Historie
Velburger Hausnamen prägen Geschichte

Die Stadt hält mit Schildern die Erinnerung an alte Zeiten wach. Die Aktion könnte über den Hauptort hinaus Anklang finden.

29.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:05 Uhr
Wolfgang Schön
Bürgermeister Christian Schmid und Petra Dürr vom Touristikbüro Velburg bringen das Hausnamen-Schild mit dem Verweis auf den „Seitz’n Schneider“ beim nördlichen Stadttor an. −Foto: Wolfgang Schön

Wer sich intensiv mit der Geschichtsforschung in den Orten befasst, der wird immer wieder auch auf „Hausnamen“ stoßen, mit denen hier Besitzverhältnisse oder auch Berufsausübungen der Inhaber bezeichnet wurden. Gerade für die älteren Bewohner eines Ortes sind diese oft über viele Generationen hinweg weitergegebenen Hausnamen auch heute noch die umgangssprachliche Bezeichnung, beispielsweise für ein Gebäude, selbst dann noch, wenn oftmals gar kein direkter Bezug mehr zu den früheren Besitzern und dem damit bezeichneten Personenkreis gegeben ist.

Idee entstand 2018

Solche Hausnamen sind auch wichtig für die Historie eines Ortes und sollen deshalb auch im Gedächtnis der Menschen bleiben, gerade bei Orten, wenn sie eine so lange Geschichte wie Velburg haben. Bei den Stadtführungen, wie sie Rosmarie Mändl regelmäßig in Velburg unternimmt. Auch bei Geschichtsforschungen, zuletzt vom Stadtarchivar Altbürgermeister Ottfried Schmidt oder nun Bele Schneider intensiv betrieben, wird immer wieder auch Bezug zu diesen „Hausnamen“ genommen.

Für die Nachwelt erhalten bleiben diese Hausnamen im Altstadtbereich durch eine „Hausnamen-Aktion“, die 2018 seinen Ursprung nahm. Nachdem ähnliche „Hausnamen-Schilder“ in anderen Orten gesehen wurden, fasste der Stadtrat damals noch unter Bürgermeister Bernhard Kraus und vom Touristikbüro angeregt den Beschluss, im Bereich des Stadtplatzes und auch am „Hintern Markt“ und dem „Brunnenplatz“ geeignete Gebäude und Einrichtungen mit diesen Bezeichnungen zu versehen.

Hausbesitzer einverstanden

33 Hauseigentümer wurden damals angeschrieben und zu einem Infogespräch eingeladen, wo Dr. Präger vom Stadtarchiv in Neumarkt Erläuterungen gab. Der Großteil der in Betracht gezogenen Hausbesitzer gab das Einverständnis, dass solche Hausnamen-Schilder an ihren Gebäuden angebracht werden durften. Über die Verbindung „Regionalpark Quellenreich“ konnte eine finanzielle Förderung für die Maßnahme erreicht werden.

Bei der Auswahl der Gebäude konnte auf Recherchen zurückgegriffen werden, die bereits 1984 der frühere Velburger Schulleiter Rektor Erhard Schneider unternommen hatte, als er Listen mit den Adressen und Hausnamen zusammentrug und diese dann dem Stadtarchiv Velburg überließ, wo sie Archivar Ottfried Schmidt dann weitergab. Zwischenzeitlich wurde das Gros der in Auftrag gegebenen „Hausnamen-Schilder“ an den Objekten angebracht, teils von den Hauseigentümern selbst, teils durch Bedienstete des städtischen Bauhofes.

Frühzeit:Stadt:
Die früheste Erwähnung der Burg Velburg reicht in das Jahr 1110 – 1117 zurück, als ein Edler namens „Chuono de Velburg“ seine Magd Ava nach ministerialem Recht an das Kloster Obermünster in Regensburg übergibt.Den Nachweis für das Stadtrechtsprivileg Velburgs belegt ein Eintrag aus dem Jahr 1410, als Kurfürst Pfalzgraf Ruprecht III. das „burgting und statrecht“ an den Ort Velburg verleiht, worauf durch eine Privilegienbestätigung durch Pfalzgraf Johann verwiesen wird.

Zuletzt wurde nun an einem der wohl markantesten verbliebenen Gebäude aus alter Zeit – dem Hinteren Stadttor – dieses Schild angebracht. In dem Anwesen – Velburg, Neumarkter-Straße 3 – hatte früher Emmaram Seitz seine Schneiderei mit Ladengeschäft. So mancher Velburger hat sich hier seine Hosen oder eine Jacke gekauft. Umgangssprachlich wird das Gebäude, stadteinwärts auf der rechten Seite des nördlichen Stadttores, noch heute als „beim Seitz’n Schneider“ bezeichnet, so nun nachzulsen auf dem Schild.

Objekte vormerken lassen

Wie Bürgermeister Schmid mitteilte, soll diese „Hausnamen-Schild-Aktion“ jetzt aber nicht nur auf den Hauptort Velburg begrenzt bleiben. Auch aus den Ortsteilen wurde dafür Interesse angemeldet, weil es auch hier überlieferte Hausnamen gibt, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Einige dieser Ortsteile, etwa Oberweiling oder auch Dürn, sind urkundlich sogar noch früher erwähnt als Velburg, wie die Geschichtsforschung ergeben hat. Interessierte Bürger aus der Gemeinde können entsprechende Objekte bei der Stadtverwaltung vormerken lassen.