Kleinkunst
Treue macht doch keinen Spaß

„Zwei kleine Schwarze“ unterhielten im Langhaussaal in Cham bestens und mit viel Humor – rund ums Thema Mann und Frau.

22.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Silvia Elvers und Cornelia Utz sind die „zwei kleinen Schwarzen“. −Foto: chi

Waren es die „zwei kleinen Schwarzen“ oder „dem Emil seine unanständ’ge Lust“, die die Leute in Scharen in den Langhaussaal des Chamer Rathauses zogen? Wahrscheinlich beides und noch ein paar Gründe mehr. Auf jeden Fall war der Saal beim Konzert der beiden „kleinen Schwarzen“, Cornelia Utz und Silvia Elvers, recht gut gefüllt, und die Besucher durften sich über rund zwei vergnügliche Stunden mit den alten Schlagern oder Couplets freuen, die sich irgendwie alle um die Frau an sich sowie ihre Beziehung zum anderen Geschlecht drehten.

Emil und seine „unanständige Lust“

Chams Kulturreferentin Petra Jakobi legte sich bei ihrer Einführung dann doch fest: „Wir treffen uns heute wegen dem Emil seine unanständ’ge Lust.“

Silvia Elvers sitzt im „Kleinen Schwarzen“ am Flügel, und die zweite Schwarze, Cornelia Utz, schlendert vom Eingang nach vorne auf die Bühne. Und dann kommt es bald, das Lied vom Emil mit seiner „unanständ’gen Lust“ (Claire Waldoff). Der galante Mann, der halt weiß, was man einer Dame schuldig ist – ein Gutscheingeschenk für eine Schönheitsoperation, wo er doch jede Delle an ihrem Oberschenkel kennt.

Eine Meisterleistung der Deklamierkunst war der Vortrag des „Opern-Boogies“ von Satiremeister Georg Kreisler. In elf mehr oder weniger langen Strophen wird die Welt der Oper genüsslich auseinandergenommen und ein radikaler Gegenentwurf dagegengesetzt.

Danach kamen die beiden Künstlerinnen auf das Innenleben der Frauen zu sprechen mit dem Lied „Die Unscheinbare“ von Cissy Kraner. Sie würde halt so gerne bei den Männern auffallen, aber immer übersehen: „I bin ned schiach, i bin ned schön. Vor der Pause noch eine gnadenlose Abrechnung mit dem Hausfrauenalltag, ein ewig langes Gedicht über die Tücken des Alltags. Oder: „Wie man eine Torte macht“, ebenfalls von Cissy Kraner und ihrem Gatten Hugo Wiener. Da bringen Telefon, Katze, Wellensittich, Haustürklingel oder der Brillantring den Ablauf des Backvorgangs ganz schön durcheinander

Für wen machen sich die Frauen so schön? Für einen Mann. Aber es gibt ja gar keine Männer mehr, keiner riecht mehr wie ein Mann, alle sind von Parfum umnebelt. Da sehnt man sich doch nach einem echten Kerl, einem „Neandertaler“ (Hanne Wieder), bei dem es die Knöpfe vom Hemd sprengt, wenn er einatmet, der einen beschützt und nicht die Frau vorschickt, wenn ein Einbrecher im Haus ist.

Dem ist es auch egal, ob die Frau eine gute „Hauserin“ ist, da kann sie ruhig von sich behaupten: „I kann net bügeln, i kann net stricken ...“ (Maria von Schmedes) Aber zur Kleptomanin (Song von Friedrich Hollaender) sollte die Frau dann doch nicht werden, weil zu Hause schmeißt sie doch alles weg. Bei so einer gefährlichen Frau kann man nur mit Georg Kreisler rufen „Geben Sie Acht!, Geben Sie Acht und bringen Sie mich nicht zum Schäumen!“ Denn die Frau kann mit ihren Träumen andere Menschen umbringen!

Frauen, die gefährlich werden

Ja Cornelia Utz und Silvia Elvers haben an diesem Abend gezeigt, dass sie ganz schön gefährlich werden können, dass sie mit den immergrünen Songs aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts auch heute noch bezaubern können.

Doch nach dem großen Schlussapplaus des begeisterten Publikums machte Cornelia Utz schon klar, wie die Dinge wirklich stehen in ihrem eigenen Leben. Diese Frau ist ihrem Gatten treu, weil sie immer noch in ihn verliebt ist, auch wenn er nicht mit ihr tanzen würde, wenn er jetzt gerade im Saal wäre. Und so sang sie: „Ich tanze mit diiirr in den Himmel hinein“. (chi)