Schlammering
Russland auf dem Weg zur Selbstversorgung

Über den Tellerrand hinaus blickten viele junge Landwirte und Interessierte.

24.01.2018 | Stand 24.01.2018, 12:32 Uhr

Michael Schönberger, Vorsitzender des Ringes junger Landwirte, dankt Christian Kowalczyk. Foto: Obermeier

Sie folgten der Einladung der Jungbauernschaft Cham, in deren Mittelpunkt die Ausführungen von Christian Kowalczyk zum Thema „Agargigant Russland auf dem Weg zur Selbstversorgung – wo steht die russische Agrarwirtschaft aktuell?“ folgten. Unter diesem Titel stellte der Referent, der aus Lichtenfels stammt, seine Ausführungen. In seiner Wahlheimat gebe es all das, was dem deutschen Bauern fehlt, auf jeden Fall genügend Ackerland.

Russland erstrecke sich über sechs Klima- sowie zehn Zeitzonen und zwei Kontinente. 48 Mal größer als Deutschland weise es elf Prozent der Erdoberfläche aus. Darauf leben knapp 144 Millionen Menschen. Die Landwirtschaft erarbeitet rund 4,4 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Russland verfüge über neun Prozent des weltweiten Ackerlandes, das ist zehnmal mehr als Deutschland. Die durchschnittliche Milchleistung liege bei steigender Tendenz bei 3960 Liter pro Kuh und Jahr. Die Schweineproduktion spiele sich zunehmend in Großbetrieben ab.

Der Arbeitsplatz von Christian Kowalczyk befindet sich 400 Kilometer südlich von Moskau im Gebiet Orel. Als Geschäftsführer sei er für das operative Tagesgeschäft verantwortlich. Zudem hat er sich um 136 Mitarbeiter zu kümmern. Im Jahr beschäftige er selbst regelmäßig drei bis vier Praktikanten aus Deutschland.

Viele Ackerflächen waren partiell bis zu 20 Jahren brach gelegen und mussten rekultiviert werden. Bewirtschaftet werden jetzt 35 000 Hektar Ackerfläche. Die zusammenhängenden Feldblöcke verfügen über 500 bis 3 200 Hektar. Hauptanteil der Produktion nehme der Winterweizen mit 40 Prozent ein, gefolgt von Sonnenblumen, Sommerraps, Sommergerste, Schwarzbrache, Körnermais und Sojabohnen.

Die Exportrestriktionen der EU, von Australien und den USA haben Anreize für enorme russische Investitionen in die Tierhaltung und den Ausbau der milch- und fleischverarbeitenden Industrie gebracht. Russland habe sich das Ziel gesetzt, sich bis 2021 vollständig mit Milch und Fleisch selbst versorgen zu können. Russland ist vor den USA weltweit größter Weizenexporteur. Hinderlich seien dabei noch Defizite in der Infrastruktur. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liege bei 80 Prozent. Russland verzeichnete im Jahr 2017 bei Getreide eine Rekordernte. Mittlerweile sei der Selbstversorgungsgrad beinahe erreicht, so der Referent. Russland plane, in den nächsten Jahren bedeutende Mengen an Geflügelfleisch zu exportieren trotz des stetigen wachsenden Inlandsverbrauchs. In den nächsten fünf Jahren werde es weiterhin einen Importbedarf von Rindfleisch, Milch und Soja geben, die Eigenversorgung von Schweinefleisch werde erreicht sein. Getreide, Pflanzenöle, Zucker und Geflügelfleisch werden bereits exportiert. Kowalczyks Fazit: Die Landwirtschaft in Russland hat inzwischen einen großen Sprung nach vorne gemacht.

Vortrag