französisch-Rock á la Jacques Dutronc und erhob die Hauptstraße zur „Champs-Élysées“. Eigentlich spielt auch Tobias Mittermaier in einer Band. Diesmal sang er, nur von seiner Gitarre begleitet, Titel von Bon Jovi.

Trompeter spielte Blues

Ein Heimspiel hatte der Neunburger Trompeter „Happy“ alias Herbert Hauser. Sein Metier ist eigentlich die Stadtkapelle, mit welcher er aber schon stimmliche Ausflüge in die Welt von Jazz und Blues unternommen hat. Da passte an dem Abend der „Stormy Weather Blues“ bestens dazu.

Deutlich besinnlichere Töne, mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, schlug Evi Beck mit einem eigenen Stück aus ihrer Familiengeschichte an. „Kinder des Krieges“ lautete ein Titel, der die Parallelen zum Zweiten Weltkrieg aufzeigte. Der Neunburger Jörg Maderer verwies darauf, dass die Ukulele eher mit „pazifischer Heiterkeit“ und „Hawaii-Flair“ in Verbindung gebracht werde. Seine Interpretationen zweier Antikriegslieder von Hannes Wader und Georg Ringsgwandl sprachen allerdings eine andere Sprache. „Du hast ihnen alles gegeben, deine Jugend, deine Kraft, dein Leben...“ hieß es da. Auch die Jürgen Zach Band ließ nachdenken, unter anderem mit der oberpfälzer Version des John-Lennon-Klassikers „Imagine“. Die Basisformation mit Steffi Heelein, Boris Rusakov und Jürgen Zach bot zwischendurch aber auch Oldies, unter anderem von Sting, Paul McCartney und Bryan Adams.

Weil kein Eintritt erhoben wurde, fand eine Sammlung statt. Der Erlös von 460 Euro soll Flüchtlingen aus der Ukraine in Neunburg zugute kommen. „Ich bin begeistert von der Premiere“, meinte Heelein. Jährlich drei ähnliche Veranstaltungen in verschiedenen Locations plant sie für die Zukunft.