Umwelt
Urfisch der Donau kämpft ums Überleben

Der vom Aussterben bedrohte Sterlet soll in der Donau wieder aufleben. Aber die Konkurrenz macht es ihm nicht leicht.

24.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Lisa Pfeffer

Mit einer Maximalgröße von einem Meter und einem Gewicht bis zu zehn Kilo ist der Sterlet der kleinste Vertreter der störartigen Fische. Foto: dpa

Hört man in den Nachrichten vom Stör, geht es meist um edlen Kaviar. Nur wenige wissen, dass die Donau einer der Flüsse mit den bedeutsamsten Vorkommen dieser Art war. Mittlerweile ist der Sterlet jedoch der einzig störartige Fisch, der noch im deutschen und im österreichischen Teil der Donau überlebt hat. Und selbst dieser ist vom Aussterben bedroht.

Die einzige, sich noch fortpflanzende Sterlet-Population, lebt im Donauabschnitt unterhalb des Kraftwerks Jochenstein in der Nähe von Passau. Damit kommt der Region eine besondere Verantwortung für den Erhalt des Sterlets zu. Bisher wusste man jedoch viel zu wenig über den Sterlet, um ihn schützen zu können. Um die Situation wieder zu verbessern und den Sterlet am Aussterben zu hindern, hat man 2013 das „Sterletprojekt“, welches das Büro für Angewandte Gewässerökologie Zauner aus Engelhartszell leitet, ins Leben gerufen. Auch das „Haus am Strom“ im bayerischen Untergriesbach ist daran beteiligt.

Die „Sibirier“ aus dem Baumarkt

Bei dem Projekt sollen grundlegende Fragen geklärt werden: Wie groß ist die letzte, sich fortpflanzende Population? Welche Lebensräume braucht der Sterlet, um sich fortzupflanzen? Wo überdauert er den Winter? In welcher Tiefe hält er sich am liebsten auf?

Seit Projektbeginn vor drei Jahren wurden gut 100 Störe bestimmt, was für eine Fischpopulation gefährlich wenig ist. Die Fisch-Ökologen setzten für ihre Forschungen den Fischen Transponder ein und brachten im Donauabschnitt ab Jochenstein stromabwärts im Abstand von etwa fünf Kilometern Empfänger an. Damit sollte ermittelt werden, in welcher Wassertiefe sich die Sterlets aufhalten.

Ralf Braun, gebürtiger Neumarkter und Leiter der Umweltstation „Haus am Strom“ erzählt: „Ein erstes Ergebnis war, dass sie sich bevorzugt nah am Boden aufhalten – die hohe Tiefe der Donaukolke (Vertiefungen in der Gewässersohle, Anm. d. Red.) im Abschnitt bei Jochenstein könnte ein Grund sein, weswegen der Sterlet hier im Vergleich zu anderen Donauabschnitten überlebt hat.“

Die Tiefstellen dienten auch als Winterquartiere. Die Fische zogen dagegen vor allem im Frühsommer zwischen dem Kraftwerk Aschach bis zum Kraftwerk Jochenstein. Für die 40 Kilometer lange Distanz benötigten sie nur ein bis zwei Tage. Ufernahe und seichte Bereiche suchten sie hingegen fast nie auf. Zum Ärger der Ökologen stellte sich heraus, dass sich auch Sibirische Störe in diesem Bereich tummeln. Die „Sibirier“ werden von Gartencentern für den Besatz von Gartenteichen verkauft. Wenn die Fische aber zu groß werden, werden sie oft in die Donau geworfen. Das ist ein Risikofaktor, da sich die Sibirischen Störe mit dem Donaustör paaren und die Hybride nur teilweise fruchtbar sind. „Deshalb sollten Gartenteichbesitzer ihre zu groß gewordenen Sterlets nie in die Donau oder einen Fluss werfen. Denn auch die Flüsse führen meist letztendlich in die Donau“, warnt Ralf Braun.

Mit der Treppe an Turbinen vorbei

Ein weiteres Problem sind die Turbinen der Wasserkraftwerke. Die Fische wollen sich frei in der Donau bewegen, geraten jedoch häufig in die Turbinen und sterben. Deshalb sollen jetzt verstärkt „Fischtreppen“ eingerichtet werden, speziell für Grundfische wie den Sterlet. Diese sollen den Fischen erlauben, Turbinen sowie Stauwehre oder Wasserfälle zu überwinden. Das Sterletprojekt soll noch zwei Jahre dauern, ehe dessen Ergebnisse in ein Folgeprojekt fließen – und sich der Sterlet wieder unbeschwert in der Donau bewegen kann.

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