Galerie, Möglichkeitsraum oder Minishop?
Schmuddelecke hinter dem Kult-Kiosk soll sich wandeln

09.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:46 Uhr
Betreiber Florian Rottke könnte sich eine kleine Galerie oder einen Minishop im künftigen Kioskanbau vorstellen. −Foto: Koller

Der Kiosk am Regensburger Neupfarrplatz war schon immer beliebt. Aber seit ihn Florian Rottke übernommen hat, trifft sich dort die Stadtgesellschaft. Passantinnen, Ladenbesitzer, Studierende und Angestellte trinken einen Espresso und kommen auch ins Gespräch.

Menschen, die sich eigentlich keinen Kaffee leisten können, steuern den Kiosk trotzdem an. Zuweilen wird ihnen dort eine Gratistasse serviert, wenn andere dafür bezahlt haben. Caffè sospeso, aufgeschobener Kaffee, heißt die schöne Tradition in Neapel.

Doch auch der Treffpunkt besitzt eine Schattenseite: Hinter dem Kultkiosk liegen rund 250 Schmuddel-Quadratmeter mit einer kleinen, dunklen Freifläche, Toiletten, Glascontainern und Fahrradparkplätzen. Und das mitten im Zentrum. Die Stadt hat sich entschlossen, das zu ändern. Sie hat einen kleinen Anbau für den Kiosk ins Auge gefasst, das gesamte Areal soll anziehender werden.

Gegenwärtig entwickeln Industriedesign-Studenten der Ostbayerischen Technischen Hochschule Ideen für den zurzeit noch hässlichen Fleck. Florian Rottke, Trafikant und Betreiber einer Werbeagentur, kann sich viele Nutzungen in einem Anbau vorstellen: eine kleine Galerie, einen Minishop, einen Künstler-Arbeitsplatz oder einen Raum für alles mögliche, den man mietet.

Junge Ideen von der OTH

Kulturamtsleiterin Maria Lang sagt, der Kiosk am Neupfarrplatz diene als architektonischer Anknüpfungspunkt, um auch das umliegende Areal attraktiver zu gestalten. Sie sieht dort durchaus städtebauliches Entwicklungspotenzial.

Die Studenten werden sich ein Konzept für diesen Bereich überlegen, das kreativ, aber auch schnell umsetzbar ist. „Sie werden Stadtentwicklung mitgestalten“, freut sich Markus Apfelbacher, der Regensburger Kulturberater. „Man soll kurzfristig was sehen.“

Vor allem die Fläche zwischen der Kiosk-Rückwand und den Toiletten muss sich verändern. Dort soll „ein Möglichkeitsraum für künstlerische Interventionen entstehen“, der Passanten zur aktiven Teilhabe einlade, heißt es aus dem Kulturamt. Apfelbacher, die Studenten und ihr Professor Matthew Burger haben das Areal bei mehreren Ortsterminen unter die Lupe genommen. „Sie haben einen ganz anderen Betrachtungswinkel, weil sie aus anderen Städten kommen“, sagt der Berater. Es gebe eine Reihe spannender Ideen. Überlegt werde etwa, ob die Laderampe der Galeria miteinbezogen werden sollte: mit Abstellmöglichkeiten für den Kaffee im Stehen.

Grundsätzlich sollen 250 Quadratmeter neu gestaltet werden. Aber auch dieser Flächenumfang ist Definitionssache und abhängig von den eingereichten Ideen.

Stärkung des Zentrums

Das Vorhaben soll das urbane Zentrum stärken und den gesamten Platz verändern. Möglichst viele Altersgruppen und soziale Milieus sollen sich künftig dort wohlfühlen.

Kulturreferent Wolfgang Dersch freut sich, dass der Kiosk und das umliegende Areal an Anziehungs- und Ausstrahlungskraft gewinnen: „Diese Transformation durch kulturelle Interventionen und öffentliche Angebote im Freien stellt eine wichtige Ankernutzung für die künftige Entwicklung der Innenstadt dar.“

Das Projekt trage enorm zur Erlebnisqualität im Zentrum bei. Gleichzeitig werde ein konsumfreier Ort gestärkt.

Das Vorhaben wird finanziert mit Geldern aus dem Sonderfonds „Innenstädte beleben“ des Freistaats Bayern und der EU-Innenstadt-Förderinitiative React-EU. Die Ideen, die in Zusammenarbeit mit der OTH Regensburg entstehen, werden in verschiedene konkrete Vorschläge münden. Ende Juni findet die abschließende Präsentation der Entwürfe statt.

Diese werden in einer Machbarkeitsstudie evaluiert und dann zur baulichen Umsetzung vorbereitet, sodass das Altstadt-Projekt bis spätestens Mitte 2023 abgeschlossen sein wird.