Medizin
Unfallchirurgie: Alt ist neuer Chef

Professor Dr. Michael Nerlich gab sein Skalpell an der Uni, am Klinikum und im Krankenhaus St. Josef Regensburg ab.

02.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:40 Uhr
Tino Lex

Neuer Direktor der Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg ist seit 1. April Prof. Dr. Dr. Volker Alt. Foto: UKR/Klaus Völcker

Prof. Dr. Michael Nerlich verabschiedete sich am vergangenen Sonntag in den Ruhestand. Dadurch verliert Regensburg eine medizinische Koryphäe. Zwei Stellen müssen nun neu besetzt werden.

Zum einen war Professor Nerlich Direktor der Klinik für Unfallmedizin am Caritas Krankenhaus St. Josef. Zum anderen war er auch Lehrstuhlinhaber für Unfallchirurgie an der Universität Regensburg und damit Direktor der Poliklinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg (UKR).

Sein Nachfolger als Inhaber des Lehrstuhls und somit auch neuer Direktor der Unfallchirurgie am UKR ist seit 1. April 2019 Prof. Dr. Dr. Volker Alt.

Forschung zu Implantaten

Professor Alt lernte sein Handwerk als Mediziner in Heidelberg, Louisville (USA) und Paris (Frankreich). Vor seinem Wechsel nach Regensburg war er sowohl an der Universität als auch am Universitätsklinikum Gießen unter anderem als stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der Sektion Septische Chirurgie tätig.

Dort forschte er an der Entwicklung neuer Implantate und an neuen Behandlungsmethoden von Knochen- und Implantat-assoziierten Infektionen und von Frakturen bei Osteoporose. Zu Alts klinischen Schwerpunkten gehören die Behandlung von Frakturen und Verletzungen des Bewegungsapparates. In Regensburg wolle Professor Volker Alt die „hervorragende Arbeit von Professor Nerlich fortführen“ und ein „Chef sein, zu dem Mitarbeiter und Patienten gerne kommen“.

Die Position am Krankenhaus St. Josef übernimmt Privatdozent Dr. Johannes Zellner. Dort ist er kein unbekanntes Gesicht. Er kennt das Krankenhaus St. Josef genau und wirkte dort zusammen mit seinem Mentor Nerlich. Nun nimmt Zellner das Steuer selbst in die Hand.

Bei der „Skalpellübergabe“ im Krankenhaus St. Josef wurde Professor Dr. Michael Nerlich mit Pauken und Trompeten, mit Blaulicht und Martinshorn verabschiedet. Es war ein besonderer Anblick, als am späten Montagnachmittag ein Notarztfahrzeug zur neuen Notfallaufnahme des Caritaskrankenhauses Sankt Josef einbog und das Blaulicht sowie das Martinshorn eingeschaltet hatte.

Aus dem Fahrzeug stiegen Professor Nerlich, sein Nachfolger Dr. Zellner sowie der Geschäftsführer des Krankenhauses Nicolas von Oppen. Dann ging das Getöse erst richtig los: Denn die Blaskapelle um Hans Hierl ließ es mächtig krachen. In einem kleinen Zug wurden die Protagonisten des Spektakels durch die Gänge des Krankenhauses hinauf in den Hörsaal geleitet.

Ein Wissenschaftler mit Herz

Dort empfing sie der neue Pressesprecher der Caritas, Harry Landauer. Der medizinische Laie diagnostizierte bei Nerlich eine „akute Ruhestandsphobie“. Deshalb sei dieser wohl mit Blaulicht in die Notaufnahme eingeliefert worden.

Das Team des Krankenhauses hatte sich zum Abschied des bisherigen und der Einführung des neuen Chefarztes ein interessantes Programm einfallen lassen. Der 1. April war Nerlichs erster Tag im Ruhestand. Doch zu der Einführung seines Nachfolgers war er gerne gekommen.

Wie hoch die Wertschätzung aller Beteiligten für Nerlich ist, zeigt die Tatsache, dass neben dem derzeitigen Diözesan-Caritasdirektor, Michael Weißmann, auch dessen Vorgänger Prälat Wilhelm Gegenfurtner zu dieser Veranstaltung gekommen war.

Weißmann bewunderte den Mut Nerlichs, „auch abseits von ausgetretenen Pfaden zu wandern“, und beglückwünschte ihn zu der großartigen Entwicklung, die das Krankenhaus St. Josef unter seiner Ägide genommen habe.

Nicolas von Oppen bedauert, dass man einen großen Wissenschaftler verliere, der mit viel Herz agiere. „Ein Fackelträger, der den Blick immer auf die Zukunft gerichtet hat.“

Der ärztliche Direktor der Klinik, Olaf Ortmann, schätzt an Nerlich dessen wissenschaftliche Arbeiten, sein umfassendes Konzept sowie sein ehrenamtliches Wirken mit zukunftsweisenden Technologien.