Geschichte
Seit 590 Jahren hat Roding sein Wappen

Pfalzgraf Johann von Neumarkt verlieh der Stadt 1432 während der Hussitenkriege dieses Privileg.

25.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:25 Uhr
1364 wurde das alte Rathaus gebaut. Zu diesem Zeitpunkt gab es schon ein Wappen. −Foto: Jakob Moro

Roding wurde im Jahr 844 erstmals urkundlich erwähnt. 1329 wurde der Ort pfälzisch. Um 1364 verlieh ihm Pfalzgraf Ruprecht I. die Marktrechte. In dieser Zeit wurde auch das althistorische Rodinger Rathaus gebaut. Ruprechts Nachfolger, Pfalzgraf Johann von Neumarkt, verlieh Roding 1432 in einem Freiheits- und Privilegien-Brief „Panier, Wappen und Siegel“. Der Wortlaut der Wappenbeschreibung: „ein gewapenden man in einem rotten veltung, der in der rechten handt haben soll eine streithakhen und in der linken handt einen visch in der gestalt, der genannt ist ein rotel.“

Der Mann im Harnisch erklärt sich mit den damaligen Hussitenkriegen. In den Siegeln veränderte sich das Wappenbild bis heute nur geringfügig, die Tingierung (Farbgebung) wechselte jedoch in den zahlreichen Abbildungen seit Apian um 1568 häufig. Das Bild der beiden verschiedenen Wappendarstellungen auf Bürgermeistermedaillen ist bis auf Zeichnungsvarianten nahezu gleich; das Feld, auf dem der gerüstete Mann steht, wird beim Prägestempel 1821 ohne Tingierung (Silber/Weiß), beim Prägestempel von ca. 1915 senkrecht liniert (Rot) ausgeführt. Die jetzigen Farben sind seit mindestens 1850 in Gebrauch. 1952 wurde Roding zur Stadt erhoben. Bis 1972 war es Kreissitz.

Die Zeit der Verleihung

In dieser Zeit wurde die Gegend um Roding nach längerer Pause wiederum durch Böhmen beunruhigt. Die durch Johann Wielif in England verbreiteten Irrlehren, besonders durch den Universitätsprofessor Johannes Hus zu Prag, fanden in Böhmen weite Verbreitung, hierzu trug auch die Vermählung Richards II. von England mit einer Tochter Karl des IV. Königs von Böhmen bei, da hierdurch sich ein reger Verkehr zwischen diesen beiden Ländern entwickelte. Eine der bedeutendsten Universitäten war Prag. Ein früherer Mitschüler und nachheriger Anhänger „Hus“, Jakob von Wies, dehnte die Irrlehre auch auf den Genuss der heiligen Kommunion aus und verlangte auch für Laien den Kelch. Weshalb diese Art Hussiten „Kelchner“ oder „Kalixtiner“ genannt wurden. Bald blieb es nicht mehr bei einer religiösen Spaltung, sondern die Anhänger der Irrlehren betrachteten sich als politische Partei – deren Führer der blinde santische Ziska, der Schrecken des Landes, war – und strebten nach der Republik. Den Hass gegen Andersgläubige trugen diese Horden sehr bald auch nach auswärts. Prokop der Große, ein ehemaliger Mönch, der nach Ziskas Tode (1424) folgte, war gefürchtet. Zur Todesfeier zündeten die Genossen Ziskas, die sich in der Folge „Waisen“ oder „Orphaniten“ nannten, die von ihnen eroberte Stadt Pribislaw, an. Bereits 1429 zogen sie mit mordbrennerischen Scharen durch ganz Sachsen bis Magdeburg.

Im folgenden Jahr schwangen sie die Geißel der Verwüstung über Franken, Bayern und die Oberpfalz. Seit dieser Zeit war das „Husausläuten“ üblich. In Roding war ein eigenes Husausglöckl, das im Sommer um 10 Uhr, im Winter um 9 Uhr abends geläutet wurde, und die Bewohner zusammenrief zum Gebete um Verleihung des Friedens. Aus Cham wird erzählt, dass die Hussiten am 29. September 1429 auch Cham angegriffen hätten, wo schon immer eine herzogliche Besatzung lag. Die Letzteren machten nun auf die sich scheinbar Zurückziehenden einen Anfall, gerieten aber in einen Hinterhalt und verloren viele Männer.

Doch bald griff die Besatzung der Beutebeladenen zwischen Kammerdorf, Pfarrei Cham und Schorndorf wieder an und jagte diese über die Grenze. In der Zisterzienserabtei Walderbach verübten 1429 die Hussiten schreckliche Gräueltaten, töteten mehrere „Religiosen“, brachen alle Türen auf und zerschlugen die Orgel und alle heiligen Bilder. Nittenau wurde am 9. Januar in Brand gesteckt, die Pfarrer ergriffen, entblößt an einen Wagen geschmiedet und so bis Tauß geführt. Fünf Tage dauerten die Verwüstungen um Roding, Reichenbach, Schwarzenfeld und Nabburg. Die Einwohner flohen zum großen Teil vor den wilden Scharen, die dann mit Beute reich beladen wieder in das Lager vor Pilsen zurückkehrten.

Die Schlacht bei Hiltersried

Am 16. September 1433 schickte Prokop von Pilsen eine Abteilung seiner Leute – etwa 500 Reiter und 1100 Fußgänger – zur wiederholten Plünderung der Oberpfalz aus. Das Wunder von Neukirchen b. hl. Blut stammt aus dieser Zeit. Ein Hussit versuchte, das verehrte Marienbild zu entfernen, schließlich sogar zu zerspalten, worauf dann Blut aus der Kopfwunde drang. Da überfiel sie Herzog Johann von Neumarkt bei Hiltersried, der mit seinem Sohne Christoph in Neunburg vorm Wald anwesend war. 200 Reisige und ein aufgebotenes Landvolk, worunter sich auch die Mannen Rodings befanden, stellten die Hussiten bei Hiltersried in der Pfarrei Schönthal. Das Kommando über die Oberpfälzer führte Heinrich Pflug von Schwarzenberg, das Panier trug Wilhelm Paulsdorfer. Um diesen waren der 70-jährige, waffenerprobte Johann Zenger von Schneeberg, dann Ulrich der Wartberger von Kürnberg und Pfleger Marquard Stör aus Regenstauf geschart.

Die Hussiten hatten sich auf einer Anhöhe in ihrer Wartburg verschanzt. Als es den Bayern gelungen war, die Ketten der Wagenburg zu brechen, machte der Sieg kaum mehr Schwierigkeiten. Bald lagen 1177 Böhmen tot auf dem Schlachtfelde, 330 schwer Verwundete fielen in Gefangenschaft. Der Raub der vorausgegangenen Tage geriet in die Hände der Sieger, die „nur“ zehn Ritter und 129 Mann verloren hatten.

Aus Dankbarkeit für den ersten Sieg stiftete Herzog Johann von Neumarkt eine Glocke in die Kirche von Neunburg v. Wald. Er erbaute dessen „Chor“ und dotierte einen Jahrtag für die im Kampf Gefallenen. Bei diesem wurde immer – sogar bis in neuere Zeit – das Panier der Schlacht von einem Sprossen der Mitkämpfer getragen. (rjm)