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Tag und Nacht frisches Wasser

Das Heimatdorf des Parsberger Kaplans baut einen neuen Brunnen. Kolpingsfamilie und andere Geldgeber spenden für das Projekt.

10.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:50 Uhr
Christiane Vatter-Wittl
Nach der Bohrung wird der Brunnen errichtet und eine Leitung zur Wasserquelle gelegt. −Foto: Balaswamy Kotte/Balaswamy Kotte

Wasser ist überlebenswichtig, egal, in welchem Landstrich der Erde man wohnt. Aber in vielen Ländern ist es nicht möglich, einfach den Wasserhahn im Haus aufzudrehen und so viel Wasser abzulassen, wie man möchte. Auch wenn wir im 21. Jahrhundert leben, müssen sich viele Menschen auf dem Erdball sehr darum bemühen, die täglich notwendige Ration an Wasser zu bekommen. So ist es auch in Indien, im Heimatdorf des Parsberger Kaplans Balaswamy Kotte.

Der junge Geistliche ist seit zehn Jahren in Deutschland und schon das dritte Jahr in Parsberg. Seine Heimat in Indien vergisst er aber nicht. So war er zuletzt wieder auf Heimatbesuch und hatte ein ganz besonderes Geschenk für sein Dorf „im Gepäck“. Mit Hilfe einer großzügigen Spende der Kolpingsfamilie Parsberg und weiteren kleineren Spenden konnte er den Bau eines Brunnens für sein Dorf in Auftrag geben. Bereits im vergangenen Jahr konnte ein Brunnen gebaut werden, und nun kann ein zweiter gegraben werden.

Vier Prozent sind Christen

Kottes Heimatdorf heißt Siddayapalem und liegt in der Diözese Nellore. Es liegt im Südosten Indiens und besteht aus zwei Zivilbezirken mit einer Gesamtfläche von 30 700 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von sechs Millionen Menschen. Nur vier Prozent der indischen Bevölkerung sind Christen. Aber alle Religionen leben friedlich und in großer Harmonie zusammen, auch wenn 40 Prozent der Menschen sehr arm sind.

Die Diözese setzt sich besonders für die ärmsten Schichten der Gesellschaft ein. Die meisten Katholiken sind sehr arm und leben in abgelegenen und unterentwickelten Dörfern. Dazu zählt auch die Heimatpfarrei des Kaplans. In seinem Heimatdorf wohnen 800 Menschen, davon sind 95 Prozent Katholiken. Landschaftlich und klimatisch ist die Gegend sehr trocken, ohne ergiebige Regenfälle. Die Ernte fällt daher spärlich aus. Häufig müssen die Menschen ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner verdienen. Momentan wird Chili angebaut, und die Frauen sowie Kinder finden Arbeit, indem sie auf den Feldern Chili ernten.

Viele Kinder haben keine angemessene Kleidung, Ernährung, Unterkunft und Schulbildung. Die Priester, die aus dem Dorf stammen und nun im Ausland leben und arbeiten, haben gemeinsam beschlossen, diese Kinder zu unterstützen. So hat Balaswamy Kotte beispielsweise auch schon einmal Schulbänke und Tische finanziert.

Überall herrscht Wassermangel

In der Schule gibt es keine Toiletten, keinen Strom im Klassenzimmer und auch kein Trinkwasser. Das Wasser, das die Kinder den Tag über benötigen, müssen sie von zu Hause mitbringen. Aber auch zu Hause herrscht Wassermangel. Das Wasser wird bisher mit einem großen Tankwagen in das Dorf gefahren – meistens um die Mittagszeit. Dann kommen alle Leute, die zu Hause sind, mit großen Kanistern oder Behältern und holen sich ihr Wasser für den Tag ab. Das Wasser ist zwar kostenlos und die Regierung sorgt für die tägliche Versorgung, doch können alte und kranke Menschen die schweren Behälter nicht tragen. Und die Leute, die doch Arbeit gefunden haben, sind nicht zu Hause, wenn der Tankwagen kommt.

„Ich freue mich sehr, dass ich mit Hilfe der Kolpingsfamilie nun einen weiteren Brunnen für mein Dorf bauen lassen konnte“, sagt Balaswamy Kotte. „Bei über 30 Grad Hitze herrscht ohne Brunnen dort oft Wassernotstand“, berichtet er.

Bis man den Brunnen bauen kann, muss man aber auch einige Hürden überwinden. Zunächst einmal muss eine Wasserader gefunden werden. Das kann nur ein besonderer Dorfbewohner. Bei uns würden man ihn wohl als eine Art Wünschelrutengänger bezeichnen.

Mit einer Kokosnuss sucht er eine Stelle, an der Wasser zu finden sein könnte. Ganz ruhig bewegt er sich über die Erde, die Kokosnuss hat er dabei auf der Hand. Wenn Wasser vorhanden ist, springt die Kokosnuss auf der Handfläche, bei einer großen Wasserquelle hüpft sie sogar aus der Hand. Dann kann an der Stelle gebohrt werden.

Mit großen Maschinen wird beim Bau eines Brunnens ins Erdreich gebohrt. Bei letzten Unternehmen wurde an drei Stellen 100 bis 150 Meter tief gebohrt. Eine Bohrung dauerte dabei rund sechs Stunden. Nachdem man auf Wasser stieß, konnte der Brunnen im Dorf gebaut werden. Mit Ringen und Steinen wird der Brunnen aufgebaut und verputzt.

Leitung zum Brunnen gelegt

Da die Wasserquelle aber etwas außerhalb des Dorfes liegt, musste man noch zusätzlich eine Leitung zum Brunnen legen. Mit Wasserhähnen versehen kann man dort nun Tag und Nacht Wasser holen. Das ist eine große Erleichterung für die Dorfbewohner. Und am Ende kam das Dorf zusammen, um den Segen und Gottes Schutz für den Brunnen herabzurufen. „Ich bedanke mich bei der Kolpingsfamilie Parsberg und allen Spendenwilligen. Nur durch ihre Spenden war der Brunnenbau möglich“, so der Kaplan.

Doch der Wassermangel bleibt nicht das einzige Problem in Siddayapalem. Momentan hat man mit einer Affenplage zu kämpfen, und auch die medizinische Versorgung ist nicht optimal. Darüber hinaus ist Indien von Corona schwer getroffen. Das Land bewegt sich derzeit auf eine weitere Welle zu.