Die Orgel blieb stumm gestern, Sonntag, in der evangelischen Erlöserkirche in Cham. Aus dem traurigsten aller Anlässe: Am Freitagabend ist überraschend Hajo Maier mit 69 Jahren gestorben, der nicht nur für die Kirchengemeinde weit mehr war als nur derjenige, der einen Gottesdienst musikalisch begleitete.
Der Traitschinger hatte großes Gespür für die Menschen, traf immer den richtigen Ton, dem Kirchenjahr angemessen, dem Kreis der Trauernden angemessen. Und wer Hajo Maier kannte, wer sein Orgelspiel je erlebt hat, wusste: Der Mann spielt die Königin der Instrumente nicht (nur), er lebt es.
Dekanin Ulrike Dittmar hat Maier als „sehr engagiert und die absolute Zuverlässigkeit in Person“ kennengelernt. „Ein Wahnsinnsverlust“, ist ihr der Schock anzumerken. Zumal die Rolle des Organisten in der evangelischen Kirche eine bedeutsame ist: Die Musik wird als Teil der Verkündigung verstanden, erklärt sie.
Hajo Maier spielte unzählige Orgelkonzerte
Neben Gottesdiensten hat Maier unzählige Orgelkonzerte gegeben, auch in der katholischen Stadtpfarrkirche. Dem ein oder anderen wird jetzt der Anflug eines Lächelns auf die Lippen kommen, wenn er an seine als „Auszeit“ betitelte Reihe denkt – die genau das war, dank ihm, der die Musik stets zu verstärken wusste.
Doch nicht nur sie und die Menschen, für die er spielte, waren ihm ein Anliegen, auch das Instrument selber. Unzählige Male hat er auf dieses oder jenes hingewiesen, damit ihm ja Temperaturen oder Luftfeuchtigkeit nichts anhaben konnten.
Noch einmal Stichwort Menschen und Zuverlässigkeit, noch einmal Ulrike Dittmar: Maier war stets zur Stelle, wenn er gebraucht wurde, immer bereit, kurzfristig einzuspringen, etwa bei Beerdigungen. Noch etwas fällt ihr – herzerwärmend – ein. Nein, ohne Fliege habe sie ihn nie erlebt, diesen stilvollen und wertegeprägten Hajo Maier.
Orgel in Cham schweigt am Sonntag im Gedenken Hajo Maiers
Die Entscheidung, die Orgel am Sonntag schweigen zu lassen, war eine ganz bewusste. „Tätigkeiten können ersetzt werden, Menschen nicht“, sagt Ulrike Dittmar, die diese Entscheidung in enger Absprache mit Pfarrer Roland Böhmländer und Kirchenvorstandssprecher Michael Baltes getroffen hatte. Letzterer sorgte mit der Gitarre dafür, dass der Gottesdienst nicht gänzlich ohne musikalische Ausgestaltung auskommen musste.
Vor einigen Jahren hieß es von einem der zahlreichen Orgelspielen Hajo Maiers, in dem er ein inniges Gebet, ein Zwiegespräch mit dem Schöpfer, musikalisch interpretierte (was er ohnehin unvergleichbar beherrschte): „Alles wird gut, fürchte dich nicht!“
− ps