Schließung
„Pfatta Morgana“ hat dicht gemacht

Nach 17 Jahren sperrt Wirtin Dagmar Schäfer die Pfatterer Kulturkneipe zu. Der Betrieb habe sich nicht mehr gerechnet.

30.09.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Walter Schießl
Die Kulturkneipe in Pfatter gab es insgesamt 21 Jahre lang. Einen Käufer hat Dagmar Schäfer noch nicht gefunden. −Foto: Fotos: Biederer

Dagmar Schäfer fiel das Ende nicht leicht. Die 53-jährige Lebenskünstlerin hatte die Kulturkneipe „Pfatta Morgana“ 1998 übernommen, später gekauft und der Kleinkunst im Ostlandkreis einen enormen Aufschwung verschafft. Doch nach 17 Jahren war für sie klar, „es geht nicht mehr!“ Zu groß waren der Aufwand, mit dem für die Auftritte geworben werden musste und zu vielseitig die Vorschriften der Behörden geworden. Und, so sagt Dagmar Schäfer, finanziell sei kaum mehr was übrig geblieben.

Dagmar Schäfer hatte den Schritt in die Selbstständigkeit als Wirtin Ende der 90er-Jahre gewagt. Nach Pfatter gekommen war die aus Saal im Landkreis Kelheim stammende gelernte Landschaftsgärtnerin durch Hans Dotzler, der 1994 das ehemalige Gasthaus Bischofshof in eine Kulturkneipe verwandelt hatte. Mit Dotzler hatte sie einen Sohn, so dass es ihren Worten zufolge nahelag, dass sie sich in Pfatter ansiedelte. „Ich war ja zuvor ohnehin alle zwei Wochen dort“, erzählt Dagmar Schäfer. Der Wirt hatte Kultur auf das flache Land geholt und Ausstellungen und Symposien an Land gezogen.

„Ich könnte ein Buch schreiben“

Dagmar Schäfer führte das „Pfatta Morgana“ ab 1998 als „Ein-Frau-Betrieb“. Während der normalen Öffnungstage kochte sie alleine. Gefragt waren ihre Pizzas ebenso wie die Wildgerichte und die saftigen Steaks von Zebras und Kamelen. Die Wirtin legte Wert darauf, dass die Waren aus artgerechter Haltung stammten. Die Gäste konnten von Mittwoch bis Sonntag die Schäfer‘sche Gastlichkeit genießen. „Es lief in den ersten Jahren gar nicht schlecht“, erzählt die Wirtin, die sich bei den größeren Kulturveranstaltungen von mehreren Freundinnen in der Küche sowie von ihrer Tochter Cornelia (21) und vom Sohn Thomas (27) helfen ließ. Dagmar Schäfer hatte das Anwesen, zu dem 2000 Quadratmeter Grund gehörten, sogar gekauft. „Von der Idee, Kultur auf das Land zu bringen, war ich begeistert“, erzählt sie. Das Leben habe pulsiert, „verrückte Kombinationen und Ideen entstanden“. Die Liste der Künstler, die die heute 53-Jährige nach Pfatter brachte, ist lang. Martina Schwarzmann, die damals noch als Krankenschwester arbeitete und noch nicht berühmt war, zählte ebenso zu den Künstlern wie Hanns Meilhammer und Claudis Schlenger, als Herbert und Schnipsi bestens bekannt, und „Ohne Simone“. Sogar aufwendige Silvesterparties wurden in der „Pfatter Morgana“ gefeiert. Legendär war auch der Berufsausstieg eines ortsansässigen MZ-Redakteurs, der mit Fotos aus seinem langen Arbeitsleben im Nebenzimmer eine vielbestaunte Ausstellung präsentierte.

„Über meine Zeit als Wirtin könnte ich ein Buch schreiben“, sagt Dagmar Schäfer, die seit kurzer Zeit in einem Malereibetrieb arbeitet. Vor vier Jahren schon habe man erstmals den Gedanken gehabt, den Laden zu schließen, sagt sie. Doch sie und ihr gleichaltriger Freund Tom Würgert aus Osterhofen zogen noch einmal sämtliche Register, um der Kultur in Pfatter weiter eine Heimat zu geben. Der Berufsmusiker verhandelte die Termine und das Honorar von Kabarettisten, Autoren und Zauberern, die anrückten. Dagmar Schäfer fuhr übers Land, klebte f´ür die Veranstaltungen Plakate und machte viel Mund-zu-Mund-Propaganda. Die neue Bühne, die das Betreiberpaar gebaut hatte, sollte bestens ausgelastet sein. Auch vom neuen Freisitz erhoffte man sich einen Schwung.

Bedauern in Pfatter

Doch es kam anders. „Die Auflagen der Behörden wurden immer strenger“, sagt Dagmar Schäfer, was immer höhere Unkosten zur Folge hatte. Ende letzten Jahres kamen sie und Tom Würgert zu dem Entschluss, das Leben künftig etwas ruhiger angehen zu lassen. Das „Aus“ des „Pfatta Morganas“ sei die logische Konsequenz gewesen, sagt die gebürtige Niederbayerin.

In Pfatter wird das Ende der Kneipe sehr bedauert. „Es ist immer sehr schade, wenn ein Wirtshaus zu macht“, sagt Bürgermeister Rudi Koch. Zwar könne man sich in seiner Gemeinde noch glücklich schätzen, vier Wirtshäuser aufbieten zu können, aber mit jedem Gastromen, der sich zum Aufgeben entscheide, sterbe ein Stück des Dorflebens. Die Ex-Wirtin Dagmar Schäfer hat das Ende des Gasthauses „Pfatta Morgana“ inzwischen ganz gut verarbeitet. Das Anwesen steht zum Verkauf.