Sagengestalten
Von einem, der auszog, das Gruseln zu lehren

Helmut Schuierer aus Bruck führt in den Raunächten ein Doppelleben: Der brave Bürger spielt einen wilden Teufel.

29.12.2011 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr

Bruck.Er betreibt seit Jahren als Selbstständiger einen Hausmeisterservice für Bruck und Umgebung, hat sich ein Häuschen an einem idyllischen Dorfweiher in Mögendorf gebaut und ist ein hilfsbereiter Mitbürger. Doch Helmut Schuierer führt ein Doppelleben: In den Raunächten verwandelt sich der 40-jährige Brucker in einen Krampus mit langem Gehörn und triefenden Lefzen.

Seit 2007 zieht er mit den „Oberpfälzer Schlossteufeln“ in den berüchtigten Winternächten um Weihnachten los, um mit den Auftritten schaurig-schönen Spaß und Gänsehaut zu verbreiten. Die Raunächte waren schon zu Zeiten der unbeleuchteten Straßen und einsamen Gehöfte gefürchtet, kehrten in diesen Zeiten doch laut Volksglauben die Geister der Verstorbenen zurück, um die Hinterbliebenen aufzusuchen. Um sich gegen diesen Schrecken der längsten Nacht zu wappnen, verkleideten sich die Menschen in der Oberpfalz und angrenzenden Voralpenländern selbst. Auch an diese alten Bräuche möchte die Gruppe der „Oberpfälzer Schlossteufel“ mit ihren Umzügen erinnern. Mit dämonischen Teufelsmasken und heidnisch-mystischen Figuren beleben sie alte Perchtenfiguren wieder.

Schuierer und die Mitglieder der „Schlossteufel“ ließen für ihre Auftritte Kostüme von traditionellen Holzschnitzern und Kürschnern in Österreich anfertigen. Manches Accessoire, teils liebevoll aus Knochen, Hörnern und Fell selbst gebastelt, rundet das Erscheinungsbild der Hexen und Sagengestalten ab.

Erst kürzlich ist Schuierer beim alljährlichen internationalen Krampuslauf in Pullman City wieder in die Rolle des „Teufels“ geschlüpft. Er trieb unter 240 Teufeln, Hexen, Mönchen, Druiden und anderen unheimlichen Gesellen sein Unwesen. Helmut Schuierer „zauberte“ dort mit seinem knorrigen Stab mit dem Ziegenkopf einen Feuerkreis auf die Wege. In seinem dunkelbraunen, zotteligen Krampusfell mit den blutigen Langhörnern ließ er beim Umzug Rauch und Qualm steigen und Funken sprühen. Doch bei all seinen Auftritten achten der Brucker „Teufel“ und seine Kollegen darauf, den Menschen zwar das Gruseln zu lehren, aber sie nicht wirklich zu verschrecken.

Auch bei der letzten Raunacht dieses Winters, am 5. Januar, der Nacht zu Heilig-Drei-König, zieht Helmut Schuierer mit der Truppe der Oberpfälzer Schlossteufel in Beratzhausen wieder los. Mit teuflischen Frazen, wilden Zotteln und lautem Getöse der Schellen und Glocken wird die Truppe auch dort die bösen Geister des Winters vertreiben und den Menschen das Gruseln lehren.