Engagement
Ukraine-Konflikt: Jeder will helfen

Der Krieg in Europa bewegt die Domstadt. Nicht nur mit Hilfsgütern wollen die Regensburger Betroffene unterstützen.

01.03.2022 | Stand 15.09.2023, 7:00 Uhr
Zahlreiche Regensburger beteiligen sich mit Spenden an der Aktion von Space Eye. −Foto: Ellen Schneider

Zahnpasta und Zahnbürsten müssen in den großen Karton, der direkt vor dem Container steht. Seifen in den kleinen. „Was ist da drin?“, „Gibt es schon einen Karton für Duschgel?“ – die Spendensammlung für die Ukraine läuft auf Hochtouren. Alle fünf Minuten kommen Menschen, mit Kartons und Tüten bepackt, an den Sammelpunkt der Regensburger Hilfsorganisation Space Eye in der Wiener Straße 14 im Stadtosten. Viele bleiben und helfen beim Sortieren, laden die Spenden in den LKW. Dieser soll die Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze bringen.

„Wir haben heute Morgen zu dritt angefangen“, erzählt Benedikt Wagensommer, Vorstandsmitglied von Space Eye. Mittlerweile tummeln sich rund 15 Leute auf dem Gelände. „Auch unsere Social-Media-Kanäle und Mail-Kanäle explodieren“, erzählt er. Dass der Krieg in der Ukraine auch viele Menschen in Regensburg belastet, ist laut dem Vorstandmitglied deutlich spürbar.

Seit dem Wochenende sammelt die Organisation Geldspenden, am Montag wurden dann auch die ersten Sachspenden angenommen. Benötigt werden aktuell vor allem Hygieneartikel, Isomatten und Schlafsäcke, Waschmittel, medizinischer Bedarf und Medikamente, der Bedarf könne sich jedoch jederzeit ändern. Wagensommer rät Spendewilligen deshalb, regelmäßig auf die Space-Eye-Website zu schauen.

Petra Roider hilft gemeinsam mit ihrer Tochter Mona beim Sortieren der Spenden. „Wir haben spontan beschlossen mit anzupacken, dann fühlt man sich nicht so nutzlos“, erzählt die Mutter. Tochter Mona hat ihr Treffen am Nachmittag verschoben, um dabei sein zu können. „Das hier ist wichtiger“, betont sie.

Weit mehr als 100.000 Euro gespendet

Dank Menschen wie Mona und Petra Roider füllen die Hilfsgüter am Dienstagnachmittag schon fast einen ganzen Container. Auf dem Spendenkonto sind bereits weit mehr als 100.000 Euro eingegangen. Um herauszufinden, was wo gebraucht wird, ist die Organisation im ständigen Kontakt mit anderen Hilfsorganisationen, Universitäten und betroffenen Personen in der Ukraine. Denn die Spenden erfordern eine Menge Organisation.

Tag der Hilfsaktion am Sonntag:Caritas:Hilfsfonds Flüchtingsarbeit:
Am Sonntag, 6. März, gestalten Regensburger Gastronomien, Unternehmen und Organisationen im Prüfeninger Schlossgarten in der Schloßstraße 75, 93049 Regensburg gemeinsam von 12 bis 22 Uhr einen Tag der Hilfe gestalten. Neben der Bewirtung sind auch Livemusik und weitere Aktionen geplant. Der Eintritt auf freiwilliger Spendenbasis und der gesamte Gewinn sollen an Space-Eye e.V. gespendet werden. Sachspenden für die Hilfsaktion des RKT können vor Ort abgegeben werden.Die Caritas ist an 19 Standorten in der Ukraine aktiv. Über die internationalen Netzwerke fließen Spendengelder direkt dorthin. Auch die Caritas Regensburg unterstützt die Partnerorganisationen in der Ukraine mit Spendengeldern. In Warschau unterstützt die Caritas Regensburg zudem ein Projekt, das 7000 evakuierte Kinder aus der Ukrain mit Sachspenden versorgt.Auf Initiative der Caritas hat der Ausschuss des Hilfsfonds Flüchtlingsarbeit im Bistum Regensburg ein Sonderkontingent von 20.000 Euro genehmigt. Das gab die Caritas bekannt. Gefördert werden Projekte in Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen.

Besonders wichtig laut Wagensommer: Vertrauenswürdige Speditionen in der Ukraine zu finden, welche die Hilfsgüter von der Grenze ins Land bringen. Die Transporter, die bereits von der Domstadt an die Grenze gefahren sind, verteilen die Güter darum vorerst an die bereits geflohenen Personen im Grenzgebiet.

Doch nicht nur Space Eye setzt sich für die Ukraine ein, auch das RKT hat eine groß angelegte Hilfsaktion gestartet. Am Freitag soll ein Konvoi mit 20 Fahrzeugen Richtung Krakowiec an der polnisch-ukrainischen Grenze aufbrechen. Mit dabei: Spenden, Ärzte, Rettungswägen und ein 50-köpfiges Team. Auf neutralem Boden an der Grenze sollen die Spenden übergeben werden, die Helfer der ukrainischen Stadt Lwiw dann ins Land bringen sollen.

Während des Gesprächs mit RKT-Gesellschafter Gökhan Altincik klingelt mehrmals sein Telefon. Eine Frau bietet ihre Hilfe an. Eine Schülerin erzählt, dass sie und ihre Mitschüler ebenfalls sammeln und die Spenden dem RKT übergeben wollen. „Die Spendenbereitschaft ist enorm“, betont Altincik, der die Aktion initiiert hat. Ununterbrochen kommen RKT-Mitarbeiter, laden die Spenden aus dem Foyer in Transporter und bringen sie nach Auerbach in der Oberpfalz, an den Standort der Alfred-Böhm-Spedition. Dort sortiert man die Spenden, beschriftet die Kisten und lädt sie in LKW. Sachspenden seien momentan besonders wichtig, da viele Supermärkte in der Ukraine nicht mehr beliefert werden können, erklärt RKT-Betriebsleiter Tobias Weiß.

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Wie die Lage an der Grenze momentan aussieht, sei noch unklar, sagt Weiß. Die erste Fahrt am Wochenende wird zeigen, ob die Rettungswagen dort benötigt werden. Sollten die örtlichen Krankenhäuser überlastet sein, könnten auch Personen nach Deutschland transportiert werden. Abmachungen mit bayerischen Kliniken seien bereits getroffen worden. Und auch für Flüchtlinge, die dringend nach Deutschland wollen, sei genug Platz in den Fahrzeugen.