Angst vor Übergriffen
Regensburgs queere Community beklagt bei Kundgebung „Klima der Angst“

08.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:46 Uhr
Stadtrat Alexander Irmisch forderte bei einer Kundgebung am Alten Rathaus die bayerische Staatsregierung erneut auf, mehr gegen Queerfeindlichkeit zu unternehmen. −Foto: Steffen

Eine Kundgebung der queeren Community am Alten Rathaus in Regensburg hat deutlich gemacht: Die Furcht vor Übergriffen wächst – auch in der Region.



„Jeder queerfeindliche Übergriff ist einer zu viel“, betonte Stadtrat Alexander Irmisch vor dem Kundgebungs-Publikum am Alten Rathaus. Auch er zeigte sich erschüttert über den Tod eines 25-jährigen Trans-Mannes, der beim Christopher Street Day in Münster brutal attackiert worden war und seinen schweren Verletzungen erlag. „Der tragische Tod von Malte (...), der angegriffen wurde, als er sich schützend vor CSD-Besucherinnen stellte, hat uns alle tief bewegt“, betonte Irmisch.

Diese Tat hatte er gemeinsam mit der Initiative Queeres Regensburg zum Anlass genommen, um seine Stimme gegen die „zunehmende Queerfeindlichkeit“ zu erheben. Diese greife leider auch hierzulande um sich – und auf den aktuellen Vorfall in Münster seien weitere gefolgt, bedauerte Irmisch. „Ich verstehe nach wie vor nicht, warum es für Menschen ein Problem ist, wen ein anderer Mensch liebt oder wie er lebt. Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind höchstpersönliche Bereiche, über die es niemandem zusteht, zu urteilen“, betonte er unter Applaus.

Schweigeminute zu Beginn der Kundgebung

Die Schweigeminute zu Beginn der Kundgebung war auch einem weiteren Opfer gewidmet: Am 7. September 1995 war es der Amberger Klaus-Peter Beer, den zwei Neonazis aufgrund seiner Homosexualität brutal ermordeten. Exakt 27 Jahre nach dieser Gräueltat, wurde am Mittwoch ebenfalls in Amberg des ermordeten Busfahrers gedacht.

In seiner Funktion als einer der Landesvorstände des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) sehe sich Irmisch „immer wieder direkt“ mit Übergriffen auf die Community konfrontiert. Dazu merkte Chris Hess vom Verein „Queer in Niederbayern“ an, dass ganz aktuell Künstler und Helfer bei Veranstaltungen der Community abgesagt hätten – „aus Angst“. Warum denn „nur so viel Hass in der Welt“ sei, frage sie sich.

„Umdenken“ dringend erforderlich

Irmisch warf der bayerischen Staatsregierung vor, präventiv zu wenig aktiv zu sein. Schließlich gebe es in 15 von 16 Bundesländern bereits Aktionspläne gegen Queerfeindlichkeit – in Bayern jedoch lasse solch ein Plan weiter auf sich warten. Ein „Umdenken“ sei daher dringend erforderlich.

Letztendlich müsse etwas gen das „Klima der Angst“ unternommen werden. Eine weitere Rednerin betonte dies folgendermaßen: „Ich will mit meiner Partnerin an der Hand durch die Stadt gehen können und nicht Angst haben müssen, am nächsten Tag im Krankenhaus aufzuwachen.“

− mds