Kunstwerke
Parsberg: Stoffbilder mit Nadeln gemalt

Im Foyer des Rathauses sind Werke der Textilkünstlerin Christine Scheuerer-Grötsch zu sehen.

13.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:58 Uhr
Vera Gabler
Bürgermeister Josef Bauer heißt die Künstlerin Christine Scheuerer-Grötsch und die Vorsitzende der Kunstgilde Parsberg Hanna Rothenbücher im Rathaus willkommen. −Foto: Vera Gabler

Wenn Bürgermeister Josef Bauer jeden Tag über das Treppenhaus im Rathaus zu seinem Büro geht, ist das kein alltäglicher Gang, sondern mindestens jedes halbe Jahr eine Abwechslung. „Ich liebe kräftige Farben“ stellte er jüngst fest, als die Bauhofmitarbeiter unter der Mithilfe der Kunstgilde unter der Leitung von Hanna Rothenbücher neue Kunstwerke in den Treppenaufgang hängten. Seit dem Umbau des Rathauses wird alle sechs Monate, im April und im Oktober, das Aussehen des Foyers durch Mitglieder der Kunstgilde Parsberg und deren Werke verändert.

Nach Matthias Schlüter, Maria und Martin Fuks, Angela Hiller, Luise Unger und Brigitte Demmel ist aktuell die Parsbergerin Christine Scheuerer-Grötsch die ausstellende Künstlerin. „Mein Lieblingsthema ist die Darstellung von Landschaften“ stellt sich die 63-Jährige aus Beratzhausen vor. Das unendliche Zusammenspiel von Licht und Schatten, Farben, Formen, Perspektiven und Gegensätze lasse sie dem Alltag entfliehen. Schon als Kind habe sie gerne gemalt, gestickt und gestrickt; später kam dann die Beschäftigung mit Stoffen und der Umgang mit der Nähmaschine dazu. Bevor sie aber richtig künstlerisch tätig wurde, machte sie 1977 ihr Abitur, um ein Praktikum in der Entwicklungsabteilung der Schaeffler-Werke in Regensburg abzulegen.

Freischaffende Textildesignerin

Nach ihrem Studium von 1978 bis 1984 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg mit Lehrstuhl für Textilkunst und Flächendesign siedelte sie als Meisterschülerin mit Diplom in das Ruhrgebiet um. Dort übernahm Scheuerer-Grötsch als freischaffende Textildesignerin für verschiedene Firmen, überwiegend im Bereich der Heimtextilindustrie, Aufträge. Seit über 20 Jahren lebt und arbeitet sie in der Oberpfalz, in Beratzhausen.

Im weiteren Gespräch schwärmte sie vom textilen Arbeiten mit Material aller Art, meistens Naturstoffe wie Seide, Wolle, Baumwolle und auch Leder, „auch mit Kreide bemalt oder in seine Kett- und Schussfäden zerlegt“. Zusammen mit Garnen in allen Variationen und Farben biete es ihr eine immense Bandbreite für die künstlerische Kreativität. „Ich male mit Textilien, die Nadel ersetzt mir dabei den Pinsel, ob von Maschine oder Hand geführt“. Dabei komme je nach Lichteinfall die dreidimensionale Eigenschaft der Textilien und Fäden zum Tragen, die mit bloßem Farbauftrag eines Malers niemals erreicht werden könne. Somit trete die haptische Eigenschaft der Künstlerin in den Vordergrund, die auch zur Berührung reize.

Mitglieder:Öffentlichkeitsarbeit:Jubiläum:
Mit Stand Januar 2021 gehören 34 Künstler der Kunstgilde an.Unter dem Vorsitz von Hanna Rothenbücher gibt es eine halbjährlich wechselnde Ausstellung im Rathaus, sowie eine Jahresschau zum Jahresende im Säulensaal auf der Burg Parsberg.Seit 1988 formiert sich in Parsberg eine Gemeinschaft aus Kunst-Schaffenden und Kunst-Fördenden, deren Aufgabe es ist, den Menschen zur Kunst und die Kunst zum Menschen zu bringen.

Christine Scheuerer-Grötsch ist ein aktives Mitglied in der Kunstgilde Parsberg und stellt daher ihre Werke für ein halbes Jahr dem Rathaus zur Verfügung. „Man kann meine Werke auch kaufen“ ergänzt sie im Gespräch mit dem Stadtoberhaupt. Sie werde noch bis zum verkaufsoffenen Sonntag, wo das Rathaus für den Besuch der Ausstellung geöffnet hat, einen Katalog auslegen. Auch hat die Kochwerkstatt mit Eva Zitzelsberger an der Marktstraße ihr Schaufenster zur Verfügung gestellt, in dem weitere Werke von Scheuerer-Grötsch zu sehen sind.

Im In- und Ausland ausgestellt

Sie werde am verkaufsoffenen Sonntag selbst im Rathaus vor Ort sein, um mit interessierten Kunstfreunden ins Gespräch zu kommen. Rothenbücher ergänzte nach dem Dank an die Künstlerin für ihr Engagement und an die Stadtverwaltung für die Ausstellungsfläche, dass sich Scheuerer-Grötsch schon durch viele Ausstellungen neben Einzelausstellungen einen Namen gemacht hat. Dazu zählte sie Parsberg, München, Essen, Berlin, Bonn, Brüssel, Köln, Regensburg bis hin zu Zwiesel, Straßburg, Vic-le-Comte in Frankreich, Amberg, Neumarkt und Kdyne in Tschechien auf.

Nach der Eröffnung im kleinen Kreis ergänzte Rothenbücher, dass die Kunstgilde Parsberg ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Parsberg sei. Um neue Künstler aufzunehmen und auch um die Arbeit zu präsentieren, werde man neben der Ausstellung im Rathaus auch zum verkaufsoffenen Sonntag am 24. April mit einem Stand in der „Vereinsmeile“ präsent sein.