Auszeichnung
Rundfunkmuseum erhält Grundig-Preis

Die Fürther Einrichtung in den Räumen der alten Grundig-Direktion erhält von der Stiftung und Chantal Grundig 10000 Euro.

11.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:48 Uhr
Chantal Grundig (links) überreichte an die Museumsleitung mit Danny Könnicke und Jana Stadlbauer den Scheck. −Foto: Fotos: Budig

Der mit 10000 Euro dotierte Preis der Max-Grundig Stiftung geht in diesem Jahr erstmals an eine kulturelle Einrichtung, das Rundfunkmuseum der Stadt Fürth. Ein bisschen Rührung sei also gestattet, einem Mann, der seit zwei Jahren das Fürther Rundfunkmuseum leitet und der sich nun für unverhofften Geldsegen bedanken durfte. Also zählte Danny Könnicke eine lange Liste von festen und freien, hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern dieses schönen Museums auf: „Sie alle sind mit Herzblut, Kreativität und einer großen Portion Idealismus dabei. … Sie alle machen das Rundfunkmuseum zu einem lebendigen und attraktivem Museum.“ Das trifft den Kern der Beziehungen dieses besonderen Hauses, an einem besonderen Ort.

Im mondän wirkenden Gebäude der früheren Grundig-Direktion in der Kurgartenstraße, umgeben von ehemaligen Grundig-Fertigungshallen, die heute einen Teil der „Uferstadt Fürth“ ausmachen, wurde am Montag der Max-Grundig-Preis 2016 von der Witwe des Unternehmers Chantal Grundig übergeben. Das Rundfunkmuseum der Stadt Fürth ist seit 2001 hier beheimatet. Neben der Technik-Geschichte wird auch Sozial- und Wirtschaftshistorie der Kleeblattstadt abgebildet.

Nicht ganz umstrittene Person

Warum Madame Grundig, eine geborene Rubert aus dem Elsass, vom gewaltigen Grundig-Vermögen profitiert, hat der Spiegel 2001 so zusammengefasst: „1971 hatte sich die 21-Jährige der Familie als Französischlehrerin für Grundigs damalige Ehefrau Anneliese angedient – zehn Jahre später war sie vom Hausherrn schwanger. Der ließ sich scheiden und ehelichte seine 40 Jahre jüngere Chantal.“

Der Niedergang der Firma Grundig hatte sich in den späten 80er Jahren angebahnt. Die Konkurrenz aus Fernost und unternehmerische Fehlentscheidungen machten dem Wirtschaftswunderkind Grundig zu schaffen. Noch ein letzter großer Deal gelang dem genialen Erfinder des „Heinzelmann“-Radio-Baukastens und Industriepionier Max Grundig (* 7. Mai 1908 in Nürnberg; † 8. Dezember 1989 in Baden-Baden): Er verkaufte Firmenanteile nach und nach an den niederländischen Elektronikkonzern Philipps. Philips-Aktien im Wert von etwa 600 Millionen Mark flossen in die Grundig Stiftung. Außerdem verpflichteten sich die Niederländer „der Familienstiftung 20 Jahre lang eine Garantiedividende in Höhe von 45 Millionen Mark per anno zu überweisen ... Und schließlich vereinbarten sie, die restlichen Grundig-Anteile gegen Zahlung von 540 Millionen Mark übernehmen zu dürfen“, so schrieb das Manager-Magazin 2004. Die Grundig-Stiftung ist bis heute tätig, ihr Hauptzweck ist die Alimentierung der Grundig-Nachkommen aus dem Stiftungsvermögen, Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist Chantal Grundig.

Ihr Leben verbringt die 66-jährige seit dem Tod des Firmengründers vorwiegend in den ehemaligen Grundig-Villen in Südfrankreich nahe Monaco und Baden-Baden. In der Presse sind Porträts über Chantal Grundig gerne mit „Kalt wie Geld“ (Der Spiegel) oder die „Eiskalte Witwe“ (Manager Magazin, ein Zitat von IG-Metall-Funktionär Gerd Lobboda) überschrieben.

Wohlergehen durch Fortschritt

Als es mit der Firma Grundig bergab ging, immer mehr der einmal über 20000 Mitarbeiter ihre Arbeitsstelle verloren, wurde die Französin gebeten, auf ihr zustehende Zahlungen zu verzichten – was sie nie tat. Auch sonst hat sie lange Zeit Fürth nie mehr so großzügig bedacht, wie es Max Grundig zu Lebzeiten regelmäßig tat. Sie lebte sehr privat, es gab kaum öffentliche Auftritte und keine Interviews.

Umso überraschender nun Chantal Grundigs Auftritt in Fürth. Sie war mit ihrem Lebensgefährten zwölf Stunden aus Südfrankreich angereist, etliche Mitglieder der in Baden-Baden ansässigen Grundig-Stiftung begleiteten sie. Sie verhielt sich keineswegs verschlossen, ließ sich bereitwillig fotografieren und gab Auskunft über ihre Empfindungen. „Natürlich ist das alles aufwühlend, ich habe hier einen großen Teil meines Lebens verbracht, viele Erinnerungen an meinen Mann werden wach“, sagte sie in ausgezeichnetem Deutsch. Dann ließ sie sich interessiert durch die aktuelle Grundig-Sonderausstellung (bis 29.5.) führen.

Der Grundig-Preis „dient dem Wohlergehen der Menschheit durch technischen Fortschritt“, zitierte Chantal Grundig aus den Stiftungsrichtlinien bei der Übergabe. Die Museumsleitung will einen Teil der Gelder in die Museumspädagogik investieren. In den Pfingstferien gibt es eine Reihe von Anlässen, das familien-freundliche Haus zu besuchen.

Weitere Nachrichten aus der Region Nürnberg lesen Sie hier.