Verkehr Bad Kötzting
Umweltschützer gegen die Regentalstraße

Ausbau der Strecke um Grafenwiesen oder Neubau der Regentalstraße? Umweltschützer zeigten, was sie am Neubau stört.

22.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:29 Uhr
Martin Schönhuber
Die Teilnehmer an der Exkursion durch das Regental. −Foto: Martin Schönhuber

Das Aktionsbündnis für den Erhalt des Weißenregentals hatte am Sonntag zu einer Exkursion in das von dem Weiterbau der Staatstrasse Lam Bad Kötzting (St2140) zwischen Grafenwiesen und Haus betroffene Gebiet eingeladen. Rund 30 Teilnehmer aller Altersklassen fanden sich am Treffpunkt am Friedhof in Bad Kötzting ein. Sehr professionell geführt wurden sie von Roger Mayer vom Bund Naturschutz, tatkräftig unterstützt von Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogelschutz.

Seit ca. 40 Jahren wird über den Verlauf der Straßenverbindung Lam-Bad Kötzting diskutiert. Inzwischen ist die Straße von Lam bis Grafenwiesen ausgebaut, wobei vor allem auch alle Ortsdurchfahrten umgangen wurden. Roger Mayer informierte zu Beginn der kleinen Wanderung, dass nach Vorstellung des Planfeststellungsverfahrens im Jahr 2008 ein Jahr später, also 2009, sich Bürgerinnen und Bürger aus Bad Kötzting, Grafenwiesen und der Bund Naturschutz, unterstützt vom LBV, sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen haben, um gegen die drohende Verbauung des Weißen-Regen-Tals vorzugehen. Man will die Verlegung der Straße auf dieser Flussseite verhindern und bevorzugt den Ausbau der bereits vorhanden Straße.

Biber war 1868 ausgerottet

Die erste Station der Exkursion führte direkt an den Fluss am Stauwehr bei Sperlhammer. Vom einstigen Hammerwerk ist nur noch die Stromerzeugung durch die Kraft des Weißen Regen geblieben. Hier konnte die Fischtreppe besichtigt werden, welche das Wehr für Fische überwindbar macht. Oberhalb des Wehrs hat eine Biberfamilie ihre Burg errichtet, die Teilnehmer wurden über die dort vorkommende Flora und Fauna im Detail informiert. So erfuhr man, dass der Biber schon 1868 in Bayern ausgerottet worden war, seine Bestände sich aber seit der Wiederansiedlung 1966 gut erholt hätten, sodass zahlreiche seltene Vögel (etwa Wasseramsel), Fledermäuse und Fische (unter anderem Mühlkoppe) hier beheimatet wären. Gleichzeitig sei dies der Ort des bisher größten Erfolges des Aktionsbündnisses. Denn an dieser Stelle hätte eine riesige 180 Meter lange Brücke über den Fluss führen sollen.

Aufgrund des massiven Widerstandes vor Ort wurde diese Planung mittlerweile aufgegeben. Nunmehr soll die Trasse nach Haus weitergeführt werden und am Kötztinger Friedhof in die bestehende Straße einmünden. Ziel der Begehung war es, die Schönheiten und Einmaligkeit der von der vorgesehenen Straßenführung betroffenen Region entlang des Weißen Regen aufzuzeigen.

Dazu führten der zweite Vorsitzende des BN, Roger Mayer, und Markus Schmidberger vom LBV, die Teilnehmer entlang des voraussichtlichen Trassenverlaufs, der in diesem Jahr vorgestellt werden soll – wohl über Wiesen und durch den Wald über Herrenweiher, Feßmannsdorf bis kurz vor Zittenhof.

Dieses Gebiet würde durch die Straße zerschnitten, was nicht nur die dort noch zahlreich vorhandenen Amphibien vom Wasser abschneiden würde, so die Vertreter von BN und LBV. In diesem Gebiet nisteten nicht nur seltene Vögel, es sei auch ein Rückzugsgebiet für viele gefährdete Tiere wie Zugvögel und Pflanzen. Als Beispiel führte Schmidberger die Rebhühner an, welche vor 30 Jahren noch in großer Zahl überall vorgekommen und jetzt aber fast verschwunden seien (Rückgang um 90 Prozent). Auch ein großer Waldameisenhaufen, dessen Bewohner durch die warmen Sonnenstrahlen aus ihrer Winterruhe erwacht waren, war zu besichtigen. Vögel würden sich bewusst auf Ameisenhaufen setzen, um mithilfe der Ameisensäure Parasiten zu bekämpfen.

So nutzten Roger Mayer und Markus Schmidberger diese Zwischenhalte, um interessante und wissenswerte Details über Tier- uns Pflanzenwelt zu übermitteln. Nicht nur die teilnehmenden Kinder waren begeistert. Da machte es auch nichts aus, dass der Versuch, eine selten Feldgrille mit Hilfe eines Grashalmes aus seiner, an einem lockeren kleinem Hangstück liegenden Wohnröhre zu locken, keinen Erfolg hatte. Die Teilnehmer wurden auch darüber informiert, dass der Oberlauf des Weißen Regens bis zur Ortschaft Feßmannsdorf als FFH Gebiet (siehe Info) ausgewiesen sei.

Ein Fluss im Wandel

Ein Teilnehmer machte darauf aufmerksam, dass an einem flachen Hügel im Bereich des wahrscheinlichen Trassenverlaufs Feuersteinsplitter gefunden worden seien, welche auf ein Lager, einem Rastplatz oder Ähnliches zur Steinzeit schließen ließen. Vor allem sei der Fluss zu allen Zeiten vom Menschen intensiv genutzt worden, wie Mayer erzählte.

Flora-Fauna-Habitat:Entwicklung:
FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete im Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen, die in mehreren Anhängen zur FFH-Richtlinie aufgelistet sind. FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura-2000-Netzwerkes.Biotop Schegerer Weiher:Das 6,5 Hektar große Gebiet konnte mit Zuschüssen aus dem Naturschutzfonds gekauft werden. Es besteht aus Streuwiesen, aus denen durch Pflegemaßnahmen der Baumbewuchs entfernt wurde. So entsteht ein Lebensraum für den hellen und dunklen Ameisenbläuling. Der ursprüngliche Kiesweiher ist teilweise verlandet und bietet Platz für Biber und Fischotter.Um den Weiher hat sich im Lauf der Jahre ein Erlenbruchwald entwickelt. Aus der Vogelwelt finden Arten wie Pirol und Rohrdommel ideale Lebensbedingungen. Pflegemaßnahmen sind hier nicht erforderlich, der Wald kann sich ungestört weiterentwickeln und auch umgestürzte Bäume dürfen liegen bleiben. (kmi)

Nicht nur durch die Nutzung der Wasserkraft durch Mühlen, sondern vor allem auch zur Holztrift. Dazu sei durch Begradigungen, Uferbefestigungen und Stauwehre der Flusslauf erheblich verändert worden. Davor sei der ganze Fluss ein schnell fließender Gebirgsfluss gewesen. Erst als die Eisenbahn und später leistungsfähige Straßen die Region erschlossen und die Holzdrift überflüssig gemacht hätten, habe sich der jetzige Zustand im Laufe der Zeit eingestellt.