Zucht
Schafpudel finden Höll paradiesisch

Eine vom Aussterben bedrohte Hirtenhunderasse feiert ein Comeback als kuscheliges Familienmitglied.

02.04.2011 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Wulf Hiob

Waldmünchen.Mutterfreuden blickte „Findus“ vor einem Jahr entgegen. Klingt zwar komisch, ist aber so. Denn „Findus“ ist eine Schafpudel-Dame, die Viktoria und Otto Schimpel verwahrlost in einem Hundezwinger „gefunden“ und aufgenommen haben. Seitdem ist „Findus“ im Waldmünchner Ortsteil Höll – und fühlt sich wie im Paradies. Darum hat sie auch gleich elf putzig, tapsige Welpen zur Welt gebracht.

Damit ist Viktoria Schimpel ihrem Ziel einen Schritt nähergekommen, den sehr seltenen und vom Aussterben bedrohten hellen Schafpudel der Nachwelt zu erhalten. Rund 450 Tiere soll es derzeit noch in ganz Deutschland geben, allerdings mit steigender Tendenz, weil immer mehr Tierliebhaber den Schafpudel als idealen Familienhund entdecken.

Bis vor einen guten Jahrzehnt galt der Schafpudel als reiner Arbeitshund und wurde nur von Schäfern gehalten und gezüchtet. Diese haben dann aber begonnen schwarze Rassen einzuzüchten. Damit schien die letzte Stunde der hellen Hütehunde geschlagen, wenn nicht Hundefreunde wie Viktoria Schimpel dessen Vorzüge als „Familienmitglied“ erkannt hätten.

Das zeigt sich bei einem Besuch in Höll, wo die Schimpels seit eineinhalb Jahren hausen. „Findus“ und ihre Tochter „Adele“ nähern sich gelassen dem Reporter, beschnuppern ihn und begleiten ihn ins Haus als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Während des Gesprächs liegen sie entspannt am Boden bis es „Findus“ einfällt, sich auf die Füße des Reporters zu setzen und mit einem unwiderstehlichen Augenaufschlag Streicheleinheiten einzufordern.

Nachdem das Bayerwald-Echo über die Welpen-Elf für die Schafpudel-Zukunft berichtet hatte, wollten wir wissen, was aus den putzigen Wollknäueln geworden ist. Dass nicht alle im Paradies in Höll bleiben konnten, lässt sich leicht an „Adele“ abschätzen. Die ist nämlich bereits genau so groß wie ihre Mutter und unterscheidet sich von dieser bloß durch dunkle Stellen an den Ohren. Das wird sich aber noch geben bis „Adele“ voll ausgewachsen ist. Die Ober-Hundemutter musste sich von zehn ihrer Lieblinge trennen, hat sie aber nicht aus den Augen verloren, auch wenn sie über ganz Deutschland verteilt sind.

Waldmünchen.Sie hat sich die Abnehmer genau angesehen und sich bei Kontrollbesuchen überzeugt, dass es ihnen gut geht. Sie hat nämlich vereinbart, dass die Hunde nicht im Zwinger oder an der Kette gehalten, sondern als Familienhunde integriert werden.

Nur in einem Fall wurde Viktoria Schimpel enttäuscht, als sie „Augustus“ beim neuen Besitzer im Zwinger vorgefunden hat. Da holte sie den 13 Wochen alten Welpen ins Auto und brachte ihn zurück nach Höll. Mittlerweile hat dieser wieder eine neue Familie gefunden, in der er sich sichtbar wohlfühlt. Das zeigen die Bilder, die Viktoria Schimpel per E-Mail immer wieder von den Besitzern der Schafpudel bekommt, mit denen sie auch in telefonischem Kontakt steht.

Das hat sie auf den Gedanken gebracht, in Höll ein Schafpudel-Familientreffen zu organisieren und alle hätten begeistert zugesagt. So freut sich die „Hunde-Mutter“ schon wahnsinnig auf das Wiedersehen mit ihren „Babys“ vom 15. bis 17. Juni, zu dem auch ein Körmeister vom „Institut für ganzheitliche Zucht von Pon und Schafpudel“ kommen soll. Dort werden die „Findus“-Nachkommen eingeschätzt, ob sie für die Zucht geeignet sind.

Das wäre dann der nächste Schritt auf dem Weg, den Schafpudel der Nachwelt zu erhalten.