Überraschung
Plötzlich war er Oktoberfestmusiker

Als der Tubist Dominik Lehmeier gefragt wurde, ob er auf der Wiesn spielen kann, musste er sich erst den Gips abmachen.

22.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Heike Regnet

Dominik Lehmeier sorgte beim Oktoberfest für Stimmung.

„Das war schon eine super Sache“, sagt Dominik Lehmeier und lacht. „Spielen, Essen, Schlafen, Spielen - und das über zwei Wochen am Stück. Das war einfach super.“ Dominik Lehmeier ist Musiker mit Leib und Seele. Bei unzähligen Volksfesten stand er mit dem Musikverein Pyrbaum schon auf Festbühnen, doch beim Oktoberfest als Musiker dabei zu sein, hätte er sich nicht träumen lassen.

Es war am 15. September kurz nach 21 Uhr, als bei ihm in Freystadt das Telefon läutete. Am Hörer war Reinhard Hagitte, Dirigent der Augustiner Festkapelle. „Wir ham da ein Riesenproblem“, meinte der Dirigent, nachdem er sich vorgestellt hatte. „Unser Mann für Tuba und E-Bass hat einen Blinddarmdurchbruch und jetzt brauchen wir dringend Ersatz. Wie schaut‘s aus? Am 17. beginnt die Vorbereitung.“

Eigentlich hätte Dominik Lehmeier diese Frage sofort mit einem „Ja“ beantworten wollen, doch an diesem Abend brauchte er noch 30 Minuten Bedenkzeit. Der Grund: ein Gips an seiner Hand. Als er den Hörer aufgelegt hatte, führte ihn der Weg zunächst zum Werkzeugkoffer, Sekunden später machte er sich mit einem Seitenschneider ans Werk, um den Gips zu öffnen. Ende Juli hatte sich Lehmeier den Daumen ausgekugelt. Es folgte eine Operation und am 16. September sollte der Gips entfernt werden. „Aber ich musste ja sofort wissen, ob ich greifen kann.“ Minuten später war es klar: Alles ist bestens verheilt, die Zusage erfolgte. Auch der Arzt gab am nächsten Tag das Okay und Ergotherapeuten gab es ja in München.

Zwei Tage später machte sich Dominik Lehmeier auf den Weg nach München. Die 25 Musiker der Augustiner Festkapelle spielen in dieser Besetzung nur beim Oktoberfest. Sie alle sind Profis, das Repertoire umfasst rund 500 Stücke und werden allesamt vom Blatt gespielt. „Und jeden Tag wird die Kapelle besser und besser“, sagt Dominik Lehmeier lachend.

„Es ist körperlich richtig anstrengend“, erzählt er. So startet das Oktoberfest mit dem Einzug der Brauereien „und in München ist einfach alles viel größer und viel weiter als bei unseren Festen.“ So führte der Festzug über sechs Kilometer, bis die Augustiner Festhalle erreicht war. „Aber das kommt einem gar nicht so weit vor. Überall stehen Leute und jubeln. Zum Abschluss geht es dann noch eine Runde durch’s Zelt und das ist der absolute Hexenkessel.“ Und während Dominik Lehmeier erzählt, wird das Grinsen in seinem Gesicht immer breiter. „So etwas erlebst du sonst nirgends.“

Dass er von Dirigent Hagitte angerufen wurde, verdankte Dominik Lehmeier zum einen seiner Instrumentenkombination Tuba und E-Bass zum anderen Musikerkollege Florian Blöchl, den er aus anderen Bandprojekten kannte und der ebenfalls bei der Augustiner Festkapelle spielt. Nach dem ersten Anspiel am Donnerstag, ging es für die Kapelle zunächst nach Düsseldorf, um beim Bundesschützenfest aufzuspielen. In der Nacht zurück nach München und pünktlich um 8 Uhr startete der Einzug der Brauereien zum Oktoberfest. „Du stehst so unter Strom, da ist keine Zeit für Müdigkeit. Und ab dem ersten Meter rasten die Leute schon aus - das ist echt Klasse.“

Stimmung ist hier Trumpf und das von früh bis spät. „Es war schon ein Kraftakt“, sagt Dominik Lehmeier. „Und danach ging es erstmal ans Instrumente putzen.“ Der Staub von zwei Wochen Oktoberfest hatte sich in jede Ritze der Instrumente gelegt. „Die ideale Beschäftigung, um wieder runterzukommen“, sagt Dominik Lehmeier. Und sollte er im nächsten Jahr wieder gefragt werden, ist die Antwort klar: „Ich würde es sofort wieder machen. Es war einfach Klasse.“