Jubiläumsfest von 9. bis 11. September
Sengenthal blickt auf eine 125-jährige Feuerwehrgeschichte zurück

30.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:50 Uhr
Andreas Meyer
Die Aktiven, Passiven und Ehrenmitglieder der Feuerwehr Sengenthal stellten sich anlässlich des Jubiläums zum Gruppenfoto auf. −Foto: Alexander Fuchs

Vor mittlerweile 126 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Sengenthal gegründet. Von 9. bis 11. September wird dies gefeiert. Im großen Rahmen, mit den Feuerwehren aus dem Landkreis Neumarkt und vielen Ehrengästen wird es ein großes Jubelwochenende geben.

Höhepunkt ist dabei der Festgottesdienst am Sonntag, 11. September mit Pfarrer Manfred Obermayer, bei dem der vielen verstorbenen, im Krieg gefallenen und vermissten Feuerwehrkameraden gedacht werden soll, die über viele Jahrzehnte in Diensten der Freiwilligen Feuerwehr Sengenthal standen. Auf eine wechselvolle Geschichte kann die FF Sengenthal, zurückblicken.

So kann man der Festschrift aus dem Jahre 1986 entnehmen, dass das königliche Bezirksamt Neumarkt, das 1862 aus den Landgerichten Neumarkt und Hilpoltstein gebildet wurde, am 10. Juni 1874 eine Feuerlöschordnung für den Amtsbezirk Neumarkt erlassen hatte. Danach war der Landgerichtsbezirk Neumarkt in 24 Feuerlöschbezirke eingeteilt, der Landgerichtsbezirk Hilpoltstein gliederte sich in 20 Löschbezirke. Die sechs Ortsteile der Landgemeinde Sengenthal waren den Löschbezirken Reichertshofen, Nr. 18, und Deining, Nr. 20, zugeteilt. Dem Löschbezirk Reichertshofen waren die Orte Sengenthal, Weichselstein, die Ölkuchenmühle, die Schmidtmühle und die Seitzermühle zugeordnet. Winnberg war dem Feuerlöschbezirk Deining zugeteilt.

Die erste eigene Feuerlöschmaschine wurde 1874 gekauft

Bereits 1874 wurde von der Gesamtgemeinde Sengenthal mehrmals der Wunsch angesprochen, eine eigene Feuerlöschmaschine für den Gemeindebezirk anzuschaffen. Wegen der weiten Entfernungen der Ortschaften und des hohen Berges Winnberg sei eine schnelle Hilfe nicht möglich, da die Löschmaschinen aus Deining und Reichertshofen, insbesondere letztere, nur zu spät ankommen würden. Bei der Bürgerversammlung am 23. August 1874 kamen die 27 stimmberechtigten Bürger überein, eine eigene Löschmaschine zu kaufen. Dieselbe sollte zu Winnberg aufgestellt werden, weil alle Wege zu diesem Ort nur bergauf zugänglich seien und der ganzen Gemeinde auf diese Weise schleunigst Hilfe geleistet werden könne.

Der damalige Bürgermeister Sturm und Einnehmer Seitz begaben sich damals nach Nürnberg um mit Justus Braun, dem Hersteller der Löschmaschine in Unterhandlungen zu treten. Letzterer habe zugesichert, um den Preis von 390 Gulden (fl.) eine Feuerlöschmaschine an Ort und Stelle zu liefern. Die Kosten sollten in der Art bestritten werden, dass an Umlagen 190 fl. eingehoben würden, die restlichen 200 fl. würden aus der Armenkasse bestritten.

Das erste Feuerwehrhäuschen wurde 1875 gebaut

Am 11. Juli 1875 hat die Gesamtgemeinde beschlossen, ein eigenes Feuerhäuschen auf Gemeindegrund, zunächst neben der Dorfkapelle Winnberg, zu erbauen und die hierauf erwachsenden Kosten von 401 fl. durch Umlagen zu decken.

Als Inventar ist in den Unterlagen von 1881 verzeichnet: eine nicht Abprotzbahre Saug- und Druckspritze, 15 m hänferne Schläuche, 4 Dachleitern, Feuerhaus entsprechend, Alarm, Feuerreiter und Spritzenfahrdienst geordnet, Wasserversorgung genügend.

Am 25. Oktober 1896 wurde nach Angaben des Bezirksfeuerwehrverbandes Neumarkt die Freiwillige Feuerwehr Sengenthal gegründet. Da die Löschmaschine von 1874 in Winnberg untergebracht ist, wird für den Ort Sengenthal 1903 eine zweite Löschmaschine angeschafft. Sie wird im neu errichteten Feuerwehrhaus beim „Häring“ stationiert.

Eine Lokomotive löste 1909 einen verheerenden Waldbrand aus

Die Hilfeleistungen bezogen sich in damaliger Zeit fast ausschließlich auf Brände. So fielen am Ostermontag 1909 bei einem Waldbrand in der Schlierferheide etwa 250 Tagwerke Wald zum Opfer – ein Drittel vom Faberschen Waldbesitz in der Schlierferheide. Als Brandverursacher wurde Funkenflug einer Motorlokomotive ausgemacht.

Zum Kriegsende 1918 hatte Sengenthal acht Gefallene zu beklagen. Niedergeschrieben ist auch, dass die Nationalsozialisten ab 1933 das Vereinsleben wesentlich erschwerten. Im Juni 1944 wurde eine Frauenlöschgruppe gegründet, da viele Männer im Krieg waren. Nach dem Krieg löste sich die Gruppe wieder auf. 1950 wird gegenüber der Dorfwirtschaft ein neues Feuerwehrhaus gebaut, das Feuerwehrhaus beim Häring abgebrochen.

Pflicht zum Dienst

  • Feste Mitglieder: Dem Register des Bezirksamtes Neumarkt von 1881 entnimmt man, dass die Pflichtfeuerwehr Sengenthal nun 25 Mitglieder habe.
  • Strenge Bestimmung: Jeder männliche, körperlich gesunde Einwohner vom 18. bis zum 60. Lebensjahre war verpflichtet, Feuerlöschdienst zu leisten.

Technisch wurde die Feuerwehr 1960 mit einer Tragkraftspritze TS 8/8 mit Anhänger ausgestattet. Ein Ford Transit wurde 1965, ein LF 8 1978 angeschafft. Im Mai 1971 und 1993 fand jeweils der Florianstag in Sengenthal statt. Eine Jugendgruppe wurde 1976 gegründet und bis heute kontinuierlich weiterentwickelt. 2001 feierte die Jugendgruppe bereits das 25-jährige Bestehen. Das jetzige Feuerwehrhaus wurde 1978 eingeweiht und 1997 nochmals umgebaut, erweitert und aufgestockt. Heute steht die Stützpunktfeuerwehr Sengenthal dank der Bemühungen der Gemeinde Sengenthal, die für den Brandschutz zuständig ist, gut ausgestattet da.

Im Jahr 2000 wurde die neue Satzung bei der Mitgliederversammlung beschlossen. Der Eintrag ins Vereinsregister des Amtsgerichts Neumarkt erfolgte unter „Freiwillige Feuerwehr Sengenthal e.V.“

Zum Jubelwochenende, bittet die Vorstandschaft, sich rege am Fest zu beteiligen. Weitere Infos gibt es unter www.ff-sengenthal.de.