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Vor 30 Jahren: Tödlicher Flugunfall

25.07.2013 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr
Udo Metterlein

Das Schweigen der Lämmer wäre den Neumarkter Bürgern vor 30 Jahren bestimmt wesentlich lieber gewesen als das Brüllen von Düsentriebwerken. Die Bundeswehr hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, militärische Szenarien mit dafür notwendigen Tiefflügen von Jets durchzuspielen – bald regte sich ziviler Widerstand.

Landrat Josef-Werner Bauer ging im übertragenen Sinne auf die Barrikaden und verfasste einen geharnischten Brief an die Staatskanzlei, in dem er die „unmögliche Situation“ in seinem Zuständigkeitsbereich scharf anmahnte. Es könne nicht angehen, dass Starfighter in der Nähe eines Krankenhauses sowie eines Flugplatzes für Hobbyflieger taktische Manöver in geringer Höhe übten!

Hubschrauber bei Röckersbühl

In die Luft gingen im Juli 1983 auch fast sämtliche Bürger der Ortschaften Röckersbühl, Dippenricht, Neuricht und Wolfsricht. Sie befürchteten nämlich, dass in naher Zukunft ständig das Knattern von Hubschrauber-Rotoren die ländliche Idylle stören könnte. Eine Nürnberger Schule für Privathubschrauberführer wollte im Terrain um die Ortschaft Berngau vier Landeplätze für Helikopter schaffen. Die zu erwartende Lärmbelästigung, schimpfte der damalige Bürgermeister Georg Seßler, stelle nicht nur ein vermeidbares Ärgernis sondern gleichfalls eine Bedrohung der Tierwelt dar und beeinträchtige den Erholungswert der Gegend nachhaltig.

Cessna abgestürzt

Ein schreckliches Ende nahm ein Flugunfall, der sich am 24. Juli ereignete. Eine vierköpfige Familie aus dem Landkreis saß in einer Cessna, die von einem 41-jährigen Piloten aus München gesteuert wurde. Auf den Rundflug über Neumarkt hatten sich das Ehepaar und seine beiden Kinder im Alter von zwölf beziehungsweise fünf Jahren schon lange gefreut. Bis zur Landung auf dem Neumarkter Flugfeld verlief alles glatt.

Dann allerdings unterlief dem Mann am Steuerknüppel der einmotorigen Cessna ein Fehler, der ihn dazu zwang, neu durchzustarten. Das Propeller-Flugzeug nahm nicht genug Höhe auf, mit der linken Tragfläche streifte es die Funkantenne der Straßenmeisterei. Dem erfahrenen Piloten gelang es nicht mehr, das trudelnde Flugzeug zu stabilisieren - es prallte an die Westfassade des Landratsamtes und zerschellte.

Er selbst, der Vater, die Mutter sowie die zwölfjährige Tochter starben noch an der Unfallstelle. Der fünfjährige Sohn überlebte als Einziger schwer verletzt. Aus einem herrlichen Sommertag war ein schwarzer Sonntag geworden.

Kaufhaus der Mitte in Nöten

In Sorge waren die Beschäftigten des KDM (Kaufhaus der Mitte) um ihren Arbeitsplatz. Die Belegschaft des ehemaligen Kaufhauses schräg gegenüber vom Rathaus musste Nerven aus Stahl beweisen. Die Hoffnung einer eventuellen Übernahme des maroden Betriebes durch das „Kaufring“-Kaufhaus Hackner rückte in weite Ferne, als „Herren in leitender Position“ von der für den Konkurs verantwortlichen Gesellschaft plötzlich spurlos verschwanden.

„Ganz klar das Werk von Profis“ – da waren sich selbst „alte Hasen“ von der Polizei hundertprozentig sicher. Von einer Baustelle bei Rengersricht war ein Radlader im Wert von 180 000 Mark gestohlen worden. Spuren am Tatort schienen zu zementieren, dass gewiefte Täter das Spezialfahrzeug auf einen Tieflader gepackt und abtransportiert hatten.

Kinder stehlen Radlader

Wenige Tage später gingen Anrufe von besorgten Bürgern ein. Unbekannte, so hieß es, würden mit einem schweren Baufahrzeug durch den Wald in der Umgebung brettern. Die Gesetzeshüter hatten das Diebestrio bald am Schlafittchen – und waren total baff! Denn die vermeintlichen Profis, die den Radlader geklaut hatten, waren Knaben im Alter von zwölf, elf und zehn Jahren! Offenbar war es blanker Zufall gewesen, dass Reifenabdrücke, die tatsächlich von einem Tieflader stammten, in direkter Nähe des ehemaligen Standortes des Radladers gesichert wurden.

Ob den Lausbuben von ihren Eltern der Hosenboden ordentlich stramm gezogen wurde, war trotz intensiver Recherche nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Der zwölfjährige „Chef“ der Bande, der das Vehikel mittels Kurzschluss der Zündung gestartet hatte, konnte nicht sofort dingfest gemacht werden. Er war mit seiner Klasse auf Schulausflug. Vor einem Gefängnisaufenthalt mussten sich die kleinen Strolche natürlich nicht fürchten. Sie waren ja noch nicht strafmündig.