Wie ein „typisches Silvester vor Corona“ - so ordnet die Polizei in Bayern am Sonntagmorgen das Einsatzaufkommen beim diesjährigen Jahreswechsel ein. Vor allem kleinere Einsätze beschäftigten Polizei und Feuerwehr - ein Überblick:
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In den meisten bayerischen Regierungsbezirken kümmerten sich die Einsatzkräfte zum Jahreswechsel überwiegend um Brände, Ruhestörungen, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen durch Böller. Auch das Bayerische Rote Kreuz berichtet von einer arbeitsreichen, aber insgesamt weitgehend friedlichen Silvesternacht. Gewaltsame Übergriffe gegen Rettungskräfte habe es nach bisherigen Kenntnisstand nicht gegeben.
In Schwaben und Oberbayern kam es zu schwereren Bränden: Bei einem Wohnhausbrand in Leobendorf (Landkreis Berchtesgadener Land) wurde eine Bewohnerin leicht verletzt. Die Brandursache war hier zunächst noch unklar. In Tacherting (Landkreis Traunstein) wurde ein Stadel durch Raketenin Brand gesteckt. Das Feuer griff anschließend auf ein angrenzendes Wohnhaus über. Verletzt wurde bei dem Brand jedoch niemand. In beiden Fällen schätzt die Polizei den Schaden auf eine fünfstellige Summe.
Oberbayern: Verletzte und hoher Sachschaden
In OBERBAYERN blickt die Polizei auf eine einsatzreiche Silvesternacht zurück. Den Angaben zufolge waren die Beamten imnördlichen Oberbayernzum Jahreswechsel bei 361 Einsätzen mit Silvesterbezug gefordert. Der Einsatzzentrale wurden 38 verletzte Personen gemeldet, der gesamt entstandene Sachschaden beträgt rund 235.000 Euro. Bei 25 Körperverletzungen wurden 30 Personen verletzt, eine davon schwer. Die Einsatzkräfte verzeichneten zudem 34 Sachbeschädigungen und 53 Ruhestörungen. Zudem wurden bei 19 Verkehrsunfällen sechs Personen verletzt.
In Ingolstadt strömten Hunderte zur Konrad-Adenauer-Brücke, die für den Verkehr gesperrt wurde. Dabei kam es nach Polizeiangaben zu keinen Zwischenfällen. Es habe eine friedliche, ausgelassene Stimmung geherrscht. Gegen 1.30 Uhr war die Brücke wieder für Fahrzeuge freigegeben. In der Ingolstädter Altstadt hielten sich die Feiernden an die Allgemeinverfügung der Stadt Ingolstadt. Lediglich nach Mitternacht mussten die Beamten der Polizeiinspektion Ingolstadt wegen einiger Sachbeschädigungen, Ruhestörungen und vereinzelten Körperverletzungsdelikten tätig werden.
Im Beilngrieser Ortsteil Irfersdorf (Landkreis Eichstätt)brannten eine Gartenhütte und zwei Autos komplett aus. Hierbei entstand Sachschaden in Höhe von rund 40.000 Euro, verletzt wurde niemand. Im Olchinger Ortsteil Neu-Esting (Landkreis Fürstenfeldbruck) verletzten sich zwei 18-Jährige leicht an den Händen: Sie hatten einen nicht gezündeten Böller aufgehoben , als der „Blindgänger“ unvermittelt explodierte. Sie wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
274 Einsätze im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd
Auch imSüden Oberbayernsgab es zahlreiche Einsätze. In der Silvesternacht wurden vom Polizeipräsidium Süd 274 Einsätze gemeldet. In Rosenheim wurde die Polizei an einem Club benötigt, da dort eine alkoholisierte Frau randalierte. Als sie zur Dienststelle gebracht werden sollte, wehrte sie sich mit Tritten und spuckte die Polizeibeamten an. Aufgrund der Angriffe wurde bei ihr eine Blutentnahme durchgeführt, anschließend kam sie für die restliche Nacht in Gewahrsam. Ebenfalls in Rosenheim beobachtete eine Streifenbesatzung gegen 0.15 Uhr einen 60-jährigen Mann, wie er mit einer Schreckschusspistole in die Luft schoss. In Wasserburg (Landkreis Rosenheim) wurde gegen 5.20 Uhr ein 46-jähriger Mann nach einem Streit von zwei Personen niedergeschlagen. Er wurde schwer im Gesicht verletzt. Die Angreifer flüchteten.
In Altötting rief eine Frau die Polizei, nachdem ein volltrunkener Mann mit blutverschmiertem Hemd bei ihr aufgetaucht war. Der 39-Jährige wurde zur Dienststelle gebracht. Dort beleidigte er die Beamten. Bei ihm wurde eine geringe Menge Haschisch festgestellt. Er war zur Fahndung ausgeschrieben. In Berchtesgaden (Landkreis Berchtesgadener Land) randalierte ein 37-jähriger Mann in einer Diskothek. Er war aggressiv und beleidigte die anwesenden Personen massiv, so dass er in Gewahrsam genommen werden musste.
Haus in Holzkirchen in Vollbrand
In der Silvesternacht kam es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd zu vielen kleineren Bränden, ausgelöst durch Feuerwerk, Raketen oder Böller. In Holzkirchen (Landkreis Miesbach) geriet um 5.30 Uhr ein Haus in Vollbrand. Hier entstand ein erheblicher Sachschaden. Die Kripo Rosenheim übernahm die Ermittlungen zur Brandursache. Ebenfalls ein schadensträchtiger Brand entwickelte sich gegen 0 Uhr an einem Stadl in Tacherting. Der Brand griff auf das danebenstehende Wohnhaus und einen Stall über. Alle Personen konnten das Wohnhaus unverletzt verlassen. Da die Schadenshöhe, nach den ersten Schätzungen bei bis zu 400.000 Euro liegt, ermittelt nun die Kripo Traunstein. Auch in Laufen (Landkreis Berchtesgadener Land) entwickelte sich gegen 3.45 Uhr ein Fassadenbrand an einem Wohnhaus. Eine Bewohnerin erlitt eine Rauchgasvergiftung und wurde leicht verletzt. Eine erste Schätzung des Schadens liegt bei 60.000 Euro. Die Kripo Traunstein ermittelt nun zur Brandursache.
Niederbayern: Ein Terrassenbrand und eine Polizeieskorte zur Geburtsklinik
In NIEDERBAYERN spricht die Polizei von einer „weitgehend normalen“ Silvesternacht. Es sei zwar zu zahlreichen Einsätzen gekommen, größere Zwischenfälle habe es aber nicht gegeben. Die Beamten mussten den Angaben zufolge zahlreiche Körperverletzungsdelikte aufnehmen, wobei es bei den beteiligten Personen bei leichteren Verletzungen blieb.
Darüber hinaus kam es zu zahlreichen Ruhestörungen, mehreren Sachbeschädigungen und mehr als 25 Kleinbränden. Diese seien überwiegend mutwillig oder durch den fahrlässigen Gebrauch von Feuerwerkskörpern verursacht worden. Hierbei gerieten vor allem Mülltonnen und Altpapiercontainer in Brand, weiterhin kam es zu Bränden von Hecken. In Passau gerieten aufgrund von Feuerwerkskörpern Möbel einer Terrasse in Brand. Es entstand Sachschaden in Höhe von ca. 30.000 Euro. Ferner wurden drei Zigarettenautomaten mittels Feuerwerkskörper beschädigt. Hier kam es jeweils zu hohem Sachschaden. In Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) warf ein Unbekannter einen Böller auf das fahrende Auto einer 19-Jährigen. In Straubing gab ein 32-Jähriger zur Feier des neuen Jahres mehrere Schüsse aus einer Schreckschusswaffe ab. In Landshut setzte ein Unbekannter ein Dixie-Klo in Brand. Es brannte vollständig nieder.
In Niederbayern ereigneten sich außerdem in der Silvesternacht einige Verkehrsunfälle. Bei einem wurde eine Person schwer verletzt. Im Gemeindebereich Landshut erfasste ein Autofahrer einen 28-jährigen Mann, der auf der Fahrbahn zu Fuß unterwegs war. In Deggendorfeskortierten Polizisten werdende Elternmit Blaulicht und Martinshorn in die Klinik - gerade noch rechtzeitig vor der Geburt ihres Sohnes.
Oberpfalz: Brennende Autos und ein tödlicher Sturz
In der OBERPFALZ blickt die Polizei auf eine relativ ruhige Silvesternacht zurück. Die Dienststellen hatten etwa 250 Einsätze. Bei 18 Unfällen wurden zehn Personen verletzt. Es kam zu rund 30 Ruhestörungen und die Einsatzkräfte mussten bei zahlreichen Aggressionsdelikten einschreiten. In 21 Fällen wurde Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, dabei wurden 23 Personen durchwegs leicht verletzt. Das Präsidium berichtet zudem, dass auch zwei Polizeibeamte leicht verletzt wurden. Ein größerer Einsatz ereignete sich gegen 22 Uhr im Regensburger Stadtteil Burgweinting,wo mehrere Autos abbrannten.
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In Pittersberg (Landkreis Amberg-Sulzbach)stürzte ein 68-jähriger Fußgänger so schwer, dass er noch vor Ort seinen schweren Kopfverletzungen erlag.
In Cham wurde die Polizei zur Diskothek „Mia“ gerufen, wo die Beamten von einer 31-jährigen Frau und ihrem Lebensgefährten tätlich angegriffen wurden. In Lohberg (Landkreis Cham) sprengten Unbekannte einen Stromverteilungskasten. Da der Verteilerkasten im Garten eines Anwesens stand, wurde auch ein Kellerfenster des Hauses komplett zerstört.
FRANKEN: Silvesternacht verläuft weitgehend friedlich
Die Dienstkräfte der Polizei in MITTELFRANKEN bewältigten mit knapp 600 Einsätzen die intensivste Silvesternacht der letzten Jahre. Dennoch zog das Polizeipräsidium eine positive Bilanz. Im Vorfeld der Silvesternacht hatte die Stadt Nürnberg eine Feuerwerksverbotszone von der Lorenzkirche bis zur Kaiserburg festgesetzt. Nach zahlreichen Verstößen gegen das Verbot wurde der Bereich vor der Lorenzkirche mit Lichtmasten ausgeleuchtet und mehrmals auf die Verbotszone hingewiesen. Vor dem Hauptportal der Lorenzkirche zündete zuvor ein Unbekannter einen pyrotechnischen Gegenstand, der vier Polizeibeamte und einen Passanten leicht verletzte. Die Burgfreiung war gut besucht und musste zu keinem Zeitpunkt wegen Überfüllung geschlossen werden. Nennenswerte Vorfälle ereigneten sich hier nicht.
In Heideck im Landkreis Roth warf eine Person einen Silvesterkracher in eine Menschenmenge vor dem Rathaus. Wie die Polizei berichtet, litten nach dem Vorfall drei Personen unter Ohrenschmerzen. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.
In UNTERFRANKEN begann das neue Jahr nach Polizeiangaben überwiegend friedlich. 345 Einsätze hatte die Polizei in der Silvesternacht. Überwiegend beschäftigten die Beamten Brände, Ruhestörungen und Streitigkeiten.
Die OBERFRANKEN rutschten insgesamt friedlich ins neue Jahr. Die Polizisten waren dort mit der Bearbeitung von 268 Einsätzen beschäftigt. Darunter waren 31 Ruhestörungen, 20 Sachbeschädigungen, 27 Körperverletzungsdelikte und 20 Verkehrsunfälle.
Böllerverbot in München nicht von allen eingehalten
In der Landeshauptstadt verlief laut Mitteilung der Polizei die Silvester-Nacht eher ruhig. In München feierten am Marienplatz und in der Fußgängerzone rund 20.000 Menschen den Jahreswechsel. Die Stadt hatte für diesen Bereich ein komplettes Feuerwerksverbot ausgesprochen. In sieben Fällen erstattete die Polizei Anzeige wegen Verstößen gegen dieses Verbot. Die Münchner Polizei erhielt außerdem rund zehn Anrufe von Hunde- und Katzenbesitzern, deren Vierbeiner durch Silvester-Knaller verschreckt weggelaufen waren. In mehreren Fällen meldeten sich Menschen, denen Tiere zugelaufen waren. Einige der Besitzer fanden so ihre Tiere wieder.
− dpa
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