WIRTSCHAFT
Rappersdorfer bekommen einen Laden

Der junge Metzger Johannes Breindl macht sich selbstständig und eröffnet im Berchinger Ortsteil ein Geschäft auf dem Anwesen eines Landgasthofs

21.01.2014 | Stand 16.09.2023, 7:14 Uhr
Dagmar Fuhrmann

Die Familie Breindl in ihrem modernen Geschäft, das zum Anwesen des Landgasthofs Breindl gehört. Foto: df

Leider ist es heutzutage eher normal, dass Geschäfte und Läden auf den Dörfern schließen und die Bevölkerung sich zum Einkaufen ins Auto setzen muss, um in die nächst größere Ortschaft zu fahren. Umso erfreulicher ist es, wenn genau das Gegenteil passiert. Wenn sich ein junger Unternehmer entschließt, sein Geschäft auf dem Dorf auszubauen, dann ist das vor allem für die Bevölkerung eine gute Nachricht.

In diesem Fall sind es die Rappersdorfer, die vom Unternehmergeist des Johannes Breindl profitieren. An fünf Tagen in der Woche wird der neue Metzgerladen künftig geöffnet haben und außer Fleisch und Wurst gibt es auch Brot und Semmeln. Hinzu kommen noch einige regionale Produkte wie Eierlikör, Nudeln und Essiggurken.

Der 24-jährige Johannes Breindl ist Metzgermeister und hat nach einigen Stationen in der Wirtschaft beschlossen, sich selbstständig zu machen und den Laden jeden Tag außer Montag zu öffnen. Somit bekommt der Landgasthaus Breindl nun eine „Vollzeitmetzgerei.“

Geschlachtet wird hier schon länger, 1999 wurde mit Förderung des Landwirtschaftsamts ein Schlachthaus gebaut, sagt Anton Breindl im Gespräch mit dem Tagblatt. Anton Breindl ist als Vater von Johannes der Seniorchef, der allmählich in den Hintergrund tritt. Seit 15 Jahren wird auch das Schlachtschüsselessen angeboten, das - besonders in der kalten Jahreszeit - eine Art Kultstatus erreicht hat. „Jeden ersten Freitag im Monat ist es bei uns voll“, sagt Anton Breindl. Außer vielleicht im Hochsommer, aber wer mag da schon Schlachtschüssel zu sich nehmen. Überhaupt habe die Familie mit ihren Kunden und Gästen bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Im Landgasthof Breindl fühlen sich offenbar Stammtische wie d’Wolpertinger, wohl, aber auch Vereine und Familien.

Es gibt also bereits einen Kundenstamm, darum schauen sie auch optimistisch in die Zukunft des Metzgerladens. „Unsere Kunden sind treu“, ist Anton Breindl zuversichtlich. Und das bedeute auch, dass sie Verständnis dafür hätten, dass es nicht immer alles geben könne. Denn es werde viel Wert darauf gelegt, dass alles frisch ist, geschlachtet wird künftig zweimal in der Woche. Und es werde auch akzeptiert, dass es im Sommer eben keine geräucherten Bratwürste geben könne.

Die Schweine, die im Metzgerladen verarbeitet werden, stammen zum großen Teil aus eigener Haltung. Ein kleiner Teil müsse zugekauft werden. Damit ist Johannes Breindl die vierte Generation auf dem Hof, die Landwirtschaft betreibt, wenn auch nur noch im Nebenerwerb.

In die Familie kam der Hof in den 1930er Jahren, als Franz Schmid den damals vakanten Hof kaufte und eine Flaschenwirtschaft aufmachte. Die entwickelte sich 1952 zu einer Schankwirtschaft und lief in der nachfolgenden Generation als Wirtschaft „nebenbei“. 1981 schließlich übernahmen Anton und Katharina Breindl das Zepter. Anton Breindl ist Elektriker, begann aber bald gemeinsam mit seiner Frau mit dem Herstellen von Wurstbüchsen. Hierzu benötigen die Breindls einen Hausmetzger und deklarierten ihre Produkte als Hofvermarktung. Bis schließlich Sohn Johannes sich dafür entschied, Metzgermeister zu werden und 2009 seine Meisterprüfung machte und so ein neues Kapitel in der Geschichte des Anwesens aufschlägt.