Wohnungsbau
Sozialwohnungen dezentral anbieten

Vor der scheibchenweiser Sanierung soll ein Gesamtplan her. Trotz Bauplänen der Kirche will Regenstauf seine Häuser erneuern.

13.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:58 Uhr
Sabine Norgall
Für die Erneuerung der Sozialwohnungen zwischen Schwandorfer Straße und Hans-Sachs-Straße fordert die Regierung ein Gesamtkonzept. −Foto: Norgall

Die Sozialwohnungen im Besitz des Markts Regenstauf zwischen der Schwandorfer Straße und der Hans-Sachs-Straße sind abbruchreif. Eine Sanierung der Häuser, die sich von außen als Ensemble teilweise noch sehr ansprechend präsentieren, lohnt sich nicht mehr. Das stellte bereits im vergangenen Jahr ein vom Markt in Auftrag gegebenes Gutachten fest. Ein Ersatzbau, in dem bisherige Bestandsmieter eine neue Wohnung beziehen können, sollte bereits heuer bezugsfertig sein. Doch als im Herbst vergangenen Jahres alle Planungen ausschreibungsreif vorlagen, zog Kämmerer Andreas Liegl die Notbremse, wie er jetzt erzählt. Ein Grund dafür waren die hohen Herstellungskosten, die das Architekturbüro Winkler berechnet hatte. Der andere Grund lag in den veränderten Fördermöglichkeiten.Das zwischenzeitlich vom bayerischen Innenministerium aufgelegte kommunale Wohnförderprogramm versprach höhere Zuschüsse.Dem Sachbearbeiter bei der Regierung der Oberpfalz schien das Förderprogramm „wie gemacht für Regenstauf“, sagt Andreas Liegl. Der Sachbearbeiter machte sich ein Bild vor Ort und habe sich, sagt Liegl, begeistert gezeigt von dem geschlossenen Ensemble, das in den 20er- und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts um einen großen, grünen Innenbereich herumgruppiert wurde.

Allerdings empfiehlt die Regierung der Oberpfalz vor der Erneuerung der einzelnen Häuser, die nach und nach erfolgen soll, die Erstellung eines städtebaulichen Gesamtkonzepts für das Quartier Hans-Sachs-Straße, Diesenbacher Straße und Schwandorfer Straße, wobei eine Fläche von rund 6000 Quadratmetern überplant wird. Das Konzept soll sicherstellen, dass sich jedes der Häuser in eine Gesamtplanung einfügt. Darüber, ob dieses städtebauliche Konzept in Auftrag gegeben werden soll, wird der Regenstaufer Marktrat in seiner Sitzung am kommenden Dienstag entscheiden.

Wie Bürgermeister Siegfried Böhringer und Kämmerer Andreas Liegl im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterten, will die Verwaltung dem Marktrat vorschlagen, „mit einem kleinen Budget“ drei Planungsbüros mit einem städtebaulichen Konzept zu beauftragen, aus denen schließlich ein Vorschläge ausgewählt werden soll.

Diese Konzepte sollen die Stellung der Häuser im Gelände, die Fläche, die Geschosse, die Zahl der Wohnungen und die dafür nötigen Stellplätze umfassen und sich an die Bebauung der unmittelbaren Umgebung anpassen.

Umzug 2017 möglich

Laut Aussage von Bürgermeister Siegfried Böhringer spricht nach Erstellung des Konzepts nichts dagegen, zügig mit der Erstellung des bereits detailliert geplanten Ersatzbaus zu beginnen. Kämmerer Andreas Liegl rechnet damit, dass die Beauftragung eines Gesamtkonzepts den Baubeginn um etwa drei Monate verzögern könnte. Der Ersatzbau soll, nach bisheriger Planung, unmittelbar an die Sozialwohnungen im Besitz des Landkreises angrenzen. Mit dieser Platzierung ganz am Rande des Gelände der Marktgemeinde würden weitere Planungen kaum eingeschränkt, sagt Böhringer. Auch der Sachbearbeiter der Regierung, sagt Böhringer, habe die Notwendigkeit dieses Ersatzbaus bestätigt. Noch in diesem Jahr will man die Bauaufträge vergeben. 2017 sollen auf jeden Fall die ersten Mieter in neue Wohnungen umziehen können.

Der Finanzplan des Markts sieht für die Neubauten in den Jahren 2016 bis 2018 Ausgaben in einer Gesamthöhe von zwei Millionen Euro vor.

Wegen der geplanten Baumaßnahmen wurden schon bisher Wohnungen, aus denen Mieter ausgezogen waren, nicht mehr neu vergeben. Seit den Planungen des Ersatzbaus im vergangenen Jahr haben sich die Voraussetzungen insoweit geändert, dass jetzt ein weiteres Haus leer steht und jetzt gleichzeitig zwei neue Häuser mit insgesamt 16 Wohnungen entstehen könnten. Aktuell wohnen in den Sozialwohnungen dieses Quartiers 35 Parteien, für die es auch in den neuen Häusern wieder Platz geben soll. Mietpreise von einem Euro pro Quadratmeter, wie sie bisher in einigen der völlig unzeitgemäßen Wohnungen ohne Heizung oder eigenes Bad gezahlt wurden, wird es in den neuen Häusern allerdings nicht mehr geben.Die künftigen Preise, sagt Kämmerer Andreas Liegl, würden sich wohl bei einem Quadratmeterpreis zwischen fünf und sechs Euro pro Quadratmeter einpendeln.Insgesamt verfügt der Markt über knapp 80 Sozialwohnungen an verschiedenen Standorten.

„Wir werden unsere Häuser auf jeden Fall erneuern, egal was die Kirche macht.“Bürgermeister Siegfried Böhringer

Das Konzept, Sozialwohnungen an verschiedenen Standorten im Markt anzubieten, will Bürgermeister Siegfried Böhringer auch weiterhin verfolgen. Deshalb spricht für ihn die Absichtserklärung der Kirche, im Bereich von Schloss Spindlhof bis zu 100 Wohnungen mit sozialverträglichen Mieter zu errichten, nicht gegen eine Erneuerung der Immobilien im Besitz des Markts. Böhringer: „Wir werden unsere Häuser auf jeden Fall erneuern, egal was die Kirche macht.“ Für bis zu 100 zusätzliche Wohnungen, die beim Schloss Spindlhof entstehen könnten und zusätzlichen 50 Wohnungen, die es dort später einmal geben könnte, falls die jetzt geplante Gemeinschaftsunterkunft in Wohnungen umgebaut wird, sieht Böhringer in Regenstauf keinen Bedarf.

Es gibt keine Bedarfsermittlung

Wie viele Sozialwohnungen in Regenstauf tatsächlich gebraucht werden, sagt Kämmerer Liegl, darüber gebe es im Markt keine Daten. Da man seit mehreren Jahren eine Erneuerung der Wohnungen plane, habe man auch keine Bewerber mehr auf einer Warteliste aufgenommen. In den nicht mehr vermieteten Sozialwohnungen werden zur Zeit Obdachlose untergebracht. Die Ermittlung des örtlichen Bedarfs, so Liegl weiter, werde aber durchaus eine Rolle spielen, wenn die Kirche einen Bauantrag für Sozialwohnungen stelle. Wenn die Kirche im Bereich des Spindlhofs Wohnungen bauen wolle, sagt er, könne man durchaus eine Bedarfsermittlung seitens des Bauträgers verlangen. Generell habe es der Marktrat mit der Aufstellung des Bebauungsplans in der Hand, ob und wie viele Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten die Kirche eventuell bauen kann.