Neumarkt
Spenden gesucht: Mijo braucht eine OP

Bei einem Brand verlor Mijo Pejic aus Buchberg einen Arm, sein Gesicht ist entstellt – doch er geht lächelnd durchs Leben.

19.11.2021 | Stand 15.09.2023, 22:58 Uhr
Benjamin Weigl
Mijo Pejic aus dem Landkreis Neumarkt arbeitet für die Firma Capeleo aus Sulzbürg derzeit als Fahrer. −Foto: Benjamin Weigl

Mijo Pejic sprüht vor Lebensfreude, obwohl er ein Mensch ist, der es alles andere als leicht hat. Mit gerade einmal zwei Jahren bekam er ein Feuerzeug in die Hände – und aus der Neugier des kleinen Jungen entzündete sich ein fataler Brand. Mijo, der in Bosnien aufwuchs, starb beinahe an seinen Verbrennungen. Zahlreiche Operationen retteten sein Leben. Seinen rechten Arm und einige Fingerkuppen sowie den Daumen der linken Hand verlor Mijo aber an das Feuer.

Heute wohnt der 27-Jährige in Buchberg im Landkreis Neumarkt. Sein Arbeitgeber, die Capeleo GmbH, hat nun eine Spendenaktion gestartet. Eine Gesichtsoperation soll Mijo ein würdevolleres Leben ermöglichen, ein zweiter chirurgischer Eingriff seine linke Hand wiederherstellen. Dadurch soll der junge Mann bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erlangen – und Mijo hofft auch, dadurch eine Partnerin fürs Leben zu finden.

Ziel:Konto:
Mijo Pejic soll Operationen an seinem Gesicht und an seiner linken Hand bekommen. 5000 Euro stellt die Capeleo GmbH bereit, 3000 Euro kommen vom Hilfsverein SOS-Mutin. Nun ist Mijo auf weitere Spenden angewiesen, denn die OPs kostet ein Vielfaches dieser Beträge.Für Mijo wurde ein eigenes Spendenkonto eingerichtet. IBAN: DE05 7605 2080 0042 6974 33, Stichwort: Mijo-Spende. Spendenquittungen werden ausgestellt.

Schwierige Jobsuche

„Mijo hat sich bei uns beworben und wir haben erkannt, dass er sehr motiviert ist“, sagt Sylva Eichenseher, die zusammen mit ihrem Mann Ludwig die Zeitarbeitsfirma Capeleo in Sulzbürg führt. Wegen Mijos Behinderung sei es nicht einfach gewesen, einen Job für ihn zu finden. Doch schließlich bot das Autohaus Bierschneider an, Mijo in der Fahrzeugpflege anzustellen. Das Feedback des Abteilungsleiters: „Bremst den Mann – er macht sonst alles alleine und meine restliche Mannschaft hat gar nichts mehr zu tun“, erzählt Eichenseher.

Mijo blühte auf, denn er wurde gebraucht. Drei, vier Monate lang arbeitete er dort, erzählt der 27-Jährige. Dann kam der zweite Corona-Lockdown und damit die Kurzarbeit in der Firma. Das bedeutete auch das Aus für Zeitarbeiter Mijo – obwohl seine Abteilungskollegen anboten, zu seinen Gunsten weniger zu arbeiten, damit er bleiben darf. Aus rechtlichen Gründen war das nicht realisierbar.

OP soll Zukunftstraum ermöglichen

Doch Mijo Pejic steckte nicht auf und überzeugte mit seiner Art die Geschäftsführer seiner Zeitarbeitsfirma derart, dass diese beschlossen, ihn direkt selbst anzustellen. Seit April arbeitet er nun in Vollzeit bei Capeleo als Fahrer, chauffiert Mitarbeiter ohne Führerschein zu ihren Arbeitsstellen, zu Arztbesuchen und sonstigen Erledigungen. Ludwig Eichenseher hat nicht weniger mit Mijo vor, als ihn dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Wir könnten uns auch vorstellen, ihn als Personalreferenten auszubilden.“

Die Operation seiner linken Hand soll Mijo diesen Zukunftstraum ermöglichen. Die chirurgische Praxis, bei welcher der Eingriff erfolgen soll, plant eine Transplantation eines Zehs, der Mijos verlorenen Daumen ersetzen soll. 8000 Euro haben die Capeleo GmbH und der Hilfsverein SOS Mutin e.V. insgesamt dafür schon gespendet. Die Operationen werden jedoch deutlich mehr kosten – von einem mittleren fünfstelligen Betrag ist die Rede.

Ein Vorbild für andere Gehandicapte

Die Capeleo GmbH möchte mit der Spendenaktion zwei Dinge erreichen: Zum einen, das in Deutschland kritisch beäugte Thema Zeitarbeit in ein positiveres Licht rücken und Vorbild für andere Firmen sein. „Wir zum Beispiel erreichen viel über Integration“, sagt Ludwig Eichenseher. Rund 1500 Arbeitnehmer aus Süd- und Osteuropa habe Capeleo schon eingegliedert. Viele ihrer Familien, etwa aus Kroatien, Tschechien und der Slowakei, wohnten mittlerweile in der Region Neumarkt.

Zum anderen sehen die Eichensehers Mijo als Vorbild für andere Gehandicapte. „Mijo ist ein junger, dynamischer Mann, der trotz seiner Behinderung jeden Tag seinen Mann steht. Er soll eine Motivation für Menschen mit Behinderung sein, nach Möglichkeiten zu suchen, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Ludwig Eichenseher.

Mehrere Schicksalsschläge

Wie weit es Mijo Pejic gebracht hat, das zeigt, was eine positive Lebenseinstellung alles bewirken kann. In der Jugend halfen Mijo seine gleichaltrigen Freunde darüber hinweg, dass ihm auf der Straße alle Leute hinterher guckten. Mit seinen Eltern zog er später nach Kroatien, wo er eine Ausbildung als Grafiktechniker abschloss. Doch die Stellensuche blieb erfolglos. Es folgten zwei weitere Schicksalsschläge: 2012 starb Mijos Vater, 2017 seine Mutter – beide an Krebs. Ein Jahr später zog Mijo gemeinsam mit der Familie seiner großen Schwester Biljana Miskic nach Deutschland.

Dort machte sich Mijo sofort daran, die Sprache zu lernen, absolvierte erfolgreich einen Deutschkurs. Heute spricht er bereits sehr gut Deutsch. Im Alltag wird er aber immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben: Einfache Dinge wie die Schnürsenkel zu binden oder Brot zu schneiden sind für ihn eine Herausforderung. Andererseits hält seine Behinderung Mijo nicht davon ab, aktiv Sport zu treiben: „Ich fahre Ski, gehe ins Fitnessstudio und spiele Fußball“, erzählt der 27-Jährige. Wie er es schafft, alles im Leben so positiv zu sehen? „Das weiß ich auch nicht“, antwortet Mijo ehrlich – und lacht.