Kirche Waldkirchen
Pfarrer Loeßl ist nun zu Hause

Der Wunsch des Ruhestandspfarrers ist es, in Waldkirchen bleiben zu dürfen. In der Hauskapelle hält er jeden Morgen Messe.

24.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:06 Uhr
Vera Gabler
Pfarrer Alois Loeßl widmet sich neben der Seelsorge auch der Literatur. −Foto: Vera Gabler

„Ich war immer auf der Flucht“ verrät Pfarrer Alois Loeßl beim Besuch des Neumarkter Tagblattes im Pfarrhaus auf dem Petersberg. Jetzt zu seinem 70. Geburtstag am 7. Mai wünscht er sich, dass er auch als Ruhestandspfarrer im Pfarrhaus in Waldkirchen bleiben darf. Wie bereits berichtet, ist Bischof Gregor Maria Hanke seiner Bitte, ihn von seinem Dienst als Seelsorger zu entpflichten nachgekommen. Ob er als Mieter bleiben darf, sei noch offen.

Mit einem Lächeln erinnert sich Loeßl an seine Kindheit und Jugendzeit, die ihn nie zur Ruhe kommen ließ. Aufgewachsen mit einer älteren und einer jüngeren Schwester in Arnbruck sollte der einzige Sohn einmal als Apotheker den Drogeriemarkt des Vaters übernehmen. Aber mit dem Lernen, so Loeßl habe er es nicht so ernst genommen, vielmehr interessierte ihn unter anderem Woodstock mit dem Mythos eines friedliebenden und künstlerischen Amerikas. In den sieben Jahren als er die Schule im Kloster Metten an der Donau besuchte, erlebte er auch tiefe Einblick in die Kultur und begann Opern zu singen.

Großes Geschichtsinteresse

Es sprudelt aus dem knapp 70-Jährigen nur so heraus, wie er mit 15 Jahren nach Straubing zog und sich durch Richard Scheringers Werke über der Zeit des Nationalsozialismus mit den Arbeits- und Vernichtungslagern des NS-Regimes auseinandersetzte. Letztendlich habe er sich in Straubing auch mit dem deutschen Philosophen, Historiker und Protagonisten der Arbeiterbewegung, sowie Kritiker des Kapitalismus und der Religion Karl Marx auseinandergesetzt. „Und ich habe damit die Literatur entdeckt“, berichtet er weiter, und begonnen Gedichte zu schreiben – angelehnt an die Todesfuge von Paul Celan „Schwarze Milch der Frühe, wir trinken sie abends“.

Pfarrer Loeßl wird ernst. Zu dieser Zeit habe er plötzlich wieder angefangen, zu beten, und er habe eine hundertprozentige Kehrtwendung gemacht. „Ich meldete mich für das Priesterseminar in Regensburg an“, dabei habe er auch mit dem heutigen Bischof Gregor Maria Hanke ein Zwischensemester lang Theologie studiert.

Die Eltern waren glücklich darüber, wenngleich der Sohn wohl nicht die Geschäfte weiterführen wollte. Ihn habe die Spiritualität interessiert, wollte sich auf der geistigen Ebene befinden, sich abheben vom Materiellen und Dogmatischen. „Man befindet sich beim Wesentlichen, auf einer etwas höheren Bewusstseinsstufe des Menschen, die auf der Ebene der Seele entfaltet werden kann, wodurch man fähig wird, den göttlichen Plan zu verstehen“, erläutert er dazu. Was aber noch lange nicht den Weg frei machte, Pfarrer zu werden, denn „alle Krisen der Welt“ hätten dazu geführt, dass er mit 28 Jahren nach Berlin zog, um unter anderem Philosophie, Germanistik und Archäologie zu studieren. Um das zu finanzieren begann er als Religionslehrer im erzbischöflichen Ordinariat zu arbeiten. „Daraus wurden 20 Jahre als Lehrer in Berlin“, die Zeit möchte er nicht missen aber er sei eben immer noch „auf der Flucht“ gewesen.

Priesterweihe mit 51 Jahren

Mutter Edeltraud von Eibingen sei es gewesen, die ihm nach Pro und Contra für einen Pfarrer den Weg nach Plankstetten wies. Und so wurde Pfarrer Loeßl im Alter von 51 Jahren zum Priester des Bistums Eichstätt geweiht, nach Kaplansjahren in Roth, Beilngries und Pyrbaum übernahm er 2007 die Leitung der dreier Pfarreien im Landkreis Donau-Ries. Mit 65 Jahren wurde ihm angeboten, als Priesterseelsorger nach Waldkirchen zu gehen. Corona habe ihm die Seelsorge erschwert, doch er helfe, wo er kann.

Gebäude:Pfarrhaus:
Ursprünglich wohnte der Pfarrer im Pfarrhaus neben der Kirche, in der heute die Galerie Zink beheimatet ist.Pfarrer Josef Schödl baute in seiner 40-jährigen Tätigkeit auf dem Petersberg das jetzige Pfarrhaus. Nachfolger waren Pfarrer Hans Zeilbeck, Pfarrer Rainer Nagel, Pfarrer Deogratias.

„Ich habe mich schon gut eingelebt“ bilanziert er abschließend und zeigt auf die vielen Bücherregale mit gotischer Literatur, Althochdeutsch, Slawisch, Skandinavisch bis hin zu Geschichte und Psychologie in Deutsch, Französisch, Spanisch, Englisch und Italienisch. Die private Führung endet in der kleinen Hauskapelle im Untergeschoss des Pfarrhauses: „Hier feiere ich mit Gläubigen aus der Pfarrei jeden Morgen um 8 Uhr Messe“. Und er möchte auch als Ruhestandspfarrer noch gerne für die Gläubigen da sein.